Seehofer-Nachfolge in Bayern:Söder hängt Aigner in Umfrage ab

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Markus Söder liegt laut Umfrage weit vor seiner Konkurrentin Aigner. (Foto: Daniel Karmann/dpa)
  • Markus Söder führt überraschend im Rennen um die Seehofer-Nachfolge: Nach einer Umfrage des BR-Politikmagazins "Kontrovers" wünschen sich 41 Prozent der Bayern den Finanzminister als neuen Ministerpräsidenten.
  • Seine Konkurrentin Ilse Aigner kommt auf nur 24 Prozent.
  • Bei vorgezogenen Neuwahlen könnte die CSU wieder alleine regieren, die AfD wäre nicht im Landtag.

Von Frank Müller

Im CSU-internen Gerangel um die Nachfolge von Horst Seehofer gewinnt Finanzminister Markus Söder überraschend deutlich die Oberhand. Das ergibt sich aus der traditionellen Januar-Umfrage des Bayerischen Rundfunks. Der repräsentativen Erhebung des BR-Politikmagazins "Kontrovers" zufolge liegt Söder inzwischen mit weitem Abstand vor seiner Hauptkonkurrentin, Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, bei der Frage, wer die CSU in die Landtagswahl 2018 führen soll. 41 Prozent sind für Söder, 24 für Aigner.

Während Söder im Vergleich zum Januar letzten Jahres einen deutlichen Sprung um zehn Punkte machte, ist Aigner mit einem Minus von drei im Sinkflug. Weit abgeschlagen liegen die weiteren Nachfolgeaspiranten, Innenminister Joachim Herrmann (12) und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (7).

Noch eindeutiger ist das Votum der CSU-Anhänger: Von ihnen wollen 46 Prozent Söder und nur 25 Aigner. Die Nachfolgefrage stellt sich in der CSU immer drängender, weil Amtsinhaber Horst Seehofer nun erneut angekündigt hat, im Jahr 2018 in jedem Fall Schluss machen zu wollen. Dass Söder dabei auf dem Vormarsch ist, zeichnete sich in der Landespolitik schon seit Monaten ab. Dem Finanzminister wurde von der Aufarbeitung des Landesbank-Debakels über einen fehlerfrei abgeschlossenen Haushalt bis hin zur Erschließung der ländlichen Regionen mit Breitband-Internet parteiintern gute Arbeit bescheinigt.

Söder bereits beliebter als Seehofer

Die frühere Bundesagrarministerin Aigner dagegen hatte zu kämpfen mit Problemen bei der von ihr verantworteten Energiewende und beim Umstieg von der Bundes- in die Landespolitik. In ihrem Lager war ein leichter Dämpfer schon erwartet worden. Auch Seehofer sendete schon vor dem offiziellen Bekanntwerden der Zahlen klare Signale der Anerkennung für Söder aus. Am Rande eines Auftritts im Münchner Presseclub erzählte der Regierungschef, was er Söder kürzlich zum Geburtstag geschrieben hatte: "Deine Arbeit war perfekt."

Für die Verhältnisse Seehofers, dem häufig starke Abneigung gegen Söder bescheinigt wird, war das schon fast ein Ritterschlag. Dabei muss Seehofer nun sogar zusehen, wie Söder in der Liste der beliebtesten bayerischen Politiker an ihm vorbeisegelt. Söder steht dort nun auf Platz zwei, vor ihm ist nur noch die als Quasi-Landesmutter sakrosankte Landtagspräsidentin Barbara Stamm.

Aktuelle Wählerpräferenz in Bayern gemäß der Umfrage des BR-Politikmagazin "Kontrovers"; SZ-Grafik (Foto: N/A)

Seehofer und Aigner sind in dem Ranking dagegen von den Plätzen drei und vier um jeweils drei Plätze nach hinten gerutscht. Nach vorne geschoben haben sich Herrmann (Platz drei), Staatskanzleichef Marcel Huber (fünf) und überraschend schnell auf vier der neue Münchner SPD-OB Dieter Reiter. Auf den hinteren drei Plätzen der Bayern-Top-Ten folgen Bundesentwicklungshilfeminister Gerd Müller, Landwirtschaftsminister Helmut Brunner und Sozialministerin Emilia Müller (alle CSU).

CSU könnte weiterhin allein regieren

Alle Werte liegen aber relativ nah beieinander. Söder war am Mittwoch anzumerken, dass er den deutlichen Anstieg seiner Zustimmungswerte so nicht erwartet hatte. Er nehme sie als Motivation und Ansporn, weiter hart zu arbeiten, sagte er staatsmännisch. Seehofer reagierte trotz der Verschiebungen entspannt: Seine eigenen Werte bleiben gut, gehen aber leicht nach unten. 71 Prozent der Bayern bewerten ihn als guten Regierungschef.

Das ist ein Rückgang um fünf Punkte, aber immer noch sein zweitbester Wert. "Ein Stück Genugtuung" löse dies bei ihm aus, sagte Seehofer. Ähnlich gut wird die Arbeit der Regierung insgesamt benotet - das bezeichnete Seehofer als entscheidende Zahl. Deutlich weniger Verschiebungen ergeben sich dagegen bei der Frage, wie die Bayern jetzt ihr Parlament zusammensetzen würden. Auch das lässt BR-Kontrovers immer zum Jahresstart vom Institut Infratest dimap ermitteln.

SPD konstant, AfD wäre nicht im Landtag

Demnach würde die CSU weiter alleine regieren können, bliebe aber mit 46 Prozent unter dem Landtagswahlergebnis von 2013 und unter dem Umfragewert vom letzten Jahr. Seehofer sprach trotzdem von einem "erfreulichen Zwischenstand". Die SPD bleibt im Vergleich zur Vorjahresumfrage gleich (19 Prozent), die Grünen (neun Prozent) verlieren einen Punkt. Lediglich die Freien Wähler (zehn Prozent) können leicht zulegen.

Die Alternative für Deutschland (AfD) käme mit vier Prozent nicht in den Landtag. Seehofer zeigte sich vor allem mit diesem Ergebnis zufrieden. Er führte es auch auf die "differenzierte Zuwanderungspolitik" zurück, die die CSU betrieben habe.

Als SPD-Herausforderer hätten die Bayern mit 25 Prozent am liebsten den Nürnberger OB Ulrich Maly. Es folgen Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher und Landeschef Florian Pronold sowie deutlich abgeschlagen Generalsekretärin Natascha Kohnen. Alle werden von ihren Anhängern, wie erwartet, noch stärker gewünscht als vom Durchschnitt der Bevölkerung - mit einer Ausnahme: Pronold mögen die SPD-Anhänger weniger als die Bayern insgesamt.

© SZ vom 14.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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