SPD-Politiker in Dortmund:BVB für Schwiegermutti

Ein SPD-Politiker aus Dortmund will vom Sozialamt ein Sky-Abo für seine Schwiegermutter. Als der Antrag abgelehnt wird, beschimpft er den Sachbearbeiter. Neben 1300 Euro Strafe droht ihm auch der Parteiausschluss.

Von Bernd Dörries

Die Ortsvereinsvorsitzenden der SPD im Ruhrgebiet waren früher kleine Könige im Revier. In ihrem Revier. Sie konnten schon mal einen Job in der Verwaltung vermitteln oder eine Wohnung. Ihre Macht hat nachgelassen in den vergangenen Jahren, auch wenn das offenbar noch nicht jeder gemerkt hat.

Heinrich Steinmeier ist seit vier Jahrzehnten in der Partei und Vorsitzender des Dortmunder SPD-Ortsvereins Bövinghausen. Vor einem Jahr wandte er sich an das örtliche Sozialamt mit der Bitte, für seine Schwiegermutter doch ein Abonnement für den Bezahlsender Sky zu übernehmen. Die sei leider bettlägerig, aber ein großer Fan der Borussia, weshalb es doch schön wäre, wenn sie jedes Spiel im Fernsehen gucken könnte.

"Sie ist doch BVB-Fan"

Das Sozialamt lehnte den Vorschlag ab, woraufhin Steinmeier zum offiziellen Briefpapier griff und ein Schreiben an das Sozialamt und den SPD-Oberbürgermeister Ulrich Sierau verfasste. "Dieser Mann muss aus der Verwaltung der Stadt Dortmund entfernt werden. Dieser Mann gehört in das System einer SS-Verwaltung", schrieb Steinmeier über den Mitarbeiter des Sozialamtes. Dreizehn Jahre war der Lokalpolitiker selbst ehrenamtlicher Richter, zu tieferen Einsichten hat das offenbar nicht geführt. Das Landgericht verurteilte Steinmeier wegen Beleidigung zu 1300 Euro Strafe, der Angeklagte gab sich uneinsichtig: "Sie ist doch BVB-Fan", sagte er über seine Schwiegermutter.

Die SPD überlegt nun, den Ortsvereinsvorsitzenden aus der Partei auszuschließen. "Das lassen wir ihm nicht durchgehen, er hat eine Führungsfunktion, und solche Äußerungen sind für die Partei unhaltbar", sagte die örtliche Landtagsabgeordnete Nadja Lüders.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: