Terrordrohungen wegen "The Interview":Sony sagt Start von Nordkorea-Film ab

  • Sony Pictures sagt den Filmstart der Nordkorea-Komödie "The Interview" in den USA ab.
  • Zuvor hatte eine Mehrheit der US-Kinobetreiber entschieden, aus Angst vor Terroranschlägen aus Nordkorea den Film nicht zu zeigen.
  • US-Ermittler sind laut CNN und New York Times überzeugt, dass Nordkoreas Regierung den Befehl für die Hacker-Angriffe auf Sonys Server gab.

Filmstart von "The Interview" abgesagt

Nach Terror-Drohungen gegen Vorführungen des umstrittenen Films "The Interview" hat das Filmstudio Sony Pictures den Kinostart abgesagt. "Angesichts der Entscheidung einer Mehrheit unserer Kinobetreiber, den Film "The Interview" nicht zu zeigen, haben wir beschlossen, den für den 25. Dezember geplanten Kinostart abzusagen", zitierten US-Medien aus einer Mitteilung des Filmstudios.

US-Präsident Barack Obama empfahl den Amerikanern, trotz aller Drohungen "ohne Angst ins Kino" zu gehen. Vorerst seien die Drohungen nicht glaubwürdig, deutete er am Abend in einem Interview von ABC News an. "Wir bleiben wachsam, und wenn wir etwas sehen, das bedrohlich und glaubwürig aussieht, werden wir die Öffentlichkeit warnen", sagte er.

"Wir respektieren und verstehen die Entscheidung unserer Partner und teilen auch ihr vorrangiges Interesse an der Sicherheit ihrer Angestellten und Kinobesucher", begründete Sony die Entscheidung zum Rückzug. Zudem habe sich Sony auch gegen jede andere Form der Veröffentlichung des Films entschieden, sei es als Video auf privaten Kabelkanälen oder auf DVD, zitierte das Magazin "Variety" eine Sony-Sprecherin. In Deutschland sollte der Film, dessen Produktion etwa 35 Millionen Euro gekostet hat, im Februar anlaufen.

Terrordrohungen spielten auf 9/11 an

Zuvor hatten zahlreiche große Kino-Ketten in Nordamerika mitgeteilt, den Film nicht zeigen zu wollen, indem zwei amerikanische Journalisten im Auftrag der CIA den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-Un bei einem Interview töten sollen. Die für Donnerstag geplante New Yorker Premiere war bereits abgesagt worden. Wie der Hollywood Reporter berichtete, verzichtet das Landmark's Sunshine Cinema darauf, den Film zu zeigen. Die Angreifer hätten in E-Mails an Reporter konkrete Drohungen mit Verweis auf den 11. September 2001 veröffentlicht.

US-Ermittler vermuten Regierung in Pjöngjang als Auftraggeber

Die amerikanischen Geheimdienste sind offenbar überzeugt, dass die nordkoreanische Regierung eine "entscheidende Rolle" bei den Hacker-Angriffen auf Sony Pictures gespielt habe. Der New York Times zufolge wird im Weißen Haus noch darüber debattiert, Nordkorea öffentlich für die Tat zu beschuldigen. Der Nachrichtensender CNN berichtet, eine enstprechende Ankündigung könnte bereits am heutigen Donnerstag erfolgen.

Große Hacker-Attacke auf Filmstudio im November

Die Drohungen rund um den Film stammten vermutlich von denselben Personen, die Ende November die Computersysteme von Sony Pictures angegriffen hatten, berichtete das Wall Street Journal. Dabei war es den Hackern in einer beispiellosen Aktion gelungen, flächendeckend auf die Datenbestände des Konzerns zuzugreifen. Über Tage war der IT-Betrieb von Sony Pictures lahmgelegt. Das Heimatschutz-Ministerium der USA habe allerdings keine Hinweise auf Pläne für gezielte Terror-Angriffe auf Kinos, hieß es in den Berichten.

Die Hacker kopierten Tausende interne Dokumente und veröffentlichten die Unterlagen zum Teil im Internet. Darunter sind brisante Details wie interne E-Mails und persönliche Daten von Filmstars. Auch ein Drehbuch zum neuen James-Bond-Film "Spectre" wurde kopiert und war teilweise im Netz verfügbar. Die Daten von Tausenden Mitarbeitern wurden gestohlen und deren PCs beschädigt. Die Hacker stellten Daten zu Produktionskosten und Erlösen von Sony-Filmen, Gehälter von Schauspielern und Adressen von Mitarbeitern ins Netz.

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