Wiederentdeckter Kunstschatz versteigert:Die "Schlafende Dame" kehrt zurück

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  • Das im Hollywood-Film Stuart Little als Requisite wiederentdeckte Gemälde "Schlafende Dame mit schwarzer Vase" des ungarischen Künstlers Róbert Berény wurde in Budapest für 229 500 Euro versteigert.
  • Käufer ist ein anonymer ungarischer Kunstsammler.
  • Das Gemälde war 90 Jahre lang verschollen und zufällig von einem ungarischen Kunsthistoriker erkannt worden, als dieser mit seiner Tochter Stuart Little ansah.

Die Versteigerung

Das nach 90 Jahren wieder aufgetauchte Ölgemälde "Schlafende Dame mit schwarzer Vase" des ungarischen Malers Róbert Berény ist in Budapest für 229 500 Euro versteigert worden. Käufer sei ein ungarischer Sammler, der nicht genannt werden wolle, teilte das Auktionshaus Virag Judit mit. Die "Schlafende Dame" war für 400 Dollar (etwa 320 Euro) in den Besitz eines Hollywood-Studios gelangt, wo es bei wechselnden Produktionen als Inventarstück an der Wand hing.

Die Entdeckung

So diente das Gemälde in dem Hollywood-Film Stuart Little von 1999 als Wandschmuck. Hunderte Millionen Menschen sahen den Film - aber nur der Budapester Kunsthistoriker Gergely Barki erkannte es im Film wieder.

Barki saß an Weihnachten vor vier Jahren mit seiner kleinen Tochter vor dem Fernseher. In einer Szene ( in dieser Trailerversion bei Minute 2:10), in der sich Geena Davis und Hugh Laurie alias Eleanor und Frederick Little mit ihrem Sohn George und der sprechenden Maus zum Familienfoto aufstellen, entdeckte Barki das Bild im Hintergrund. "Ich traute meinen Augen kaum, als ich Berénys lang verschwundenes Meisterwerk an der Wand hinter Hugh Laurie sah", erzählt Barki im Guardian.

Róbert Berénys "Schlafende Frau mit Schwarzer Vase" ging Ende der 1920er Jahre verloren. Barki, der in der Ungarischen Nationalgalerie arbeitet, wusste sofort Bescheid: Zwar kannte er das Bild nur von einem ausgeblichenen Schwarz-Weiß-Foto aus einer Ausstellung von 1928. Aber "als Forscher kannst du die Arbeit nie sein lassen - auch nicht, wenn du zu Hause Weihnachtsfilme ansiehst".

Barki vermutet, dass es ein jüdischer Käufer 1928 erworben habe, dann aber vor oder während des Zweiten Weltkriegs aus Ungarn fliehen musste - und die "Schlafende Frau" mitnahm.

Der Weg zurück nach Ungarn

Barki fing an zu recherchieren, schickte zahlreiche E-Mails an die Produktionsfirmen Sony und Columbia. Ohne Erfolg. Bis er plötzlich nach zwei Jahren eine Antwort von einer ehemaligen Bühnenausstatterin des Films erhielt. "Sie sagte, das Bild hätte an ihrer Wand gehangen", sagt Barki. Und dass sie es in einem Antiquariat im kalifornischen Pasadena entdeckt und für wenig Geld gekauft hätte. Als sie Sony verließ, verkaufte sie das Bild an einen privaten Sammler, der es nun nach Budapest zu der Versteigerung brachte.

Der Künstler

Der Avantgarde-Künstler Berény (1887-1953), der in der Zeit der Weimarer Republik eine Affäre mit Marlene Dietrich gehabt haben soll, war ein Freund des Psychoanalytikers Sigmund Freud. Er kam früh in Kontakt mit der französischen Künstlerszene und veranstaltete gemeinsame Ausstellungen mit Henri Matisse.

Berénys Enkelin Lidia Szajko, eine Regisseurin aus San Francisco, sagte, das Leben ihres Großvaters wäre "mit der Anerkennung seines Werks leichter gewesen". Sie hoffe, dass der neue Besitzer des Gemäldes es für Ausstellungen herausgebe, "damit viele von uns es genießen können".

© Süddeutsche.de/AFP - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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