Kreisklinik Ebersberg:Keine Zeit für Stillstand

Nicht nur an den Gebäuden der Kreisklinik wird weiter gebaut: Auch in medizinischer Hinsicht gibt es viele Pläne.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Der Ebersberger Kreisklinik ist auch in diesem Jahr etwas gelungen, woran die Hälfte der Krankenhäuser in Deutschland scheitert: schwarze Zahlen zu schreiben. Bei 1,5 Millionen Euro liegt das Nettoergebnis, das ist dennoch für Geschäftsführer Stefan Huber nur teilweise Grund zur Freude: Eigentlich hätte er knapp 700 000 Euro mehr erhofft - schließlich braucht die Klinik viel Geld für die großen Pläne, die in den nächsten Jahren realisiert werden sollen. Nicht nur gewaltige Umbauten stehen weiterhin an, auch im medizinischen Bereich wird sich einiges tun: So ist der Ausbau der Intensivstation und der Kardiologie geplant, auch eine interdisziplinäre Akutgeriatrie soll eingerichtet werden.

Dass die Umsatzrendite nicht ganz so ausgefallen ist wie erhofft, liege unter anderem daran, dass die Patientenzahl leicht zurückgegangen sei, erläuterte Huber in der jüngsten Sitzung des Kreistags. Das wiederum hat seine Ursache in den andauernden Sanierungsarbeiten: In diesem Jahr waren drei Operationssäle an der Reihe, weshalb die Kapazitäten geringer waren als sonst.

Engpässe gab es auch auf der Intensivstation. Obwohl die Klinik bereits die Bettenzahl von neun auf 14 erhöht hat, war die Station laut Huber jeden dritten Tag voll ausgelastet. Das hatte zur Folge, dass Intensivpatienten teilweise nicht aufgenommen werden konnten. Eine Erhöhung der Kapazitäten ist daher nach Angaben des Geschäftsführers in Vorbereitung: Bereits im Januar sollen es 16 Betten sein, im Laufe des Jahres wird die Zahl noch einmal auf 18 bis 20 Betten erhöht. Auch das Personal muss aufgestockt werden - und gutes Intensivpersonal sei schwer zu finden, sagte Huber.

Ehrgeizig ist auch der Plan, eine eigene interdisziplinäre Akutgeriatrie einzurichten. Geriatrische Patienten seien sehr schwer in gewöhnlichen Stationen zu betreuen, erläuterte Huber, das sei einer der Gründe für die Einrichtung dieser unfallchirurgisch-internistischen Spezialabteilung. Der Personalschlüssel ist hier höher, die Patienten werden ausschließlich in Zweibettzimmern untergebracht, und es gibt mehr Gemeinschaftsräume für die Patienten. Eine "cash cow", die viel Geld einbringe, sei so etwas freilich nicht, sagte Huber, "allenfalls ein Nullsummenspiel".

Etwas anders sieht es wohl in der Kardiologie aus, wo am 1. November Martin Schmidt das Ruder übernommen hat. Der frühere Oberarzt am Klinikum Bogenhausen wird laut Huber die Elektrophysiologie nach Ebersberg bringen. Diese neue Methode kann unter anderem für die Behandlung von Vorhofflimmern bei Herzkranken eingesetzt werden. Die Patienten werden nach Prognosen des Klinikgeschäftsführers bei weitem nicht nur aus dem Landkreis kommen, er sieht ein Einzugsgebiet mit etwa 620 000 Einwohnern als realistisch an. Im zweiten Quartal 2015 wird die Kreisklinik voraussichtlich mit diesem Angebot starten können.

Gleichzeitig laufen weiterhin die Umbauarbeiten am Gebäude. In einem der nächsten Schritte wird das alte Bettenhaus in Angriff genommen, über dessen mangelnden Komfort laut Huber sehr viele Patienten klagen. Hier gibt es noch die ungeliebten Dreibettzimmer, die zudem in vielen Fällen auch nicht über eine eigene Nasszelle verfügen.

Diese Defizite wird es im Pfarrer-Guggetzer-Haus, das an der Kreuzung der Pfarrer-Guggetzer-Straße mit der Pleiningerstraße errichtet werden soll, nicht mehr geben. Bis das Bettenhaus frisch renoviert ist, werden dort die Patienten untergebracht, danach soll das fünfstöckige Gebäude in Modulbauweise wieder entfernt werden.

Insgesamt sind allein bis 2018 Investitionen in Höhe von 21 Millionen geplant. Die dafür nötigen Kredite nimmt der Landkreis für seine Tochtergesellschaft, die Klinik, auf. Sollte diese Zins und Tilgung aber nicht mehr selbst erwirtschaften können, müsste auch hier der Landkreis einspringen - so sieht es die Satzung vor.

Bei einer Sondersitzung im Februar will sich der Kreistag Gedanken darüber machen, wie das funktionieren könnte. Vertreter aller Fraktionen haben bereits deutlich gemacht, dass sie auf jeden Fall hinter der Klinik stehen - das schönste Kompliment kam am Montag von Kreisrätin Angelika Obermayr (Grüne): "Als vor 27 Jahren mein erstes Kind zur Welt kam, hat mir meine Ärztin explizit abgeraten, in die Kreisklinik zu gehen. Das passiert heute nicht mehr - und ich hoffe, meine Enkel kommen dort zur Welt."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: