Russland:Regierungskritiker Nawalny erneut festgenommen

Opposition leader Navalny talks to a policeman before being detained in Moscow

Als Nawalny den Radiosender verlässt, warten die Polizisten schon.

(Foto: REUTERS)
  • Kremlkritiker Alexej Nawalny hat sich wieder seinem Hausarrest widersetzt. Bei einem Interview mit einem regierungskritischen Radiosender ist er vorübergehend festgenommen worden.
  • Es ist nicht das erste Mal, dass Nawalny sich über den Hausarrest hinwegsetzt.
  • Im Dezember war Nawalny in einem umstrittenen Betrugsprozess zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden.

Nawalna widersetzt sich Hausarrest

Der Kremlkritiker Alexej Nawalny ist wegen eines angeblichen Verstoßes gegen seinen Hausarrest vorübergehend festgenommen worden. Nach einem "Gespräch" in einer Polizeistation in Moskau sei er wieder freigelassen worden, teilte der 38-Jährige am Mittwochabend per Twitter mit. Andere Twitter-User veröffentlichten Bilder, die Nawalny im Polizeiauto zeigen.

Interview mit regierungskritischem Radiosender

Sicherheitskräfte hätten ihn nach einem Interview beim regierungskritischen Radiosender Echo Moskwy abgeführt. In dem Radio-Interview hatte Nawalny gesagt, bei künftigen Wahlen habe die Opposition in größeren Städten gute Siegeschancen gegen die Kremlpartei Geeintes Russland. Voraussetzung sei aber, dass die Regierungsgegner mit einer Einheitsliste antreten und nicht getrennt.

Der Oppositionspolitiker will sich nicht mehr an den im Februar verhängten Hausarrest halten. Bereits wenige Stunden nach dem Urteil im Dezember widersetzte er sich und ging zu einer Protestkundgebung, auf der er kurzzeitig festgenommen wurde. Außerdem twitterte er bereits eine Woche vor dem Vorfall bei Radio Echo Moskwy, dass er seine Fußfessel durchgeschnitten habe. Er habe seine Wohnung verlassen, um Milch zu kaufen.

Umstrittener Prozess

Nawalny betrachtet den Arrest als hinfällig, seit er in dem umstrittenen Betrugsprozess zu dreieinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden war. Nawalny war vorgeworfen worden, gemeinsam mit seinem Bruder Oleg den französischen Kosmetikkonzern Yves Rocher um fast 27 Millionen Rubel (nach damaligem Wechselkurs fast eine halbe Million Euro) betrogen zu haben, als das Unternehmen den Vertriebsdienst der Brüder benutzte.

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