Extremismus:Fakten zum Salafismus in drei Grafiken

Salafisten in Frankfurt/Main

Salafisten jubeln in der Innenstadt von Frankfurt am Main dem umstrittenen Prediger Pierre Vogel zu (Archivbild aus dem April 2011)

(Foto: dpa)
  • Salafisten machen vielen Menschen in Deutschland Angst - dabei machen sie nur einen verschwindend geringen Teil der in Deutschland lebenden Muslime aus.
  • Der größte Teil der Salafisten gilt Ermittlern überdies als nicht gewalttätig.
  • Einzelne Salafisten planten brutale Anschläge, insgesamt begingen in den vergangenen Jahren Rechtsextreme allerdings mehr als hundertmal so viele Straftaten wie islamistisch motivierte Täter.

Von Jannis Brühl

Redner auf Pegida-Demonstrationen tun so, als würde eine salafistische Machtübernahme in Deutschland kurz bevorstehen. Ein Blick in die Statistiken zeigt aber, dass der Salafismus in Deutschland nach wie vor ein absolutes Randphänomen ist - erst recht in seiner gewalttätigen Form.

Die Salafisten sind unter Deutschlands Muslimen eine homöopathische Minderheit. Mindestens 3,8 Millionen Menschen islamischen Glaubens leben hier, 7000 können dem Bundesverfassungsschutz zufolge als Salafisten bezeichnet werden. (Um ihre Zahl in der Grafik sehen zu können, bitte weiter nach unten scrollen.)

Die 7000 Salafisten sind aber bei weitem nicht alle gefährlich. Experten unterscheiden drei Strömungen, von denen lediglich Anhänger der sogenannten dschihadistischen Strömung Gewalt im Namen des Glaubens ausüben wollen. Als gefährlich gelten etwa jene 180 Personen, die aus Syrien zurückgekehrt sind, weitere 230 Islamisten in Deutschland gelten den Behörden als "Gefährder" - die Behörden trauen ihnen also schwere, religiös motivierte Straftaten zu - die meisten davon dürften Salafisten sein.

In einer anderen Zählung rechnet das Bundeskriminalamt insgesamt 1000 Menschen zum "islamistisch-terroristischen Personenpotential".

Salafisten und andere Islamisten begingen zwischen 2010 und 2013 deutlich weniger Verbrechen als Rechts- und Linksextremisten. Allerdings fürchten die Behörden, dass es bei einem salafistischen Anschlag deutlich mehr Tote und Verletzte geben könnte als durch Aktionen anderer politisch motivierter Gewalttäter. Die Morde von Paris zeigen die Brutalität einzelner gewaltbereiter Islamisten.

Im Fall von Rechts- und Linksextremen ermittelte die Polizei meist wegen Straßengewalt - Neonazis gegen Minderheiten und Linke, Linksradikale gegen Rechte und Polizisten. Im Fall islamistischer Verdächtiger ging es dem Innenministerium zufolge bis 2013 in den meisten Fällen um "Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat" und "Androhung von Gewalt".

Die Zahl der Straftaten mit islamistischem Hintergrund bleibt also niedrig, dürfte 2014 aber weiter angestiegen sein. Endgültige Zahlen für das Jahr tragen die Behörden noch zusammen. Derzeit laufen 400 Verfahren gegen Mitglieder der salafistischen Szene, meist wegen der Mitgliedschaft in ausländischen Terrororganisationen.

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