Der deutsch-türkisch-armenische Komponist Marc Sinan versucht mit seinen Multimedia-Projekten wie etwa "Hasretim" (auf DVD bei ecm), "Dede Korkut" und "Komitas" (Premiere kommenden April im bayerischen Irsee, weitere Aufführungen im Berliner Gorki-Theater) einen schwierigen Spagat zwischen kulturübergreifender Kunst und Verständigungspolitik.
Sein Konzept ist so einfach wie wirkungsvoll: Er bringt Künstler aus den in ihm verwurzelten Kulturkreisen zusammen, lädt türkische, kasachische, usbekische, armenische Sängerinnen und Musiker nach Berlin ein zu seinen Theater-Videoperformance-Livekonzert-Produktionen. Und die sollen nicht nur einen vergnüglichen Abend bringen, sondern auch über die Vorstellung hinaus einen Geist sympathischen Miteinanders installieren.
Das Verstehen und Reden und zusammen Musizieren kommt dann von selbst. Man ist neugierig aufeinander geworden, und Essen, Wein und Schnaps ist genug da.
An solchen Abenden mit Marc Sinan kann man lernen, dass Jux und Dollerei und das Reden über schlimmstes Leid und Verfolgung keine Gegensätze sind, sondern sich geradezu bedingen. Und dass sich das große Rad der Politik am besten dadurch drehen lässt, dass sich viele kleine menschliche Rädchen drehen.
Frohes Fest 2014 Mensch erbarme Dich! Zum Video Artikel
(Video: Hans-Peter Eckardt , Foto:Hans-Peter Eckardt )Insofern ist die Umdichtung des ursprünglichen "Herr, erbarme Dich" in "Mensch, erbarme Dich" nur konsequent (live gesungen auf www.sueddeutsche.de/sz-weihnachtslied). Denkt man das an den Schluss des christlichen "Vaterunser", muss man noch weitergehen: Erbarme Dich unser, wie auch wir uns unseren Mitmenschen erbarmen, die unsere Hilfe brauchen oder erbitten oder verlangen oder ohne Gegenleistung einfach einfordern.