Annäherung zwischen Kuba und USA:Franziskus, der Vermittler

Papst Franziskus

Papst Franziskus mischt sich gerne ein.

(Foto: Jamal Nasrallah/dpa)
  • Papst Franziskus hat US-Präsident Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro einen Brief geschrieben - mit historischen Folgen.
  • Der Pontifex soll bei der Annäherung der beiden bisher verfeindeten Staaten eine große Rolle gespielt haben.

Reger Austausch mit Staatschefs

"Hallo, hier ist Papst Franziskus." Regelmäßig haben die unterschiedlichsten Menschen plötzlich den Pontifex persönlich in der Leitung: Mit einem jungen Fußballfan und einem Pfarrer telefonierte Franziskus, italienischen Nonnen sprach er aufs Band. Der Papst geht gerne den kurzen Dienstweg, hört sich die Sorgen der Menschen am liebsten ungefiltert an. Doch Jorge Mario Bergoglio, wie das Oberhaupt der katholischen Kirche mit bürgerlichem Namen heißt, ruft nicht nur Privatpersonen an. Auch mit Staatschefs scheint er im regen Austausch zu stehen - und mischt sich in heikle politische Situationen ein.

US-Präsident Barack Obama und Kubas Staatschef Raúl Castro erhielten im vergangenen Jahr beide ein persönliches Schreiben von Franziskus. Darin habe er die beiden Politiker aufgefordert, "humanitäre Probleme von gemeinsamem Interesse zu lösen, darunter die Lage von gewissen Gefangenen, um eine neue Phase in den Beziehungen beider Seiten einzuleiten".

Ein historisches Telefonat

Sowohl die US-Regierung als auch die kubanische Führung ließen übereinstimmend mitteilen, dass der Pontifex bei der Annäherung der verfeindeten Staaten eine große, wenn nicht sogar die zentrale Rolle gespielt habe. So hatten die Geheimgespräche über eine Annhäherung nach Angaben von US-Regierungskreisen bereits im Frühjahr 2013 begonnen.

Die Einbindung von Franziskus habe den Annäherungsprozess entscheidend vorangetrieben. Delegationen beider Länder hätten sich - neben sieben Treffen in Kanada, die kanadische Regierung trat ebenfalls als Vermittler auf - mehrmals zu Geprächen im Vatikan getroffen. Zuletzt hatten Delegationen aus Washington und Havanna im Vatikan verhandelt. Obama und Castro hatten sich auch eine Stunde lang am Telefon unterhalten.

Während die Welt nun also mit Interesse und Erleichterung auf die Annäherung zwischen den USA und Kuba blickt, hat der Vermittler aus dem Vatikan gestern seinen 78. Geburtstag gefeiert. 13 000 Menschen kamen dafür zur Generalaudienz auf den Petersplatz in Rom und brachten dem Geburtstagskind Kuchen, Plakate und Luftballons mit. Franziskus wurde gutgelaunt mit einem Becher Mate-Tee in der Hand in der Menschenmenge fotografiert. Dort fühlt er sich schließlich am wohlsten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: