Massiver Ausfall des Internets:Nordkorea offenbar zeitweilig offline

  • Die Internetverbindungen Nordkoreas sind am Montag offenbar zeitweilig völlig zusammengebrochen.
  • Die Ursache ist noch unklar: Experten zufolge könnte es sich entweder um einen Cyberangriff oder einfach um einen technischen Defekt handeln.
  • US-Regierungskreise weisen jedenfalls den Verdacht von sich, es handele sich um eine Art US-Gegenschlag für die Cyberattacke auf Sony Pictures.
  • Der UN-Sicherheitsrat hat sich unterdessen erstmals mit der Menschenrechtslage in Nordkorea befasst. Die amerikanische UN-Botschafterin sprach von einem Alptraum, der Realität geworden sei.

Nordkorea zeitweilig offline

Inmitten der Auseinandersetzung wegen des Hackerangriffes auf das Hollywood-Studio Sony Pictures ist Nordkorea Experten zufolge zeitweise komplett vom Internet abgeschnitten worden. Demnach sank die Zahl der Verbindungen aus Nordkorea zum Netz innerhalb von 24 Stunden immer mehr, bis das kommunistische Land schließlich komplett offline war, teilte die US-Technologiefirma Dyn Research mit. Der Ausfall habe mehr als neun Stunden gedauert, berichten der US-amerikanische Nachrichtensender CNN und die britische BBC.

Als Ursache kämen ein technisches Versagen, aber auch ein Cyberangriff infrage, teilte Dyn Research weiter mit. Ein leitender Mitarbeiter der Firma wurde in einem Nordkorea-Blog mit den Worten zitiert, er wäre nicht überrascht, wenn gegen das Land momentan eine Cyberattacke laufen würde.

US-Regierungskreise: Kein Cyberangriff der USA

US-Präsident Barack Obama hatte am Freitag eine angemessene Reaktion auf den Hackerangriff auf Sony angekündigt. Washington macht dafür die Führung in Pjöngjang verantwortlich. Obama sagte dem Nachrichtensender CNN, Nordkorea solle wegen der Hacker-Attacke auf Sony möglicherweise nach sechs Jahren wieder auf die Liste der Staaten gesetzt werden, die den Terror unterstützten.

Doch könnten die USA auch hinter dem Zusammenbruch des nordkoreanischen Internets stehen? Aus US-Regierungskreisen verlautete, die USA beteiligten sich nicht an Cyberangriffen gegen Nordkorea. Den Grund für die Störungen kenne man nicht.

Streit um Hackerangriff auf Sony Pictures

Bei dem Angriff auf Sony Pictures hatten Hacker im November viele vertrauliche Firmendaten erbeutet und veröffentlicht. Die Aktion war nach ihrer Darstellung eine Reaktion auf die geplante Veröffentlichung der Filmkomödie "The Interview". Darin geht es um fiktive Pläne zur Ermordung des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un.

Nordkorea hat den Film als Kriegshandlung kritisiert, eine Beteiligung an dem Hackerangriff aber zurückgewiesen. Sony Pictures sagte die Veröffentlichung des Filmes schließlich ab.

UN-Sicherheitsrat diskutiert Menschenrechtslage in Nordkorea

Der Konflikt zwischen dem Westen und Nordkorea wird unterdessen auch im UN-Sicherheitsrat ausgetragen. Erstmals befasst sich das Gremium mit der Menschenrechtslage in dem Land - gegen den Widerstand von Russland und China.

Die amerikanische UN-Botschafterin Samantha Power sagte, das Leben in dem isolierten Land sei ein Alptraum, der Realität geworden sei. Zehntausende Menschen seien in Arbeitslagern eingesperrt.

Hintergrund ist ein UN-Bericht, wonach in Nordkorea systematisch gefoltert wird, politische Morde üblich sind und Gefangenenlager ähnlich den Konzentrationslagern der Nazis unterhalten werden. Mehrere UN-Mitglieder hatten den Sicherheitsrat aufgefordert, den Fall vor den Internationalen Strafgerichtshof zu bringen. Dagegen würde China vermutlich ein Veto einlegen. Nordkorea hat erklärt, Grundlage der Kritik seien Lügen.

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