Syrien:USA dementiert Abschuss von jordanischem Kampfjet - Pilot in der Gewalt des IS

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In der syrischen Stadt Al-Rakka sehen sich Menschen die Reste des abgestürzten jordanischen Flugzeugs an. (Foto: AFP)
  • Die US-Armee dementiert Behauptungen, wonach die Dschihadisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) einen jordanischen Kampfjet abgeschossen haben soll.
  • Der Jet ist in Syrien abgestürzt. Der Pilot überlebte, ist aber in der Gewalt von IS-Kämpfern.
  • Unklarheit herrscht über die Ursache des Absturzes. Die Terrorgruppe behauptet, die Maschine abgeschossen zu haben. Jordanien sprach erst von einem Abschuss vom Boden aus, widerrief die Aussage aber dann.
  • Es wäre das erste Mal, dass der IS ein Kampfflugzeug der internationalen Anti-IS-Koalition abgeschossen hätte.

USA dementieren Abschuss

Die USA haben Berichte dementiert, wonach die Dschihadisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) ein jordanisches Kampfflugzeug abgeschossen haben soll. "Die Beweise besagen eindeutig, dass IS das Flugzeug nicht abgeschossen hat, wie die Terrorgruppe behauptet", erklärte das für die US-Einsätze im Nahen Osten zuständige Militärkommando Centcom. In der Mitteilung wurden keine Angaben zu der möglichen Absturzursache des Jets gemacht. Zugleich verurteilte Centcom-Kommandeur Lloyd Austin die Gefangennahme des jordanischen Piloten durch den IS.

IS rühmt sich mit Abschuss von jordanischem Kampfflugzeug

Der IS hingegen behauptet, das Kampfflugzeug der internationalen Anti-IS-Koalition abgeschossen zu haben. Die IS-Kämpfer halten den Piloten gefangen, nachdem dessen Maschine bei Al-Rakka abgestürzt war.

Der IS prahlt mit der Gefangennahme im Internet. Auf Twitter verbreiteten die Dschihadisten Fotos, die den Mann in ihrer Gewalt zeigen sollen, sowie das Bild eines jordanischen Militärausweises, der einem 26-jährigen Oberleutnant gehören soll.

Jordanien rudert zurück

Die jordanische Regierung äußerte sich zunächst zurückhaltend. In ersten Stellungnahmen bestätigte sie lediglich die Gefangennahme des Piloten. "Während eines Einsatzes mehrerer Maschinen der jordanischen Luftwaffe am Mittwochmorgen gegen Stellungen der Terrororganisation IS in der syrischen Region Raka ist eine unserer Maschinen abgestürzt und der Pilot von der Terrororganisation IS als Geisel genommen worden", zitiert die amtliche jordanische Nachrichtenagentur Petra die Quelle aus dem Generalstab.

In einer später im Fernsehen verlesenen Erklärung allerdings werden die Behörden konkreter. Der Jordanier sei von den Extremisten gefasst worden, nachdem sein Flugzeug bei einem Einsatz in der Nähe von Rakka im Nordosten Syriens abgestürzt war, teilte die jordanische Luftwaffe mit. "Jordanien macht die Gruppe (IS) und ihre Unterstützer dafür verantwortlich, dass das Leben des Piloten geschützt wird", hieß es in der Erklärung. Regierungssprecher Mohammed al-Momani sagte zudem, das Kampfflugzeug sei vom Boden aus mit einer Rakete abgeschossen worden. Der Versuch, den Piloten zu retten, bevor er den IS-Kämpfern in die Hände falle, sei gescheitert.

Später sagte erklärte al-Momani der Nachrichtenagentur Reuters, neuere Bewertungen zeigten, dass ein Abschuss nicht sicher sei. "Wir haben anfangs gedacht, das Flugzeug könnte abgeschossen worden sein, das können wir jetzt aber nicht bestätigen."

Ein Aktivist aus Al-Rakka sagte der dpa ebenfalls, die IS-Kämpfer hätten das Flugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete abgeschossen. "Die Menschen konnten eine laute Explosion hören und einen orangen Feuerball sehen, der die Maschine traf", erklärte er.

Die US-Regierung hatte im September mit Unterstützung verbündeter arabischer Staaten Luftangriffe auf Stellungen und Fahrzeuge der IS-Miliz im Norden und Osten Syriens begonnen, um einen weiteren Vormarsch der Dschihadisten zu verhindern. Auch im Irak fliegen die USA sowie verbündete westliche Staaten seit dem Sommer Angriffe auf die Dschihadisten.

Dutzende Tote bei IS-Anschlägen im Irak

Bei mehreren Anschlägen der IS-Milizen im Nordirak und der Hauptstadt Bagdad sind am Mittwoch mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen und Dutzende weitere verletzt worden. Zudem wurden nach Angaben von Sicherheitskräften 18 Kämpfer der Terrormiliz bei Gefechten nördlich von Bagdad getötet.

Bei einem Selbstmordanschlag auf einen Armeestützpunkt im Süden Bagdads starben mindestens 21 Menschen. Mindestens 48 weitere Menschen wurden verletzt, als der Attentäter seine Bombe zündete, wie Behördenvertreter sagten. Bei dem Stützpunkt Madain hatten sich Kämpfer der Sahwa-Miliz versammelt, die gegen die Dschihadistenmiliz kämpfen und gerade ihren Sold abholen wollten.

Nördlich von Bagdad explodieren Sprengsätze

Zuvor hatten Kämpfer der IS-Miliz am Morgen im 50 Kilometer nördlich von Bagdad gelegenen Bakuba an zwei Stellen Sprengsätze gelegt. Bei der Explosion der ersten Bombe seien drei kurdische Peschmerga-Kämpfer getötet und vier verletzt worden, sagte ein irakischer Sicherheitsbeamter. Bei dem zweiten Anschlag seien drei Zivilisten umgekommen und zwei weitere verletzt worden.

Nach Angaben des Sicherheitsbeamten wurden bei anschließenden Gefechten 18 IS-Dschihadisten getötet. Bakuba ist seit mehreren Tagen hart umkämpft, nachdem die Peschmerga den IS in anderen Teilen des Nordiraks zurückgedrängt hatten. Am Wochenende befreiten die Kurden das zuvor vom IS kontrollierte Sindschar-Gebirge.

© Süddeutsche.de/afp/dpa/Reuters/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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