Basketballer des FC Bayern:Zu nachlässig mit dem Kuschelbären

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Anton Gavel (links) müht sich gegen Dijons center Ferdinand Prenom (Foto: AFP)

So fühlt sich also der Eurocup an: Die Basketballer des FC Bayern finden mit einem zähen Sieg gegen Dijon in den zweitklassigen Wettbewerb hinein. Doch die defensive Schaffenskrise vertieft sich.

Aus der Halle von Jonas Beckenkamp

Über das Wirken von Ferdinand Prenom unter den Basketballkörben Europas spuckt das World Wide Web nicht viel mehr als ein paar Bilder aus. Umso glücklicher können sich alle 5011 Besucher schätzen, die am Mittwochabend den Weg in die Rudi-Sedlmayer-Halle gefunden hatten. Sie durften dem 23-Jährigen bei der Arbeit zuschauen, was ein ziemliches Vergnügen ist. Prenom spielt Basketball nach der alten Bezirksliga-Devise: Kiste (Hinterteil) raus, mit den Armen herumwühlen und irgendwie rein damit.

Das Schöne an dieser Variante: Sie funktioniert im Amateurleben genauso gut wie im Eurocup - jenem Wettbewerb, in dem Prenom mit seiner Mannschaft von Jeanne d'Arc Dijon Bourgogne diesmal dem FC Bayern mit 84:93 (45:54) unterlag. Warum gerade Prenom von diesem insgesamt zähen Spiel in Erinnerung bleibt, ist schnell erzählt: Der Centerspieler sieht mit seinen 140 Kilo bei einer Größe von 2,03 Metern nicht unbedingt aus wie ein Profisportler. Wer ihn näher betrachtet, erlebt eher eine Kuschelbärversion des Tennisspielers Pete Sampras. So einen Wonneproppen gibt es im Spitzenbasketball nicht alle Tage zu sehen.

Gegen allzu nachlässige Bayern hatte der junge Franzose trotzdem flink neun Punkte erzielt, noch ehe alle Fans überhaupt auf ihren Plätzen saßen. Dass die Münchner ihm solche Freiräume erlaubten, ist die zweite Erkenntnis einer Partie, die als Gradmesser für das internationale Parkett dienen sollte. Die Männer von Trainer Svetislav Pesic mussten sich hineinfühlen in diesen Wettbewerb. Nach dem enttäuschenden Aus in der Euroleague heißen die Gegner jetzt nicht mehr Barcelona, Athen oder Mailand, sondern Dijon oder Ljubljana. Als "Cup der Verlierer" will das zweitklassige Event in München aber natürlich niemand verstehen - und doch entstand der Eindruck, dass es schon freudvollere Auftritte der Bayern gab.

"Das war alles andere als schön", wusste Kapitän Bryce Taylor (14 Punkte) zu berichten, "den Sieg nehmen wir gerne mit, aber wir müssen besser spielen." Wirklich gefährdet schien der Erfolg gegen biedere Franzosen nie, doch in einem hatte Taylor Recht: Es war "ugly". Das wusste auch Coach Pesic - der sich trotzdem bemühte, das Positive hervorzuheben: "Dank unserer sehr guten Wurfquote und der vielen Assists, haben wir in der Offensive gut ausgesehen." Vorne klappte das Zusammenspiel tatsächlich flüssiger als zuletzt. Besonders in der ersten Halbzeit sausten reihenweise Dreier der Münchner durch die Reuse. Aber der Angriff ist derzeit auch nicht das Problem. Es hakt hinten, es fehlt die Abstimmung, die "Kontinuität", wie Pesic es nennt.

Wie schon in den vergangenen Partien gegen Ulm und Bamberg wirkten die defensiven Bemühungen eher wie ein lasches Pflichtprogramm. Spielmacher Bo McCalebb (mit 16 Punkten bester Scorer) durfte sich auf dem Feld gleich mehrfach Tiraden seines Trainers anhören, die bis unters Hallendach nachhallten. "Ich bin nicht zufrieden mit der Verteidigung", sagte Pesic, "es langweilt mich fast schon, es ständig zu wiederholen." Es wurmt den Serben gewaltig, dass es seiner Mannschaft in der Abwehr nicht gelingt, als Team zu funktionieren.

Als Grund nannte der Coach erneut die vielen Ausfälle (diesmal fehlten Nihad Djedovic und Robin Benzing) - das Zusammenspiel könne man nur im Training einstudieren und zwar mit "harter Arbeit". Den nötigen Aufwand zeigten die Spieler auch gegen Dijon nur phasenweise, ehe sie es sich immer wieder rumstehend gemütlich machten. "Wenn wir acht oder zehn Punkte vorne liegen, relaxen wir. Das darf nicht sein. Wir müssen die Intensität über das ganze Spiel bringen," erklärte Center Vladimir Stimac, der als Einziger durchgehend händerudernd durch die Abwehr pflügte.

Bis auf weiteres bleiben entscheidende Aspekte des Bayern-Spiels also Baustellengebiet. Es müsse einfach irgendwann "Klick" machen, wie Flügelspieler Taylor befand. Mitten in der Saison ist es dafür aber ganz schön spät. Der Eurocup könnte eine brauchbare Bühne sein, denn in der Gruppe der Münchner befinden sich neben Dijon und Ljubljana auch die Brose Baskets aus Bamberg, die ihr erstes Spiel gegen die Slowenen gewannen. Nach der verheerenden BBL-Pleite gegen die Franken wollen sich die Bayern in der kommenden Woche auf internationalem Terrain revanchieren. Zur Not wäre ihnen sicher auch ein Sieg mit den Mitteln eines Ferdinand Prenom Recht. Kiste raus und rein. Das klappt übrigens auch in der Defensive.

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