Nachlese zum "Tatort" aus Weimar:Iwan, wie irr!

Tatort Der irre Iwan Christian Ulmen

In der Bredouille: Lessing (Christian Ulmen, l.) im Tatttoostudio.

(Foto: MDR/W. & B. Television/A. Neugebauer)

Sie wollen mitreden über den "Tatort"? Hier erfahren Sie, warum der Weimarer Fall einer Spielwiese gleicht und warum Haselstrauch und Birke gut zusammenpassen. Die Nachlese zum "Tatort" - mit den besten Zuschauerkommentaren.

Von Carolin Gasteiger

Darum geht's:

Ein Vermummter überfällt die Weimarer Stadtkämmerei. Er schießt mehrmals durch die Decke und trifft dabei eine Sekretärin tödlich. War das Absicht? Die beiden Kommissare Dorn und Lessing, inzwischen glückliche Eltern, verdächtigen Stadtkämmerer Iwan Windisch der Tat. Aber dann taucht ein Geisterbahnbesitzer auf, der diesem zum Verwechseln ähnlich sieht. Wer spielt hier mit wem ein Spiel?

Lesen Sie hier die Rezension von SZ-Tatort-Kritiker Holger Gertz:

Bezeichnender Dialog:

Kriminalhauptkommissar Kurt Stich gesteht Dorn und Lessing, dass er vor 25 Jahren mit der Frau des Stadtkämmerers verlobt war. Aber ein Seitensprung führte dazu, dass die krankhaft eifersüchtige Nicole damals zur Waffe griff und versuchte, auf Stich zu schießen. Getroffen hat sie am Ende nur seinen Leguan.

Lessing: Vielleicht hast Du doch recht mit dem Heiraten. Sonst ende ich noch so wie Stich.

Kira Dorn: Ach so, keine Panik. Im keltischen Horoskop bin ich Haselstrauch. Ab und zu ein bisschen launisch, aber Eifersucht ist dem Haselstrauch fremd. Und mit Dir als Birke habe ich einen Partner, der sehr häuslich und treu ist.

Lessing: Ja, weiß ich jetzt nicht, was schlimmer ist: Dass Du das keltische Horoskop kennst oder dass Du eine Haselnuss bist.

Kira Dorn: So typisch Birke - unentschlossen.

Die besten Zuschauerkommentare:

Die beste Szene:

Dorn und Lessing fahnden im Tattoostudio nach einem Verdächtigen - und führen den hünenhaften, bärtigen Männern eine feine Schmierenkomödie vor. Als ob der Verdächtige der Kindsvater wäre und Lessing das Baby adoptieren wolle und so. Plötzlich kommt Dorn, das Baby vor den Bauch geschnallt, ein spontaner Einfall. Und aus der Ulknummer wird zumindest für Lessing bitterer - und schmerzhafter - Ernst. Wer hätte geahnt, dass sich der biedere Goethe-Zitierer unter die Tätowiernadel legt?

Top:

Warum sollte man sich im Tatort an einen Handlungsstrang halten, wenn es auch drunter und drüber gehen kann? Im "Weimarer Wahnsinn", wie eine Programmzeitschrift schreibt, geht es wie auf einer riesengroßen Krimi-Spielwiese zu. Und der lässige Schnack der beiden Kommissare ist das i-Tüpfelchen. Chapeau!

Flop:

Nichts, wenn man Tatorte auch mal anders mag.

Bester Auftritt:

Als durchgeknallte Geisterbahn-Chefin wirbelt die fabelhafte Sophie Rois durch diesen Tatort. Mit leicht österreichischem Zungenschlag und einer krächzenden Stimme, die sich im Eifer auch mal überschlägt, wirkt sie geheimnisvoll und beängstigend zugleich. Und: Wer kann schon so verrückt um sich ballern wie sie?

Die Erkenntnis:

Angefangen bei der Oldtimer-"Gurke" von Chef Stich über den exhumierten Leguan Steffi bis hin zum durchs Bild laufenden Känguru: Gut, dass es den Weimarer Tatort nur einmal im Jahr gibt. Mehr irren Wahn würden die Zuschauer beim besten Willen nicht verkraften.

Die Schlusspointe:

Ein bisschen Kitsch muss auch bei Dorn und Lessing sein. Aber weil den Rosenblättern, die auf das Paar regnen (und auf das verwirrte Känguru dazwischen), eine Ladung Bleikugeln vorausgeht, kann man nicht behaupten, die Romantik wäre übertrieben. Zum Abschluss bitten Sven Regener und "Element of Crime" zum Verlobungstanz. Vielleicht doch ein bisschen kitschig? Egal.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: