Obamas sprechen über Rassismus:Der Präsident als Kellner

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Michelle und Barack Obama. Nun haben sie über ihre Erfahrungen als Schwarze gesprochen. (Foto: AFP)
  • Barack und Michelle Obama haben im People-Magazin über ihre persönlichen Erfahrungen als Schwarze in den USA gesprochen.
  • Die First Lady erzählte, wie sie einmal für eine Supermarktverkäuferin gehalten wurde, ihr Mann ein anderes Mal für einen Kellner.
  • Auch der heutige US-Präsident selbst erinnert sich in dem Interview an solche Verwechslungen.

Obamas erzählen über Erfahrungen als Schwarze

Barack Obama ist der erste schwarze Präsident der USA. Doch viele Schwarze sind enttäuscht, denn Obama war nie der Präsident der Schwarzen. Er hat immer wieder betont, dass er der Präsident aller Amerikaner sei, Rassismus war nie eines seiner zentralen politischen Themen. Gerade nach umstrittenen Jury-Entscheidungen in den Todesfällen von Michael Brown in Ferguson und Eric Garner in New York wünschen sich die Afroamerikaner mehr Solidarität und deutlichere Worte von Obama

Vor einigen Tagen dann sagte er in seinem ersten TV-Interview mit dem Sender BET, der sich vor allem an Schwarze richtet: "Der Rassismus ist tief verwurzelt in der amerikanischen Gesellschaft." Doch auch dieses Interview machte deutlich, in welchem Zwiespalt sich Obama befindet: Der Präsident zeigte seine Sympathie für die jungen Aktivisten, die seit Monaten in Ferguson und in Dutzenden anderen Städten protestieren.

Diese hätten ihm auch geschildert, dass sie sich drangsaliert und ständig verdächtigt fühlten. "Dieses Gefühl kenne ich, so ging es mir mit 17 oder 18 auch", sagte Obama. Doch persönlicher und leidenschaftlicher werden wollte er bei BET nicht. Nun haben der US-Präsident und seine Frau Michelle in einem Interview mit dem People-Magazin auch über ihre persönlichen Erfahrungen als Schwarze gesprochen.

US-Präsident wurde schon für Parkwächter gehalten

Die First Lady erzählt, wie sie einmal bei einem Termin in einer Filiale der Supermarktkette Target für eine Angestellte gehalten wurde. "Die Frau fragte mich, ob ich ihr helfen könne, etwas aus dem Regal zu holen." Derlei Dinge passierten eben im Alltag der Schwarzen in den USA, sagt sie. Ihr Mann sei in der Vergangenheit einmal bei einer Gala für den Kellner gehalten worden. "Er trug einen Smoking bei dem Dinner und jemand fragte ihn, ob er einen Kaffee haben könne."

Auch der heutige US-Präsident selbst erinnert sich in dem Interview an derlei Verwechslungen. "Es gibt wohl keinen arbeitenden Schwarzen in meinem Alter, der nicht schon einmal aus dem Restaurant gekommen ist und einen Autoschlüssel in die Hand gedrückt bekommen hat", sagt er. Auch er selbst sei schon einmal für den Parkwächter gehalten worden. Mit ihren Töchtern Sasha und Malia sprächen sie über Rassismus, seit diese klein waren, berichtet das Präsidentenpaar.

Es sei aber nun eine Sache, für einen Kellner gehalten zu werden, sagt Obama. Eine völlig andere, weitaus gefährlichere: Jugendliche, die fälschlicherweise für Kriminelle gehalten würden - und dies womöglich mit dem Leben bezahlten.

Obama erlebte, was alle schwarzen Männer erfahren

Diese Beispiele Obamas gleichen Aussagen, die der US-Präsident schon früher gemacht hat, wenn ihn aktuelle Entwicklungen zwangen, sich über das Verhältnis von Schwarzen und Weißen zu äußern. Im Juli 2012 sagte er über den zuvor in Florida erschossenen Teenager Trayvon Martin: " Vor 35 Jahren hätte ich Trayvon Martin sein können." Damals sprach Obama über persönliche Erfahrungen:

"Es gibt sehr wenige afroamerikanische Männer, die noch nicht die Erfahrung gemacht haben, beim Einkaufen in einem Geschäft vom Sicherheitspersonal verfolgt zu werden. Das ist mir auch passiert. Es gibt sehr wenige afroamerikanische Männer, die noch nicht die Erfahrung gemacht haben, dass sie eine Straße überqueren und hören, wie Autotüren verriegelt werden. Das habe ich auch erlebt - zumindest bis ich Senator wurde. Und es gibt sehr wenige afroamerikanische Männer, die noch nicht die Erfahrung gemacht haben, dass sie in einen Aufzug steigen und bemerken, dass die Frau gegenüber aufgeregt ihre Handtasche umklammert und den Atem anhält, bis sie aussteigen kann. Das passiert oft."

Das Interview der Obamas mit dem People-Magazin enthält also nicht die eindeutigen Worte der Solidarität, die sich viele Schwarze wünschen und die Intellektuelle wie Jelani Cobb und Ta-Nehisi Coates fordern. Doch sie könnten weiße Leser und Leserinnen darauf aufmerksam machen, wie der Alltag der Schwarzen in den USA aussieht.

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