Reaktionen auf BVB-Absturz:"Es ist erstaunlich, wie mies wir sind"

Werder Bremen - Borussia Dortmund

Schwache Vorstellung in Bremen: Mats Hummels, r., und seine BVB-Kollegen.

(Foto: dpa)
  • Nach der ganz schwachen Leistung in Bremen ist BVB-Kapitän Mats Hummels völlig ratlos.
  • Sein Trainer Jürgen Klopp versteht die Kritiker, schickt aber schnurstracks Kampfansagen für die Rückrunde in die Bundesliga.
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Leiser Spott von Franz Beckenbauer

Franz Beckenbauer saß im Studio des TV-Senders Sky im Bremer Weserstadion und erlaubte sich eine gewagte Prognose. Gerade war Jürgen Klopp zu sehen gewesen. Der Dortmunder Trainer hatte in der Pressekonferenz nach dem Spiel erklärt, dass er davon ausgehe, am Sonntagabend Tabellenletzter zu sein. Weil Freiburg gegen Hannover gewinnen werde. Doch Klopp hatte auch eine Drohung für die Rückrunde parat gehabt: "Wir werden ein erbitterter Jäger sein." Beckenbauer nahm daraufhin seine Brille ab und studierte die aktuelle Bundesliga-Tabelle. "Die Bayern werden sie wohl nicht mehr einholen."

Wer als früherer Bayern-Jäger plötzlich ganz unten drinhängt in der Tabelle der Bundesliga, der muss den charmanten Spott des bayerischen Fußball-Veteranen wohl ertragen. Zwischen Dortmund und München liegen derzeit 17 Plätze und sagenhafte 30 Punkte.

"Jegliche Kritik, die man über uns ablässt, ist gerechtfertigt. Alles ist in Ordnung, das müssen wir uns gefallen lassen", erklärte Klopp nach dem fürchterlichen 1:2 seiner Mannschaft bei Werder Bremen. "Die einzige gute Nachricht ist, 2014 ist rum, die Vorrunde ist rum. Ich würde uns nicht abschreiben, aber dass wir jetzt dastehen wie die Vollidioten, das geschieht uns recht."

"Wir überlegen auch alle, woran liegt's?"

Kapitän Mats Hummels gab sich bei Sky ratlos: "Wir überlegen auch alle, woran liegt's? Woran hapert es? Zuhause haben wir es in den letzten Wochen gut hingekriegt, aber auswärts gar nicht. Es ist schon erstaunlich, wie mies wir da sind." Nationalspieler Hummels selbst hatte einige ganz schwache Momente in der Defensive, erzielte aber nach einem Eckball das 1:2 nach 69 Minuten. Zuvor hatten Davie Selke nach nicht einmal drei Spielminuten und Fin Bartels (62.) die Bremer Treffer erzielt. Werder-Kapitän Clemens Fritz stellte fest: "Wir hätten noch das eine oder andere Tor mehr machen müssen, aber wir sind natürlich überglücklich, wir wollten uns mit drei Punkten in die Winterpause verabschieden und auch den Anschluss in der Tabelle halten." Die Gastgeber sprangen durch den Sieg auf Rang 16.

Als wäre Jürgen Klopp auf einen weiteren Niederschlag vorbereitet gewesen, ging er schnurstracks zu Kampfansagen für das Jahr 2015 über. "Wir haben jetzt drei Wochen Vorbereitung, die werden wir intensiv nutzen und dann ganz anders wiederkommen. Dann werden wir zurückschlagen, weil wir zurückschlagen müssen. Aber weil es dann auch einfach Zeit ist." Seine Mannschaft habe zu viele Fehler gemacht, viele Schwächen gezeigt in der Vorrunde. "Aber so schwach sind wir nicht, dementsprechend werden wir da jetzt rangehen. Wir werden das wieder gutmachen, was wir da jetzt verbockt haben."

Sinnbild für die Krise: Shinji Kagawa

Fast ein Sinnbild der Dortmunder Misere war in Bremen Shinji Kagawa. Der Japaner war Anfang der Saison unter dem Jubel der BVB-Fans von Manchester United zurückgekehrt. Acht Millionen Euro zahlten die Dortmunder, doch zuletzt saß er nur noch auf der Ersatzbank. Auch in Bremen kam Kagawa erst nach der Pause und hatte dann die beiden größten Chancen. Doch zuerst köpfte er freistehend den Ball fast Richtung Eckfahne, dann schoss er aussichtsreich die Kugel Richtung Stadiondach. "Wir spüren die Gefahr des Abstiegs, wir können anscheinend nicht mehr gewinnen", sagte er später.

Beckenbauer fand allerdings nicht nur leisen Spott für den BVB, sondern zeigte auch Mitgefühl: "Wenn mir das einer zu Beginn der Saison gesagt hätte, den hätte ich in eine Nervenheilanstalt einliefern lassen. Aber es ist scheinbar alles möglich im Leben. Wie man sieht mit Marco Reus, der sieben Jahre ohne Führerschein fährt. Und jetzt ist Borussia Dortmund an vorletzter Stelle."

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