Podcast "Serial":Wie ein Krimi, aber echt

Der irre erfolgreiche US-Podcast "Serial" geht an diesem Donnerstag zu Ende. Darin versucht eine Reporterin, den Fall eines Mörders aufzuklären, der womöglich zu Unrecht verurteilt wurde. Wie aus einer traurigen Geschichte ein weltweiter Hype wurde.

Von Karoline Meta Beisel

Auf diesen Donnerstag haben fünf Millionen Menschen gewartet. Sie hoffen, endlich Antwort auf die Frage zu bekommen, die sie seit gut zwei Monaten umtreibt: War er es, oder war er es nicht? An diesem Donnerstag wird die letzte Folge des US-Podcast Serial  veröffentlicht.

Die Journalistin Sarah Koenig und das Team des erfolgreichen This American Life-Radioprogramms haben darin versucht, den Mord an einer Highschool-Schülerin aufzuklären. Einen realen Mordfall, der längst geklärt schien: Der Ex-Freund des Opfers wurde für die Tat verurteilt, er sitzt seit 1999 im Gefängnis.

Koenig zweifelte an seiner Schuld. Das allein ist nun nichts Besonderes, auch andere Reporter forschen vorgeblich gelösten Fällen nach. Neu war, wie Koenig ihr Publikum zwölf Folgen lang bei ihren Recherchen zuhören ließ: bei Telefonaten mit dem Verurteilten, bei Ausflügen zum Fundort der Leiche, bei Gesprächen mit Freunden. Auch an ihren Zweifeln ließ Koenig die Zuhörer teilhaben.

Das echte Leben, erzählt wie eine Fernsehserie: Irre spannend war das. Mehr als fünf Millionen mal wurden die Folgen heruntergeladen oder im Netz gestreamt, kein anderer Podcast war auf iTunes so schnell so erfolgreich.

Die Zuhörer tauschten in Foren Theorien über den Tathergang aus, es gibt einen Podcasts über den Podcast. "Der Podcast, auf den wir gewartet haben", schrieb der New Yorker, und der Guardian verglich den Hype gar mit der Beatlemania.

Aber es gab auch Kritik: Ist es anständig, so in der Geschichte des Opfers herumzuwühlen? Hat die weiße Reporterin ausreichend Einblick in die koreanische und pakistanische Immigranten-Community, aus der Opfer und Täter stammen? Und warum kommt die Familie des Mädchens nicht zu Wort?

Staffel-Ende vor dem Finale

An diesem Donnerstag geht die erste Staffel von Serial zu Ende - was nicht heißt, dass mit einer Auflösung zu rechnen wäre. Von Anfang an sagte Koenig, dass sie selbst nicht wisse, wie ihre Recherche ausgehen wird.

Schon vor Beginn von Serial lief ein Wiederaufnahmeverfahren, im Januar gibt es eine Anhörung dazu. Dass Koenig dieses Finale nicht abwartet, könnte darauf hindeuten, dass sie nicht an eine Wiederaufnahme glaubt. Kann aber auch einfach sein, dass das echte Leben keine eindeutigen Antworten gibt.

Serial, kostenlos abrufbar unter serialpodcast.org.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: