Van der Vaart versus Reporter:"Hast du schlecht geschlafen?"

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Nur die Latte: HSV-Kapitän Rafael van der Vaart ärgert sich nach seinem vergebenen Freistoß. (Foto: dpa)
  • Nach der 0:1-Niederlage gegen den VfB Stuttgart verliert der Kapitän des Hamburger SV, Rafael van der Vaart, bei einem Fernsehinterview die Contenance.
  • "Hast du schlecht geschlafen oder was?", blafft der Niederländer den Fragensteller unter anderem an.
  • Der Reporter nimmt es mit Humor.

Von Mathias von Lieben

Rafael van der Vaart ist eigentlich als ruhiger Zeitgenosse bekannt. Auf und neben dem Platz. Doch weil sein Verein, der Hamburger SV, derzeit eine schwache Leistung nach der anderen abliefert, muss der Kapitän als Sündenbock herhalten. Die Fans pfeifen, die Mannschaft schießt kein Tor und schuld an allem soll van der Vaart sein? In so einer angespannten Situation können die kritischen Fragen eines Journalisten nach dem Schlusspfiff das Fass zum Überlaufen bringen.

"Ich meine, du stellst überhaupt Fragen heute. Ich weiß gar nicht was mit dir los ist", blaffte van der Vaart den Fernsehreporter Rolf Fuhrmann unmittelbar nach der 0:1-Niederlage gegen den VfB Stuttgart an. Und fügte hinzu: "Hast du schlecht geschlafen oder was?"

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Trotz einer roten Karte für Verteidiger Niedermeier verteidigt Stuttgart den Sieg in Hamburg und löst sich vom Tabellenende der Fußball-Bundesliga. Augsburg verliert abermals, Köln kann zu Hause nicht gewinnen.

Die fünfte gelbe Karte kassiert, einen Freistoß nur an die Latte geschossen und: den Gegentreffer verschuldet. Beim Niederländer hatte sich einiges aufgestaut.

Fuhrmann nimmt es mit Humor

Fuhrmann dagegen wirkte überrascht ob der konfrontativen Haltung seines Gegenübers. Er könne "ja nichts anderes machen als fragen!", sagte er zu van der Vaart. Doch der wollte sich nicht beruhigen und meckerte weiter. Am Ende des Interviews konnte sich der Reporter ein Schmunzeln nicht verkneifen, bedankte sich aber artig. Der HSV-Kapitän wendete sich von ihm ab und flüchtete in die Kabine. Fuhrmann nahm es auch am nächsten Tag noch mit Humor. So teilte er das zumindest auf Twitter mit:

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Vielleicht war es notwendig, dass ein HSV-Spieler so ein Zeichen setzt. Wenn es schon auf dem Platz nicht gelingt, kann man sich zumindest gegen Journalisten wehren. Wie schon vergangene Saison stecken die Hamburger im Abstiegskampf. Nach 16 Spieltagen haben sie nur neun Treffer erzielt - lediglich drei Teams in der Bundesliga-Historie waren noch harmloser. Zudem wirkt die Defensive instabil, selbst die Möglichkeit eines Heimsiegs scheint derzeit in weite Ferne gerückt.

Die Weihnachtszeit wird in Hamburg wenig besinnlich

Trainer Josef Zinnbauer weist eine schwache Bilanz auf. Er ist zwar anerkannt als Motivationskünstler und Nachwuchsförderer, ihm fehlt bisweilen jedoch die Pragmatik eines Huub Stevens, der mit dem VfB Stuttgart in vier Spielen schon sieben Punkte sammelte. Zinnbauer will die Misere aber nicht an seinem Kapitän festmachen und nimmt van der Vaart in Schutz: "Vor zwei Wochen hieß es noch, er sei nicht aggressiv genug. Jetzt heißt es, er sei zu aggressiv."

Am Wochenende wird Aggressivität vonnöten sein. Die Hamburger müssen zum Vorrundenabschluss am Samstag zu Schalke 04 - ohne ihren Kapitän. Der wird das Spiel von der Tribüne aus verfolgen. Zinnbauer benötigt zumindest einen Punkt, der HSV müsste bei einer Niederlage im schlimmsten Fall auf einem Abstiegsplatz überwintern. Die Weihnachtszeit wird für keinen im Verein besinnlich werden. Für Rafael van der Vaart bleibt zu hoffen, dass er zumindest einen ruhigen Schlaf findet.

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