BVB-Niederlage in Bremen:"Ich würde uns nicht abschreiben"

Borussia Dortmund's Hummels reacts while Werder Bremen's players celebrate after their German Bundesliga first division soccer match in Bremen

Kann die Fußballwelt nicht verstehen: Dortmunds Mats Hummels

(Foto: Fabian Bimmer/Reuters)

Die Vorrunde ist vorbei. Das ist die gute Nachricht für Borussia Dortmund. Alles andere gibt wenig Hoffnung. Nach der verstörenden Niederlage in Bremen liefert BVB-Trainer Jürgen Klopp eine ganz eigene Sicht auf die Krise.

Von Frank Hellmann, Bremen

Es hat mitleiderregend ausgesehen, wie Mats Hummels dort unten alleine auf dem Rasen kauerte. Die Hände über dem Kopf verschränkt, die Beine von sich gestreckt. Eine geschlagene Minute saß der Dortmunder Weltmeister am Mittelkreis, und irgendwann beschloss der Verteidiger auch noch, unter dem schwarz-gelben Trikot zu verschwinden.

Wenn es ein Sinnbild der Enttäuschung im Bremer Weserstadion gab, dann wurde es von Mats Hummels geliefert. Erstaunlicherweise war der Innenverteidiger denn auch der Einzige, der sich später im Kabinentrakt den Fragen nach dem 1:2 (0:1)-Nackenschlag beim SV Werder stellte. "Wir haben auswärts die schlechteste Runde gespielt, die man sich ausmalen kann", räumte der 26-Jährige ein. "Zuhause haben wir es in den letzten Wochen gut hingekriegt, aber auswärts gar nicht. Es ist schon erstaunlich, wie mies wir da sind. Wir stehen zu Recht da unten."

Die Westfalen haben es nun schriftlich, sie überwintern nach den Bremer Toren von Davie Selke (3.) und Fin Bartels (62.) auf einem Abstiegsplatz. Hummels, dem das Anschlusstor zum 1:2 per Flugkopfball (69.) gelungen war, findet den Fakt zwar alarmierend, widerspricht jedoch der Einschätzung, dass die Elf der Borussia den Kampf gegen den Abstieg noch immer nicht angenommen habe: "Leidenschaft und Einstellung sind nicht das Problem." Sondern? Der körperliche Zustand der BVB-Kicker. Hummels: "Fast jeder hatte mit einer Verletzung zu tun. Kaum einer ist bei hundert Prozent. Und auch für mich wäre es mal eine interessante Erfahrung, schmerzfrei zu sein."

Interessant allemal, dass auch Jürgen Klopp in einem ausführlichen Erklärungsversuch auf der Pressekonferenz zuvorderst die körperlichen Defizite für das erneute Scheitern anführte: "Keiner hat zuletzt das für die Bundesliga notwendige Training durchgeführt. Wir aber leben vom Training. Uns fehlt jede defensive Stabilität - das ist das Problem." Als Beispiel taugte das frühe Bremer Führungstor: Ein einfacher Pass von Santiago Garcia hebelte die Abwehr aus, Selke schloss im Stil eines Klassestürmers am machtlosen Torwart Mitch Langerak ab.

Klopp kommentierte den Vorrunden-Absturz pragmatisch wie ironisch: "Stand heute ist das eine Katastrophe - es geht trotzdem weiter. An vielen Orten wird die Stimmung dramatisch besser sein als in Dortmund. Es gibt nur eine extrem gute Nachricht: Die Vorrunde ist vorbei. Ich würde uns nicht abschreiben, aber dass wir jetzt dastehen wie die Vollidioten, das geschieht uns recht." Der emotionale Einpeitscher schloss persönliche Konsequenzen kategorisch aus: "Das ist nicht die beste Phase meiner Karriere." Aber es sei eine Herausforderung, "als Trainer einer vermeintlichen Spitzenmannschaft den Abstiegskampf zu bestehen".

Wie eine Woche zuvor beim 0:1 in Berlin

Der 47-Jährige versucht, die zehnte Saisonniederlage im Bundesliga-Betrieb (die siebte davon auswärts) fast fatalistisch abzuhaken: "Wir hätten auch mit einem Sieg aus einer bescheidenen Hinrunde keine Weltklasse-Halbserie gemacht." Aber warum blieben die Gäste trotz einer Scheinüberlegenheit mit 68 Prozent Ballbesitz so vieles schuldig? Das Team betätigte sich wie eine Woche zuvor beim 0:1 in Berlin auch in Bremen als willkommener Aufbauhelfer für einen anderen Krisenklub.

In die Rückrunde starten die Dortmunder in Leverkusen. Sofort eine hohe Hürde, aber Klopp hofft auf die Kraft des Trainingslagers im Januar: "Man kann im Abstiegskampf stabiler sein - und das werden wir zu 100 Prozent hinkriegen." Klopp gibt sich energisch: "Das Ding ist nicht vorbei. Ich glaube fest daran, dass Licht am Ende des Tunnels angeht."

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