Neue Fluglinie in Memmingen:Rettungsflieger aus Österreich

Allgäu Airport - Bayerns drittgrößter Verkehrsflughafen

Künftig soll mehr Betrieb auf dem Vorfeld herrschen: Die Fluggesellschaft Intersky will in Memmingen die Zahl der innerdeutschen Flüge ausweiten.

(Foto: Hildenbrand/dpa)
  • Die österreichische Fluglinie Intersky wird ab kommenden März von Memmingen aus Flüge nach Hamburg und Berlin anbieten.
  • Intersky kündigte zudem an die Anzahl der Abflüge um das Dreifache zu erhöhen. Die neuen Verbindungen sollen mit dem Flughafen Friedrichshafen verknüpft werden.
  • Erst vor zwei Wochen hatte Germanwings angekündigt, ihre innerdeutschen Flüge von Memmingen aus einzustellen.
  • Der Flughafen in Memmingen schreibt seit Jahren rote Zahlen. Zuletzt erhöhte der Freistaat den Zuschuss für den Ausbau des Memminger Airports auf zehn Millionen Euro.

Von Stefan Mayr, Memmingen

Die Manager von Intersky haben keine Kosten gescheut. Sie ließen ihren Chefpiloten extra ihre neueste 70-sitzige Maschine von Friedrichshafen nach Memmingen fliegen, nur um für die Pressekonferenz am dortigen Allgäu Airport ein schönes Hintergrund-Motiv zu bieten. Ralf Schmid, der Geschäftsführer des angeschlagenen Memminger Privatflughafens, nahm das Angebot seiner neuen Geschäftspartner erleichtert und dankbar an. Nach etlichen negativen Nachrichten in den vergangenen Wochen konnte er am Montag endlich wieder Positives verkünden: Intersky, eine Regionalfluglinie aus dem österreichischen Bregenz, wird von März an von Memmingen fünf Mal pro Woche nach Hamburg fliegen und sogar sechsmal nach Berlin.

Damit hat Schmid aus einer akuten Not eine Tugend gemacht: Erst vor zwei Wochen hatte die Lufthansa-Tochter Germanwings angekündigt, ihre Verbindungen von Memmingen nach Hamburg und Berlin Ende Februar einzustellen. Jetzt, wenige Tage später, zauberte Schmid eine neue Airline aus dem Hut. Mehr noch: Intersky erhöht die Anzahl der Verbindungen sogar ums Dreifache. Sehr zur Freude von Ralf Schmid: "Damit sind mir gleich drei Wünsche erfüllt worden", frohlockte er vor der Zwei-Propeller-Maschine ATR 72-600. "Erstens kann ich noch vor Weihnachten einen neuen Anbieter präsentieren, zweitens ist der Übergang im März übergangslos und drittens ist das Angebot besser als zuvor."

Neue Verbindungen sind mit Friedrichshafen verknüpft

Doch bei allem zur Schau getragenen Optimismus bleiben Fragen offen. Denn es gab schon mehrere Anläufe, auf dem ehemaligen Bundeswehr-Fliegerhorst innerdeutsche Flüge zu etablieren. Bislang sind alle gescheitert. Wird Intersky mehr sein als der Hoffnungsschimmer am Horizont? Es ist zumindest fraglich, weil die neuen Verbindungen erstmals mit dem Flughafen Friedrichshafen verknüpft sein werden. Alle Maschinen starten zunächst auf dem dortigen Bodensee-Airport und machen dann einen Zwischenstopp in Memmingen.

Ähnlich ist es bei den Rückflügen: Zunächst wird der Allgäu-Airport angesteuert, dann Friedrichshafen. Nun sind Memmingen und Friedrichshafen nur 80 Kilometer voneinander entfernt, so mancher Beobachter erwartet Kannibalisierungseffekte der konkurrierenden Flugplätze. Wird das Angebot in Memmingen diesmal genügend Kunden finden? Intersky-Gesellschafter Peter Oncken zeigt sich überzeugt: "Wir sehen keine Wettbewerbs-Situation, die Überschneidungen der Märkte betragen nur sechs Prozent." Das ist eine mutige Aussage. Immerhin erachtet die EU die staatliche Förderung von Flughäfen, die weniger als 100 Kilometer voneinander entfernt sind, als unzulässig.

Wie viele andere deutsche Regional-Flughäfen schreiben Memmingen und Friedrichshafen tiefrote Zahlen. Hat der drittgrößte Flughafen Bayerns eine Zukunft? Finanzminister Markus Söder (CSU) formulierte es kürzlich so: "Memmingen hat eine Chance." Für Söders Verhältnisse ist das eine überaus pessimistische Aussage.

Zehn Millionen für den Ausbau genügen nicht

Zuletzt erhöhte der Freistaat den Zuschuss für den Ausbau des Memminger Airports von 7,75 auf zehn Millionen Euro. Doch es gilt als Tatsache, dass diese Summe nicht genügt. Deshalb suchen die 72 Gesellschafter des Flughafens fieberhaft nach neuen Wegen und Geldquellen: Sie verhandeln mit Allgäuer Landkreisen und Kommunen über eine Beteiligung. Der ursprünglich angestrebte Einstieg der Flughafengesellschaft München ist nach Informationen der Süddeutschen Zeitung inzwischen vom Tisch.

Ein hochrangiger Insider aus dem Finanzministerium sagt hierzu: "Die müssen erst ihre Finanzierungen stabilisieren." Mit anderen Worten: Diese sind derzeit alles andere als stabil - womöglich sogar vom Kollaps bedroht. Davon ist zumindest die Memminger Bürgerinitiative gegen Fluglärm überzeugt. "Es lässt sich mit Fug und Recht konstatieren, dass der Allgäu Airport de facto insolvent ist und nur noch von den Liquiditätshilfen der Gesellschafter lebt", sagt der Vorsitzende Dieter Buchberger.

Derzeit hat der Flughafen 12,5 Millionen Euro Schulden. 2013 machte er 1,6 Millionen Verlust. 2014 sank die Zahl der Passagiere von 840 000 um mehr als zehn Prozent auf 750 000. Manager Schmid sagt selbst, dass er erst bei einer Million Fluggäste eine schwarze Null schreiben kann. Wie er diese Lücke füllen will? "Die Gespräche laufen", sagt er, "vielleicht wissen wir im Januar mehr."

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