BVB-Unentschieden gegen Wolfsburg:Naldo platzt in die Party

Borussia Dortmund's Immobile and VFL Wolfsburg's Naldo fight for the ball during their German first division Bundesliga soccer match in Dortmund

Wolfsburgs Naldo vermieste Dortmund den Abend

(Foto: REUTERS)

Zwei Tore geschossen, Lob kassiert, allerdings auch zwei Gegentore: Borussia Dortmund investiert in der attraktiven Partie gegen den VfL Wolfsburg viel, steigert sich - muss aber kurz vor Schluss den Ausgleich hinnehmen.

Jos Luhukay hat es getan. André Breitenreiter hat es getan. Und auch Dieter Hecking hat es getan, der Trainer des VfL Wolfsburg, vor dem Gastspiel am Mittwochabend bei Borussia Dortmund. Man treffe auf eine "sehr, sehr gute Mannschaft", verkündete Hecking, er attestierte den Dortmundern große Klasse, so, wie es zuletzt Heckings Kollegen aus Berlin ("phantastische Mannschaft") und Paderborn ("Weltklasse-Mannschaft") getan hatten.

Weder Paderborn noch Berlin hatte das daran gehindert, den Dortmundern einen respektive drei Punkte zu entwenden. Überhaupt gönnen die meisten Bundesligisten den abgestürzten Dortmundern in dieser Spielzeit reichlich Komplimente, aber kaum Zählbares. Und jetzt?

Am Ende wurde es ein 2:2 (1:1), "darauf kann man aufbauen", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp, "auch wenn es sich gerade noch nicht so anfühlt". Die Statistik belegte Klopps Gefühl anschaulich. Dortmund hängt mit erst 15 Punkten weiterhin auf Relegationsplatz 16 fest, im Tabellenkeller. Derart wenig Ertrag haben sie beim BVB - zu diesem Zeitpunkt der Saison - zuletzt vor 27 Jahren erwirtschaftet. Am Samstag wird die Borussia bei Schlusslicht Werder Bremen vorstellig, wenn es schief geht, überwintert Klopps vermeintliche Weltklasse-Auswahl vielleicht auf dem letzten Platz.

Hans-Joachim Watzke hatte vor Anpfiff auch noch etwas gesagt. Der Dortmunder Klubchef dankte dem Publikum per Videobotschaft für den Beistand, die BVB-Fans hatten die Depression ihrer Borussia zuletzt erstaunlich besonnen begutachtet. Sie sollten zunächst belohnt werden.

Die Dortmunder, formiert im zuletzt üblichen 4-1-4-1, stürzten sich gierig auf den Gegner. Und früh im Spiel traf dann tatsächlich der BVB: Mats Hummels dribbelte, passte zu Ciro Immobile, der nahm einmal den Kopf hoch, zwei Mal, flankte exakt so, dass VfL-Verteidiger Ricardo Rodriguez sich vergeblich streckte. Pierre-Emerick Aubameyang rauschte heran und drückte den Ball zum 1:0 ins Netz (8.).

Der BVB durfte sich nun für ein paar Minuten jener Tätigkeit widmen, die aus Dortmunder Sicht in der Liga zuletzt zu kurz gekommen war: pressen und kontern. Gündogan und Aubameyang klauten den Wolfsburgern immer wieder Bälle, sie kombinierten sich ansehnlich vors Wolfsburger Tor, am Ende wuchtete ein VfL-Verteidiger den Ball aber irgendwie aus dem Strafraum.

Immobile mit Wucht

Defensive Schwächeanfälle, wie sie sich die Dortmunder zuletzt immer wieder geleistet hatten, waren zunächst kaum zu besichtigen. Bis zur 29. Minute: De Bruyne schoss einen Freistoß, eine Kernkompetenz des VfL, aus 18 Metern aufs Tor, Dortmunds Torwart Mitchell Langerak erspähte den Ball spät, er war zunächst in die falsche Ecke abgebogen. Der Australier wirkte etwas unglücklich bei diesem 1:1.

Der BVB aber setzte seine Chancenproduktion zunächst fort, leicht irritiert. Kehl lupfte den Ball in den Wolfsburger Strafraum. Während die VfL-Abwehr (erfolglos) auf Abseits hoffte, setzte sich Immobile gekonnt in Szene, er schoss volley - doch er traf nur den linken Fuß des an diesem Abend so starken Torwart Benaglio. Auch dies war eine jener Szenen, die später in die euphorische Kurz-Analyse von VfL-Trainer Hecking einfließen sollten: "Wir haben ein super Spiel gesehen."

Bis zur Pause spielte nur noch Wolfsburg. Und auch in Hälfte zwei änderte sich zunächst wenig. Die Borussia präsentierte sich tatsächlich wie ein Kellerkind. Die Dortmunder liefen, sie liefen hinterher, Wolfsburg kombinierte wie gemalt. Ivan Perisic auf Bas Dost, Dost auf Perisic, Perisic auf Vieirinha, alles im Dortmunder Strafraum, nahezu ungestört.

Nach einigen Minuten aber nahm auch Borussia Dortmund wieder am Spielgeschehen teil. VfL-Torwart Diego Benaglio parierte gegen Immobile (55.), Immobile schoss knapp vorbei (63.). Es schien, als wolle der Italiener das kritische Publikum endlich von seiner Wirkkraft überzeugen. Er wurde belohnt. Der eingewechselte Oliver Kirch klaute Luiz Gustavo den Ball, Immobile übernahm, er schoss aus 20 Metern, er schoss mit aller Wucht, mit eindrucksvoller Körperspannung, so hart, so platziert ins untere Toreck, dass Benaglio einmal machtlos war (77.).

Lange hatte der Zugang aus Genua unter Anpassungsproblemen im BVB-Betrieb gelitten, in der Bundesliga waren ihm bei elf Einsätzen nur zwei Tore geglückt. Nun aber schrie er seine Anspannung heraus, klatschte erst die Anhänger am Zaun ab, dann seinen Trainer Jürgen Klopp. Das Tor wirkte wie ein Akt der Befreiung für den 24-Jährigen - doch die Dramaturgie des Abends wandelte sich noch einmal.

Denn der VfL blieb sachlich, in Kenntnis der Dortmunder Fehleranfälligkeit. Diesmal vergaß Sebastian Kehl bei einem Eckball, einen Wolfsburger zu beschatten: ausgerechnet Naldo. Der Kopfball-Spezialist. Problemlos platzierte Naldo den Ball im Netz. 2:2 (86.) - bald darauf der Abpfiff. Für Jürgen Klopp war es "ein nicht unverdienter Punktgewinn" für die Gäste, man dürfe ja nicht vergessen: "Wolfsburg hat einfach brutale Qualität."

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