Neue Gebühr bei Banken:Wer Münzen einzahlt, muss dafür zahlen

  • Viele Banken verlangen in Zukunft eine Gebühr, wenn jemand Münzen einzahlen möchte.
  • Hintergrund ist, dass sich die Bundesbank mehr und mehr aus der Versorgung mit Hartgeld zurückzieht.

Von Harald Freiberger

Die Neuerung kommt etwas bürokratisch daher. "EU-Verordnung zur Prüfung und wieder Inverkehrgabe von Bargeld" nennt sich das Regelwerk aus Brüssel, das schon seit einigen Jahren in Kraft ist, aber erst in einigen Tagen seine volle Wirkung entfaltet. Es geht darum, wie Banken mit Münzen umzugehen haben, die ihnen Kunden bringen. Das klingt unspektakulär, hat aber Folgen. Denn letztlich führt die Verordnung zu einer neuen Gebühr: Wer Münzen einzahlt, muss künftig bei vielen Banken blechen.

Die "Bargeldprüfverordnung", die die Deutsche Bundesbank umsetzt, tritt zum 1. Januar voll in Kraft. Sie sieht vor, dass Banken auch Münzen auf Fälschungen prüfen oder prüfen lassen müssen, so wie es bisher schon bei Geldscheinen vorgeschrieben war. Es gab dafür eine dreijährige Übergangsfrist, in der die Institute ihre alten Automaten zum Einzahlen von Münzen verwenden durften. Vom neuen Jahr an aber ist damit Schluss. Zugelassen sind nur zertifizierte Geräte, die den Sicherheitscheck erledigen können. Und das bedeutet für die Banken: investieren.

Der Sparkassenverband hat ausgerechnet, dass für ein mittelgroßes Institut Kosten von 400 000 Euro anfallen. Allein eine neue "Bandstraße", die Münzen sammelt, sortiert und auf Sicherheit prüft, kostet 200 000 Euro. Die Sparkasse Duisburg etwa beziffert ihre Kosten für die "Hartgeldannahme" 2015 auf 672 000 Euro - fast doppelt so viel wie in diesem Jahr mit 367 000 Euro.

Fünf Euro für jeden Kunden, der Münzen vorbeibringt

In jeder der 47 Filialen gibt es Einzahlautomaten, die nun schrottreif sind. Die Sparkasse lagert das Zählen und Prüfen von Münzen an ein Werttransportunternehmen aus. Kunden müssen für jede Einzahlung künftig eine Gebühr von fünf Euro zahlen. Bisher waren bis zu 600 Münzen gratis. Für Kaufleute, die jeden Abend ihre Einnahmen vorbeibringen, läppert sich das auf 150 Euro im Monat.

Auch andere Sparkassen in Nordrhein-Westfalen werden eine solche Gebühr erheben. Der Sparkassenverband will zwar keinen flächendeckenden Trend erkennen, doch viele Institute werden ihre Kunden zur Kasse bitten. Die Stadtsparkasse München, die den Umgang mit Münzen schon vor Jahren an einen Dienstleister auslagerte, verlangt künftig von Gewerbekunden 1,50 Euro statt bisher 0,50 Euro für jede Einzahlung am Automaten.

Hintergrund ist, dass sich die Bundesbank mehr und mehr von der Versorgung mit Hartgeld zurückzieht. Früher konnten Läden ihre Einnahmen in den Filialen der Landeszentralbanken einzahlen, doch von denen sind viele geschlossen. Münzen bekommen Banken von der Bundesbank auch nicht mehr in kleinen Stückelungen, sondern nur noch in Form eines Containers, der 700 Kilo wiegt.

Banken sehen in der Prüfung der Sicherheit von Münzen eine Schikane. 2013 registrierte die Bundesbank lediglich 52 000 Münzfälschungen. Maximaler Schaden: 104 000 Euro. "Brüssel löst damit ein Problem, das gar keines war", sagt ein Sprecher des Sparkassenverbands. "Angesichts des potenziellen volkswirtschaftlichen Schadens könnte man von einer leichten Überreaktion der EU sprechen."

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