Debatte um Griechenlands Euro-Austritt:Österreich mahnt Berlin zur Zurückhaltung

Lesezeit: 2 min

  • Österreichs Finanzminister Hans Jörg Schelling hat Deutschland davor gewarnt, voreilig über einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone zu diskutieren.
  • SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi bezeichnet einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone als Belastung für Europa.
  • Die Sorge über einen Austritt hat am Dienstag auch die Börse in Tokio schwer belastet.

Österreich kritisiert Deutschland wegen Griechenland-Debatte

In der Diskussion um Griechenlands Zugehörigkeit zur Eurozone hat der österreichische Finanzminister Hans Jörg Schelling Deutschland zur Zurückhaltung ermahnt. Es sei weder angebracht, sich in die Wahlkämpfe anderer Länder einzumischen, noch die in einem Wahlkampf getroffenen Aussagen überzuinterpretieren, sagte Schelling der Zeitung Die Welt. Es gelte nun, "in Ruhe den Ausgang der griechischen Wahlen abzuwarten", die Ende Januar in Griechenland stattfinden. Er gehe davon aus, dass Griechenland seine finanziellen Auflagen auch nach der Wahl einhalten und zu den getroffenen Vereinbarungen stehen werde.

Bei den Wahlen könnte die linke Syriza-Partei stärkste Kraft werden. Deren Vorsitzender Alexis Tsipras fordert eine Abkehr vom strikten Sparkurs sowie Verhandlungen über einen Schuldenschnitt mit den internationalen Gläubigern. Aus diesem Anlass wird über eine mögliche Abkehr Athens vom Euro (Grexit) debattiert. Der Spiegel hatte in seiner aktuellen Ausgabe unter Berufung auf Regierungskreise gemeldet, die Bundesregierung sehe einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone inzwischen als akzeptabel an.

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) wies hingegen den Vorwurf zurück, Berlin mische sich in den griechischen Wahlkampf ein. Es gibt demnach keinen Kurswechsel. Ziel der Bundesregierung sei es, Griechenland in der Eurozone zu halten, sagte er der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung.

Fahimi: Ausstieg aus Euro-Zone wäre fatal

Unterdessen kritisierte SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi die Debatte um einen Austritt Griechenlands aus dem Euro: "Ein Ausstieg Athens aus dem Euro wäre für Griechenland fatal und für Europa eine Belastung", sagte Fahimi der Rheinischen Post. "Deshalb sollten wir nicht leichtfertig über solche Szenarien reden." Sie sagte, sie habe Verständnis dafür, dass sich viele Griechen jetzt eine Politik wünschten, die ihnen eine Perspektive biete. Griechenland müsse wieder in die Lage kommen, öffentliche Investitionen zu tätigen.

Auch der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte die Regierung auf, die Wahl in Griechenland abzuwarten und das Ergebnis zu respektieren, "anstatt vorher Drohkulissen aufzubauen". Er sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, dem in Griechenland vorherrschenden Gefühl, von Europa erpresst zu werden, dürfe die Regierung "nicht weiter Vorschub leisten".

Börse in Tokio reagiert empfindlich

Die Sorge über einen möglichen Austritt Griechenlands aus dem Euro-Raum hat am Dienstag auch die Börse in Tokio schwer belastet. Der Nikkei-Index für 225 führende Werte stürzte um 525,52 Punkte oder 3,02 Prozent auf den Stand von 16 883,19 Zählern. Der breit gefasste Topix büßte 39,95 Punkte oder 2,85 Prozent auf 1361,14 Punkte ein. Auch der Preisverfall beim Öl drückte die Stimmung. Eine geringere Nachfrage nach dem Rohstoff deutet auf eine schwächere Konjunkturentwicklung hin.

© SZ.de/dpa/AFP/fie - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: