Steuerentlastungen 2015:13 Euro. Immerhin.

Die steuerlichen Entlastungen im neuen Jahr fallen nicht gerade hoch aus. Wertlos ist die Entwicklung trotzdem nicht. Sie belegt, wie einfältig die Behauptung hiesiger Angst- und Wutbürger ist, Politiker sähen in Menschen allenfalls Melkkühe.

Von Claus Hulverscheidt

In Begeisterung ausbrechen muss man deshalb sicher nicht: Um ganze 13 Euro pro Monat wird ein durchschnittlich verdienendes Elternpaar im neuen Jahr steuerlich entlastet; wer keine Kinder hat, muss sich sogar mit noch mickrigeren 6,50 Euro zufriedengeben. Das reicht beim Oktoberfest nicht einmal für eine Maß Bier.

ExklusivSteuer- und Sozialrechtsänderungen
:Das neue Jahr bringt mehr Geld

Steuerzahler dürfen sich im neuen Jahr auf eine kleine Entlastung freuen. Berechnungen zufolge können die meisten Arbeitnehmer von Änderungen bei Steuern und Sozialabgaben profitieren. Gutverdiener werden überdurchschnittlich entlastet, Familien haben weiterhin das Nachsehen.

Von Claus Hulverscheidt

Und doch bedeutet das nicht, dass die Zahlen keinen Wert hätten. Vielmehr belegen sie, wie einfältig die Behauptung hiesiger Angst- und Wutbürger ist, Politiker dächten nur an sich selbst und sähen in den Bürgern allenfalls Melkkühe.

Das gilt umso mehr, als die 13 Euro ja nicht Ausfluss einer mit viel Tamtam vereinbarten und dann zerredeten Steuerreform, sondern Ergebnis vieler kleiner, meist ohne Kamerabegleitung beschlossener Veränderungen sind: eine Beitragssenkung, wo sie finanziell möglich ist, hier; eine Freibetragserhöhung, wo sie rechtlich geboten ist, dort. Nicht mehr und nicht weniger.

Politiker machen Fehler, kein Zweifel, einige wenige entsprechen sogar tatsächlich dem Klischee. Zehntausende Mitglieder der "Altparteien" aber rackern sich im ganzen Land Woche für Woche ab, um für die Bürger wenigstens kleine Verbesserungen zu erreichen - und seien es 13 Euro. Wer zu dieser Rackerei selber keine Lust hat, sollte zumindest kurz innehalten, bevor er oder sie auch im neuen Jahr zu einem Pegida-, Hogesa- oder anderen Sündenbocksuchmarsch aufbricht.

© SZ vom 31.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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