Gegenveranstaltungen zu Pegida:Semperoper schaltet das Licht aus

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  • In Dresden demonstrieren wieder Tausende Pegida-Anhänger. An diesem Montag haben die Veranstalter zum Weihnachtsliedersingen vor der Semperoper geladen.
  • In zahlreichen Städten finden Gegendemonstrationen statt, mehr als 20 000 Menschen gehen gegen Pegida auf die Straße. Auch die Semperoper stellt sich gegen die islamfeindliche Bewegung.
  • Altkanzler Gerhard Schröder fordert einen "Aufstand der Anständigen", um sich gegen Rechts stark zu machen.
  • Grünenchef Cem Özdemir will "Klartext" statt "Gesülze", wenn es um eine Positionierung gegen das islamfeindliche Bündnis Pegida geht.

Pegida lädt zum Weihnachtssingen vor die Semperoper

Zwei Tage vor Heiligabend hat das Pegida-Bündnis am Abend in Dresden erneut gegen eine vermeintliche "Überfremdung" Deutschlands mobil gemacht. Wie auch an den vergangenen Montagen wurde für ein strengeres Asylrecht protestiert - dieses Mal haben die Veranstalter zum "gemeinsamen Weihnachtsliedersingen" vor der Semperoper geladen. Auch Lutz Bachmann, der umstrittene Initiator der Bewegung, sprach vor den Teilnehmern. 17 500 Menschen waren Schätzungen der Polizei zufolge auf dem Theaterplatz dabei. Mehr als vergangene Woche - da hatten sich 15 000 Menschen an einer Demonstration beteiligt. Kommenden Montag wolle man "um des Weihnachtsfriedens willen" eine Pause machen, so Bachmann, berichtete die Dresdner Morgenpost. Seit zehn Wochen treffen sich die Pegida-Anhänger immer montags.

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In Dresden, aber auch in mehreren anderen Städten, darunter München, fanden Gegenaktionen statt. Insgesamt gingen mehr als 20 000 Menschen gegen Pegida auf die Straße. Nach Schätzung der Polizei zogen etwa 4500 Anti-Pegida-Demonstranten durch Dresden. Am Rande kam es zu ein paar Rangeleien. Rund 400 Menschen hatten sich zuvor zu einem ökumenischen Friedensgebet in der Kreuzkirche versammelt. In Bonn berichtete die Polizei von 2500 Teilnehmern gegen Pegida, während sich an der Veranstaltung des lokalen Ablegers Bogida nur etwa 200 Menschen beteiligten. In Kassel gingen etwa 2000 Menschen gegen die islamfeindliche Gruppierung auf die Straße.

Pegida-Demonstranten mit Deutschland-Flaggen vor der Semperoper. (Foto: REUTERS)

Die Verantwortlichen der Semperoper protestierten mit Fahnen gegen den Gesang. Auf vier Flaggen an den Fahnenmasten der Oper stand als Mahnung an die Pegida-Teilnehmer "Augen auf", "Herzen auf", "Türen auf" und "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Die Oper schaltete zudem während der Demonstration die Außenbeleuchtung aus. Bereits seit 8. Dezember ist auf dem Facebook-Profil der Semperoper "Refugees are welcome here" zu lesen, also "Flüchtlinge sind hier willkommen."

Rechtsextremismus und Abstiegsängste

Experten ordnen Teile der Bewegung "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) dem rechtsextremen Spektrum zu. Genährt werden die Proteste nach Ansicht von Sozialforschern aber auch von diffusen Abstiegsängsten. In Politik und Gesellschaft wird weiterhin hitzig darüber gestritten, wie mit der Bewegung umgegangen werden sollte. Die einen sprechen sich für einen Dialog mit den gemäßigteren Pegida-Teilnehmern aus, die anderen für eine klare Haltung, die Ausländerfeindlichkeit in jeder Ausdrucksform ablehnt.

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Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) hat in der Auseinandersetzung mit Pegida einen "Aufstand der Anständigen" gefordert. Unter diesem Schlagwort hatte der damalige Kanzler im Jahr 2000 nach einem Brandanschlag auf eine Düsseldorfer Synagoge zum Protest gegen Rechts aufgerufen. "In Berlin haben damals 200 000 Menschen gegen Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus protestiert, und selbstverständlich sind Bundespräsident und Bundeskanzler vorneweg marschiert. So eine öffentliche Reaktion brauchen wir auch jetzt", sagte Schröder dem Magazin Couragiert.

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Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, wandte sich gegen eine Dämonisierung. "Es gilt, Ängste abzubauen und mit den Menschen auf der Straße ins Gespräch zu kommen", sagte er der Passauer Neuen Presse. Grünen-Chef Cem Özdemir sagte dagegen im RBB: "Klartext ist angesagt und nicht dieses Gesülze, was ich da zum Teil höre von manchen Kollegen von mir." Auch Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) erklärte in Suhl: "Mit Rassisten in Nadelstreifen haben wir nicht zu reden."

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Nach einer Prognose des Bundesamtes für Migration wird die Zahl der Asylbewerber in Deutschland 2015 weiter steigen. "Wir rechnen bisher im nächsten Jahr mit 200 000 Erstanträgen und 30 000 Folgeanträgen", sagte Präsident Manfred Schmidt. Die Behörde erwartet aber, dass die Aufnahme reibungsloser verläuft. So sind bundesweit zwölf neue Erstaufnahmeeinrichtungen in Planung, außerdem sollen sich mehr Mitarbeiter um die Asylanträge kümmern.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/sks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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