Städtereise nach Slowenien:Ljubljanas kreatives Herz

Sloweniens Hauptstadt ist schön, europäisch und angepasst. Doch mitten in Ljubljana sprießen auf einem ehemaligen Militärgelände Kunst, Kultur, Galerien, Street-Art und ein außergewöhnliches Hostel. Ein Besuch im Bezirk Metelkova Mesto.

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Sloweniens Hauptstadt ist schön, europäisch und angepasst. Doch mitten in Ljubljana sprießen auf einem ehemaligen Militärgelände Kunst, Kultur, Galerien, Street-Art und ein außergewöhnliches Hostel. Ein Besuch im Bezirk Metelkova Mesto. An einer langen Leine, hoch über den Platz gespannt, baumeln etliche Schuhe, sie haben schon lange ausgedient. Rundherum ein Meer aus Farben und Formen: Egal wo man hinschaut, zieren Graffiti, Gemälde und Skulpturen die Gebäude. Keines steht für sich. Die Übergänge sind fließend und bilden ein großes Ganzes. Man ist in Ljubljana, irgendwie. Und irgendwie auch nicht. Dieser Teil der Stadt ist autonom und nennt sich Metelkova Mesto.

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Eigentlich ist Ljubljana, die Hauptstadt Sloweniens, ein schmuckes, europäisch angepasstes Städtchen. Die Altstadt ist denkmalgeschützt, der Prunk vieler Gebäude erinnert an die österreichischen Metropolen und im Sommer kommt mediterranes Flair auf. Kaum zu glauben, dass es hier eine Stadt in der Stadt gibt.

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Im Gegensatz zum Rest Ljubljanas herrscht hier, im Metelkova Mesto, Chaos - kreatives Chaos. Gut, dass zumindest bunte Schilder den Weg weisen. Oder man lässt sich einfach treiben, entdeckt hinter jeder Ecke und jeder Tür etwas Neues und bestaunt die vielen kreativen Graffiti.

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Selbst für Ana Grobler ist das Phänomen Metelkova schwer zu beschreiben: "Es ist manchmal verwirrend, immer interessant, viel Arbeit, aber niemals langweilig. " Die 37-jährige Slowenin engagiert sich als Direktorin der Alkatraz Galerija schon etliche Jahre in dem alternativen Künstlerbezirk.

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Um Metelkova zu begreifen, muss man seine Geschichte kennen. Das Ganze ist ein etwa 12 500 Quadratmeter großes, ehemaliges Militärgelände. Die Kasernen wurden 1882 von der österreichisch-ungarischen Armee gebaut. Über ein Jahrhundert war das Gelände im Besitz verschiedener Militärs. Mit Abzug der Jugoslawischen Armee und der Unabhängigkeitserklärung Sloweniens 1991 standen die Kasernen zum ersten Mal leer. Unzählige Künstler und Kulturaktivisten gründeten eine Initiative, um die Fläche für soziale Projekte zu nutzen. Trotz etlicher Verhandlungen mit der Stadt wurde der Antrag 1993 abgelehnt.

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Am 9. September sollten die Gebäude, die Mitten im Zentrum Ljubljanas liegen, endgültig abgerissen werden. "Etwa 200 Menschen haben Metelkova dann besetzt, um das zu verhindern", erzählt Ana. In dieser Zeit blühte der Ort auf. "Jeden Tag traten Künstler auf, es fanden Open Airs statt, und es war wirklich eine wilde Zeit". Bis die Stadt im Winter das Wasser und den Strom abdrehte. Nur wenige Hartgesottene blieben.

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Die Zeit darauf war schwer. "Überall war Dreck, die Leute haben ihren Müll rumliegen lassen, und die Gebäude waren zerstört", sagt Ana. Doch die Aktivisten hielten zusammen, und heute ist Metelkova mit etwa zehn Organisationen und sieben Gebäuden ein Tummelplatz der Alternativen, Studenten und Künstler. Kaum ein Zentimeter bleibt ungenutzt.

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"Es ist ein Ort, wo Menschen anders denken", sagt Sebastian Kraliczyk, der ebenfalls in der Galerie arbeitet. "Das Problem ist nur, dass den meisten Besuchern nicht klar ist, wo sie sind". Für viele ist Metelkova nur ein Ort zum Feiern. Die Ministadt explodiert abends regelrecht. In etlichen Clubs treten Bands auf, Musik spielt von Hardcore bis Jazz, und nicht selten tritt das, wofür die Menschen in Metelkova so hart arbeiten - etwa die Antirassismus-, Homosexuellen-, und Frauenbewegung - völlig in den Hintergrund.

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Zumindest hat Ljubljana das Potenzial Metelkovas erkannt und sich beteiligt: Die Stadt hat das Projekt, aus dem ehemaligen Militärgefängnis ein Hostel zu machen, finanziell unterstützt. Der ehemalige Zellencharakter ist bis heute erhalten geblieben. "Die Idee war, einen Ort, der dich der Freiheit beraubt, in das Gegenteil umzuwandeln", sagt Tanja Lipovec, die das Hostel leitet.

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Reiseinfos Metelkova Mesto bietet fast das ganze Jahr über ein spannendes Programm und wechselnde Ausstellungen - nur in den Monaten Juli und August gibt es eine Art Sommerpause. Informationen zu aktuellen Events finden sich auf der (slowenischen) Homepage Metelkovamesto.org. Informationen zum Besuch in der slowenischen Hauptstadt bereitet das Portal VisitLjubljana.com auf (auch auf Deutsch oder Englisch). Noch ein paar Insidertipps gefällig? Hier verraten die Einheimischen ihre Lieblingsorte.

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