Zusammenarbeit von Schule und Eltern:Permanent Sprechstunde

Viele Lehrer klagen über Helikopter-Eltern. Experten fordern dagegen, dass der Austausch zwischen Familie und Schule noch enger werden müsse.

Von Johann Osel

Es war ein mahnender Brief, den der Leiter einer Stuttgarter Grundschule neulich an alle Eltern verschickte. Viele Kinder würden "über gefährliche Parkmanöver" bis vor die Tür chauffiert, ihnen werden die Ranzen bis in die Klasse getragen, gar noch die Hausschuhe angezogen. Und in den Augen vieler Eltern sei permanent Sprechstunde: So werde gar während der Unterrichtszeit darauf gepocht, Gespräche mit Lehrern zu führen, es gebe winkende Eltern an Fensterscheiben.

Wohlgemerkt nicht nur bei den Erstklässlern, auch bei Älteren. Doch geht es nach Experten, muss der Austausch zwischen Familie und Grundschule noch enger werden: mit neuen Konzepten. Stark profitieren könnten davon Kinder mit Migrationshintergrund oder aus sozial schwachen Verhältnissen, schreiben die Forscher vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration in ihrem aktuellen Gutachten.

"Konstruktive Zusammenarbeit" mit Eltern als Basis

Die Autoren werteten dazu vorliegende Studien aus und befragten Schulleiter. Dass Familien regelmäßig Informationen aus der Schule erhalten und eingeladen werden, bei Projekten und Ausflügen mitzuhelfen oder sich in Gremien zu engagieren, ist fast überall Standard. Anders sieht es bei zusätzlichen Materialen zum Lernen zu Hause aus, die Hälfte der Grundschulen bietet das gar nicht oder sehr sporadisch an.

Workshops, Kurse und Seminare für Eltern gibt es nur an jeder vierten Grundschule regelmäßig. Es fehle an passgenauen Angeboten - auch deshalb nutzten Eltern die vorhandenen Offerten insgesamt zu wenig. An Ganztagsschulen gelinge die Einbindung am besten, auch mit Blick auf Zuwanderer.

Die Forscher fordern die Bundesländer auf, den Schulen spezielle Budgets für die Elternarbeit zuzuweisen. Zudem sollten diese Fragen stärker im Lehramtsstudium vorkommen. Denn unabhängig von Herkunft und Status sei eine Basis für Bildungserfolg von Schülern: "konstruktive Zusammenarbeit" mit Eltern. Winken durchs Klassenfenster gehört wohl kaum dazu.

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