"Winnetous Weiber" in der ARD:Irrer Ritt

Josephine Busch und Floriane Daniel (rechts) in der ARD-Sendung "Winnetous Weiber".

Winnetous Weiber in der ARD: Nora (Josephin Busch) und Gabriele (Floriane Daniel, re.) entdecken alte indianische Traditionen wieder.

(Foto: Katrin Knoke/ARD Degeto)

Allein der Ansatz, dass Frauen sich für Winnetou interessieren, scheint für die ARD eine verwegene Aushebelung der Geschlechtergrenzen zu sein. Zum Ausgleich, so scheint es, ist die gesamte Handlung des TV-Films "Winnetous Weiber" eine tiefe Verneigung vor herkömmlichen Frauenklischees.

Von Laura Hertreiter

Die Ankündigung klingt nach einer kleinen Revolution: "Bislang wurde der Name Winnetou nicht unbedingt mit Frauenpower assoziiert. Nach diesem Film dürfte sich das ändern", schreibt die ARD über ihre Samstagabendkomödie. Unterhaltung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ohne Rollenklischees? Das klingt erst einmal schön. Dass den Zuschauer statt Revolution allerdings komplett überzeichnete Männer- und Frauenfiguren erwarten, macht schon der Titel allzu deutlich: In Winnetous Weiber geht es um fünf Frauen auf Karl-May-Fanreise durch den Filmschauplatz Kroatien.

In einer zusammengewürfelten Reisegruppe pilgern sie zum Gedenken an die legendären Filme um den berühmten Häuptling auf Pferden von Drehort zu Drehort und reiten dabei von einer Klischeefalle in die nächste.

Da sind etwa die überforderte Business-Frau, die in der Prärie mit ihrem Handy nach Empfang wedelt und unter Panikattacken leidet. Die überforderte alleinerziehende Mutter, die über ihren Exmann zetert. Und natürlich die überfordernde spätpubertäre Tochter, die sich wenig überraschend in den Macho-Tourguide namens Alejandro (sprich: Alechandrrro, gespielt von Marko Petric) verliebt. Außerdem noch die resolute Witwe, die mit dem Verstreuen der Asche ihres Mannes überfordert ist (Maren Kroymann) und die schöne, junge Assistentin und Geliebte dieses Mannes (Teresa Weißbach).

Diese fünf und Cowboy Alechandrrro ziehen zankend durch die kroatische Pampa. Witwe und Geliebte streiten aus naheliegenden Gründen. Die Tochter zofft sich wegen Geldfragen mit der Mutter. Die Mutter mit der Tochter, weil die zum Vater ziehen will.

Sonnenuntergang darf nicht fehlen

Irgendwann sind sie alle verkracht, die hysterischen Protagonistinnen, die schon im Titel völlig zu Recht Weiber heißen. Gute Geschichten brauchen eben Konflikte, diese Regel scheinen die Macher über die Maßen zu beherzigen.

Allein der Ansatz, dass Frauen sich für Winnetou-Filme interessieren, scheint für die ARD bereits eine sehr verwegene Aushebelung der Geschlechtergrenzen zu sein. Zur Wiedergutmachung dieser mutigen Eskapade, so scheint es, ist die gesamte Handlung eine tiefe Verneigung vor den herkömmlichen Frauenklischees. Eine aufrichtige Entschuldigung.

Die Frauengruppe erlebt neben all dem Gestreite einige naheliegende Wildwest-Abenteuer im Osten Europas: Banditen, Giftschlangen, entlaufene Pferde, Schüsse aus der Silberbüchse. So lange, bis alle gemeinsam und glücklich: in den Sonnenuntergang reiten.

Winnetous Weiber, ARD, Samstag 20.15 Uhr.

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