"Spirituelles Alzheimer":Papst prangert "15 Krankheiten" der römischen Kurie an

Papst Franziskus

Papst Franziskus während einer Messe in Castel Gandolfo. Das Kirchenoberhaupt hat scharfe Kritik an der Kurie geübt.

(Foto: dpa)
  • Kurz vor Weihnachten ist Papst Franziskus mit der römischen Kurie hart ins Gericht gegangen.
  • Bei einer Rede vor Kardinälen, Bischöfen und Priestern benannte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Montag 15 "Krankheiten" der Vatikanverwaltung.

Bei seiner Weihnachtsansprache ist Papst Franziskus mit der römischen Kurie hart ins Gericht gegangen - und beklagt unter anderem Machtstreben, Geldgier und Eitelkeit in der Kirchenführung. Bei seiner Rede vor Kardinälen, Bischöfen und Priestern benannte das Oberhaupt der katholischen Kirche "15 Krankheiten" der Vatikanverwaltung. Diese leide etwa an "existenzieller Schizophrenie" und "geistlichem Alzheimer", beklagte der 78-Jährige.

Franziskus benannte die "Krankheit einer mentalen und spirituellen Erstarrung", die dazu führe, die notwendige menschliche Empathie zu verlieren. Unter der "Krankheit der Rivalität und Eitelkeit" litten diejenigen, die Titel und Auszeichnung suchten und nur an sich selbst glaubten. Auch die "Schizophrenie" derjenigen, die ein Doppelleben führten, prangerte der Pontifex in seiner Ansprache an. Genauso schlimm sei die Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen, sagte Franziskus.

Eine Gefahr für jeden Christen

Der Papst warnte zudem vor Menschen, die sich als "unsterblich" betrachteten. Auch das Ansammeln materieller Güter durch Kurienmitglieder, kritiserte er. Außerdem beklagte er einen "Terrorismus der Geschwätzigkeit" und verglich die von Intrigen und Affären erschütterte Kirchenverwaltung mit einem "Orchester, das schief spielt".

"Über diese Krankheit habe ich schon oft gesprochen, aber noch nicht genug", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche. Die Krankheiten seien eine Gefahr für jeden Christen, aber sie zu benennen und sich dessen bewusst zu sein sei bereits der erste Schritt zur Besserung, sagte Franziskus: "Die Kurie ist dazu aufgerufen, sich zu verbessern und in Gemeinschaft, Heiligkeit und Weisheit zu wachsen."

Franziskus hatte seit seinem Amtsantritt im März 2013 bereits mehrfach über Missstände in de Kurie geklagt und umfassende Reformen angekündigt. Der Papst gründete bereits ein eigenes Finanzministerium im Vatikan und setzte einen Rat aus acht Kardinälen ein, der Reformen erarbeiten soll. Nun erklärte er: "Eine Kurie, die sich nicht selbst kritisiert, auf den neusten Stand bringt und verbessert, ist ein kranker Körper."

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