Wegen Darlehensrückzahlung:HSV in Not

Klaus-Michael Kühne

Fordert 25 Millionen Euro vom Hamburger SV zurück: Mäzen Klaus-Michael Kühne (Archivbild)

(Foto: Axel Heimken/dpa)

Geldgeber Klaus-Michael Kühne hat offensichtlich die Lust an seinem Lieblingsverein verloren. Der Unternehmer verlangt 25 Millionen Euro vom Hamburger SV zurück. Für die kommende Saison ist deshalb sogar die Bundesliga-Lizenz in Gefahr.

Von Jörg Marwedel, Hamburg

Der Sportdirektor Bernhard Peters ist beim Hamburger SV gerade dabei, völlig neue Bedingungen für die Nachwuchs- und Trainerarbeit zu schaffen. Billig ist das alles nicht, aber der frühere Hockey-Bundestrainer sagt, er werde seine auf die Zukunft gerichtete Arbeit machen, bis jemand "Stopp" sage. Bis zum Sommer arbeitete Peters in Hoffenheim, wo es nie ein "Stopp" gab, weil der Unternehmer Dietmar Hopp zuverlässig alles bezahlte. In Hamburg hat man zuletzt auf den Unternehmer Klaus-Michael Kühne gesetzt, der ebenfalls reich ist und angeblich auch ein großer HSV-Fan.

Das Problem: Jene 25 Millionen Euro, die der 77-Jährige seinem Lieblingsverein zur Verfügung stellte, um ihn aus einer sportlich wie wirtschaftlich misslichen Lage zu befreien, möchte er nun doch gut verzinst zurück haben. Das hat Kühne - laut HSV-Chef Dietmar Beiersdorfer ein Mensch, der sehr "schwarz und weiß" denkt - jetzt entschieden.

Die angedachte Idee, wonach Kühne seine Darlehen in einen knapp achtprozentigen Anteil an der im Sommer gegründeten HSV Fußball AG umwandelt, hat er nun aufgegeben. Das bedeutet, dass eventuell nicht nur Peters bald das Stoppschild hingehalten bekommt. Für die kommende Saison ist sogar die Bundesliga-Lizenz in Gefahr, falls man nicht doch noch Anteilseigner findet.

Bis zum Jahresende hat Finanzvorstand Frank Wettstein eine Kapitalerhöhung der AG ausgeschlossen, obwohl der Aufsichtsratschef Karl Gernandt in seiner anfänglichen Euphorie neue Partner bis Jahresende angekündigt hatte. Die Spielgenehmigung für diese Saison sei ungefährdet, sagte Wettstein; für die Spielzeit 2015/2016 gelte aber, "dass die Rückzahlung von Verbindlichkeiten refinanziert werden muss, wenn die Ertragslage nicht deutlich verbessert werden kann".

Inzwischen hat der HSV Verbindlichkeiten von mehr als 100 Millionen Euro. Die Fan-Anleihe für das Nachwuchsleistungszentrum von 17,5 Millionen Euro wurde zum Stopfen von Etat-Löchern genutzt. Dem Investor Kühne muss der HSV laut Hamburger Abendblatt im Jahr 2015 zwei Millionen Euro zurückzahlen, im Jahr 2016 sechs Millionen und 2017 die restlichen 17 Millionen. Zuzüglich vier Prozent Zinsen. Die Fan-Anleihe muss ab 2019 abgelöst werden. Von der Möglichkeit, dass der Unternehmer Alexander Otto acht Millionen Euro beisteuert, hat man zuletzt nichts mehr gehört.

Auf Verdacht 27 Millionen Euro in den Kader investiert

Der HSV hat also im Sommer auf Verdacht mit Kühnes Darlehen 27 Millionen Euro in den Kader investiert, 27 Millionen, die sich nun als weitere Schulden entpuppen. Der Lizenzspieler-Etat ist von den zwischendurch angestrebten 38 Millionen Euro auf 50 Millionen Euro angestiegen. Als Ausweg aus der dramatischsten Finanzlage der HSV-Geschichte erwägt Wettstein sogar, Anteile für weniger abzugeben, als es das Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen KPMG ermittelt hatte; die KPMG hat den aktuellen Wert des Klubs auf 330 Millionen Euro geschätzt. "Unternehmensbewertungen sind keine Preisschilder", sagt Wettstein, letztlich entscheide der Markt, nicht das Gutachten.

Sportchef Peter Knäbel will den Kader im Winter unterdessen "optimieren", wie er sagt. Um neue Leute zu holen, müsste er aber erst mal teure Profis wie Marcell Jansen, Rafael van der Vaart, Tolgay Arslan, Ivo Ilicevic oder Gojko Kacar anderswo unterbringen.

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