"Bloß kein Stress" im ZDF:Der Feind wohnt nebenan

Bloß kein Stress

Gute Miene: Eva (Katharina Wackernagel, r.) und Peggy (Rike Schmid).

(Foto: ZDF)

"Hier wird alles besser", sagt die Mutter und hat die Rechnung ohne die neuen Nachbarn gemacht. Die Komödie "Bloß kein Stress" greift auf merkwürdige Art den eigenen Titel auf und gerät dadurch zum handzahmen Film über den Terror mit den Nachbarn am Gartenzaun.

Von David Denk

Mit Nachbarn ist das so eine Sache. Entweder man hat Glück. Oder man hat - die Trimmborns. Gleich nebenan wohnen sie, diese Bilderbuchspießer, in der anderen Hälfte des Doppelhauses, in das die Hellers voller Zuversicht einziehen: "Hier wird alles besser", sagt Mutter Eva (Katharina Wackernagel) zu ihrer Patchwork-Familie. "Ich versprech's Euch."

Da hat sie die Rechnung ohne die Trimmborns gemacht. "Wir wohnen seit Anfang an hier", sagt Mutter Peggy (Rike Schmid) zur Begrüßung und macht damit gleich klar, nach wessen Regeln im Neubaugebiet gespielt wird.

Bloß kein Stress heißt dieser Versuch von Stefan Rogall (Buch) und Lars Jessen (Regie), eine Komödie, ja eine Farce über den kleinbürgerlichen Terror am Gartenzaun zu erzählen.

Ein Versuch, der jedoch zum Scheitern verurteilt ist, weil zwar alles gnadenlos überzeichnet ist - die hinterlistige Spitzenblusigkeit von Peggy Trimmborn, die von seiner kumpeligen Fassade nur notdürftig ummäntelte Feindseligkeit ihres Arschkriecher-Gatten Thilo (Oliver Wnuk) -, die Macher es jedoch nicht wagen, dahin zu gehen, wo es wirklich wehtut, sondern auf halber Strecke wieder kehrtmachen.

Darin ähnelt der Film den in der Vorstadt so beliebten geländegängigen SUVs, die noch nie einen Waldweg gesehen haben. Das Potenzial wäre da - aber nur, wenn man keine Angst vor Dreck hat. Und damit können die für Bloß kein Stress Verantwortlichen (Redaktion: Martin R. Neumann) offenbar so gut umgehen wie Mutter Trimmborn, die den Handstaubsauger immer parat hat. Auch dieser Film will bloß keinen Stress - nicht dass sich die gebührenzahlende Zielgruppe noch in ihrem Lebensentwurf hinterfragt fühlt.

Schwups, und weg ist der Hass

Da erscheint es beinahe nebensächlich, dass der Film auch handwerklich ausbaufähig ist wie die Geduld von Evas heißspornigem Ehemann Jens (Fritz Karl): So ist der Zuschauer etwa gezwungen, in Echtzeit an der Besichtigung einer Vorschule des Grauens teilzunehmen ("Sehen Sie es als Investment in Ihr Kind") - 90 Minuten wollen gefüllt sein.

Darüber hinaus strotzt das Buch vor Ungereimtheiten, die man einem kompromissloseren Film womöglich durchgehen ließe, über die man hier aber mangels Charme und Tempo stolpert: Bedürfte es nicht einer guten Erklärung, wieso die Nachbarn Jens und Thilo auch Kollegen sind? Und an welcher Schule wird gleich Mama einbestellt, nur weil die Tochter am ersten Schultag noch ein wenig fremdelt?

Das größte Ärgernis jedoch ist, dass die Bösartigkeit der Trimmborns genauso unmotiviert behauptet wird wie ihre Zähmung im Happy End. Schwups, und weg ist der Hass. In der Schlussszene darf ihr Sohn Birger sogar mit den Hellers im Garten ein Lagerfeuer machen.

Bloß kein Stress, ZDF, 20.15 Uhr.

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