Probleme bei Borussia Dortmund:Zur Kur nach La Manga

SV Werder Bremen v  Borussia Dortmund - Bundesliga

Jürgen Klopp muss seine Spieler wieder aufpäppeln. Am besten in der spanischen Wintersonne.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Der beispiellose Absturz des BVB lässt Böses befürchten. Vieles wird sich für die Dortmunder im Januar im Trainingslager entscheiden. Dort müssen sie finden, was verloren ging: Kreativität, Handlungsschnelligkeit und die alte Urkraft zum Überfall des Gegners.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Die Mechanismen der Zunft werden nicht greifen. Der Trainer wird nicht gehen müssen, obwohl er gerade fast die schlechteste Hinrunde der Klubgeschichte zu verantworten hat. Obwohl die Fallhöhe einmalig ist: Aus dem Champions-League-Finale 2013 im Londoner Wembley-Stadion zum Überwintern 2014/15 auf einem Abstiegsplatz. Tief im Keller der Bundesliga, hinter den Teams aus Paderborn oder Mainz.

Reicht Jürgen Klopp nicht freiwillig seine Demission ein, womit nicht zu rechnen ist, wird er am 31. Januar in Leverkusen als Trainer von Borussia Dortmund wieder auf der Bank sitzen. Er wird versuchen, ausgerechnet im Stadion der grundaggressiven Bayer-Elf eine Aufholjagd zu starten. Diesen Willen zum Comeback hat Klopp direkt nach dem 1:2 in Bremen geäußert. Und das ist gut so. Zumindest für die Dramaturgen der Bundesliga.

Ob es für Borussia Dortmund gut ist, muss sich weisen. Die Mannschaft wirkt müde, ausgelaugt, ideenarm. Zumindest auswärts, wo es Widerstand gibt. Wo es viel schwerer zu spielen ist als daheim vor der Südtribüne. Der Akku der Borussia ist leer. Nicht eindeutig zu klären ist, worauf der Energieverlust zurückzuführen ist. Ist es nur eine kurzfristige Folge der WM? Und zudem eine Häufung unglücklicher Umstände, von Rückenleiden über Muskelbeschwerden bis hin zum Verlust des Stürmers Robert Lewandowski an den FC Bayern?

Das Finale in einem Ermüdungsprozess?

Oder ist doch das Finale in einem langwierigen Ermüdungsprozess zu bestaunen? Das sich abzeichnende Ende einer der attraktivsten Klub-Trainer-Beziehungen, die die Bundesliga je hatte? Gekrönt von den Meisterschaften 2011 und 2012.

Aus all diesen Fragen wird die Liga in der Rückrunde ihre Spannung beziehen. Woraus sonst? Oben zieht der FC Bayern einsam und schön anzusehen seine Kreise. Und die Frage, ob hinter Wolfsburg nun Leverkusen, Schalke oder Gladbach Dritter wird, wird die Republik kaum elektrisieren. Die Dramaturgie spitzt sich also immer mehr auf das Schicksal der Dortmunder zu. Auf die Beobachtung, ob Jürgen Klopp - dieser durch seine Eloquenz lange im Fußball als nahezu allwissend geltende Trainer - aus dieser Ergebniskrise einen Ausweg findet.

Für jene, die es schon vergessen haben: Auch die Bayern haben ihre Rückkehr in die Weltspitze zu einem Teil dem Trainer Klopp zu danken. Zumindest indirekt. Der Titelräuber diente den Münchnern als Reibungsfläche. Als Motivation, sich noch mehr anzustrengen. Noch mehr zu investieren, um wieder Nummer 1 zu werden. Auch über diese Herausforderung, in diesem Duell, sind die Beine der Borussen müde geworden. Sie haben in Dortmund nicht das Kapital, um so viele neue Weltklassebeine wie die Münchner hinzuzukaufen.

Ab in den Urlaub heißt es, wenn die Lage verfahren ist. Deshalb wird sich für die Borussen alles im Januar in La Manga del Mar entscheiden. Im Trainingslager in Spanien müssen sie finden, was verloren ging: Kreativität, Handlungsschnelligkeit und jene Urkraft zum Überfall des Gegners auf dem Rasen. Das alles hat den Klopp-Fußball geprägt. Es hat die Mannschaft bis zur Erschöpfung gefordert. Und jetzt befindet sie sich in einer fast schizophrenen Situation. Denn Klopp muss in La Manga zweigleisig planen: Er muss den Kader zugleich auf ein Achtelfinale der Champions League gegen Juventus Turin einstimmen - und auf den Kampf gegen den Abstieg in der Liga. Das kann eine Mannschaft wieder zusammen bringen. Und es kann sie überfordern. "Wir werden erbitterte Jäger sein", hat Klopp wenige Minuten nach der ernüchternden Niederlage in Bremen versprochen. Alles deutet darauf hin, als gebe er - trotz jüngst einiger resignativer Formulierungen - noch nicht auf.

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