Impfschutz als Kunstprojekt:Ästhetik der Spritze

Opulenz lässt die Bill & Melinda Gates Stiftung nicht missen. Renommierte Künstler wie Annie Leibovitz, Sebastião Salgado oder Mia Farrow werben in ihrem Auftrag für Impfung. Das ist wohl kalkuliert, die Stiftung will Milliarden Dollar für weitere Impfkampagnen sammeln.

Von Berit Uhlmann

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Impfkampagne der Bill & Melinda Gates Stiftung

Quelle: Sebastião Salgado / Amazonas Images / Gates Foundation

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Die Fotografen Annie Leibovitz und Sebastião Salgado sind dabei, der Pianist Lang Lang, die Schauspielerin Mia Farrow: Es sind große Namen auf der Liste der Künstler, die die Bill & Melinda Gates Stiftung als Unterstützer für ihre Impfkampagnen gewonnen hat. Das eindrucksvolle Projekt ist wohl kalkuliert. Die Stiftung ist gerade dabei, im großen Stil Geld einzusammeln. "Wir erwarten 7,5 Milliarden Dollar", sagt Bill Gates. Die Summe reicht für die nächsten fünf Jahre; sie soll Impfungen für 300 Millionen Kinder ermöglichen und damit sechs Millionen Menschenleben retten. Die Kunstwerke werden Staatschefs, Ministern und Wirtschaftsbossen aus aller Welt vor die Nase gehängt - am kommenden Dienstag in Berlin, wenn Kanzlerin Angela Merkel eine Geberkonferenz abhält.

Im Bild ein Foto von Sebastião Salgado.

Impfkampagne der Bill & Melinda Gates Stiftung

Quelle: Sebastião Salgado / Amazonas Images/ Gates Foundation

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"The art of saving a live" heißt das Projekt. Der Brasilianer Sebastião Salgado ist einer der bekanntesten Teilnehmer. Ihm hat Wim Wenders einen Dokumentarfilm gewidmet: "Das Salz der Erde" ist für den diesjährigen Oscar nominiert.

Salgado dokumentierte den Kampf der Weltgemeinschaft gegen das Polio-Virus. Die Anstrengungen zur Ausrottung der Krankheit sind das mit Abstand größte Gesundheitsprojekt aller Zeiten. Mehr als elf Milliarden Dollar wurden in den vergangenen 20 Jahren ausgegeben, fast drei Milliarden Kinder geimpft.

Impfkampagne der Bill & Melinda Gates Stiftung

Quelle: Sebastião Salgado / Amazonas Images/ Gates Foundation

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Die Impfteams stießen dafür in weit abgelegene Regionen vor - in kaum besiedelte Gebiete im Südsudan, in Somalia, der Demokratischen Republik Kongo, Indien und Pakistan. Salgado zog mit ihnen.

Impfkampagne der Bill & Melinda Gates Stiftung

Quelle: Sebastião Salgado / Amazonas Images/ Gates Foundation

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Es sind genau jene schwer erreichbaren oder von Krisen geschüttelten Orte, an denen das Ringen gegen Krankheiten immer wieder ins Stocken gerät. Die Menschen dort können misstrauisch und furchtsam sein, sie kämpfen nicht selten um das nackte Überleben. Ein Impftermin hat für sie keine Priorität.

Impfkampagne der Bill & Melinda Gates Stiftung

Quelle: Sebastião Salgado / Amazonas Images / Gates Foundation

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Im Fall der Kinderlähmung ist dennoch viel erreicht worden. Traf die Krankheit vor 50 Jahren mehrere Hunderttausend pro Jahr, wurden 2014 noch 333 Infektionen registriert. Doch die schon seit Jahren geplante Null ist noch immer nicht in greifbarer Nähe. In Pakistan steigen die Erkrankungszahlen gerade wieder an. Auch Nigeria bereitet Experten Sorge. Hier haben Mitglieder von Impfteams ihr Leben lassen müssen, als die Terrorgruppe Boko Haram gegen sie zu Feld zog.

Impfkampagne der Bill & Melinda Gates Stiftung

Quelle: Thomas Ganter / Gates Foundation

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Denen, die unter Strapazen und Gefahren die Impfstoffe selbst in Krisengebiete bringen, hat der deutsche Maler Thomas Ganter sein Bild geweiht. "Mein Gemälde soll ein 'Denkmal' zu Ehren des unbekannten Mitarbeiters des Gesundheitswesens sein - gewidmet den Alltagshelden, die an der vordersten Front der medizinischen Versorgung arbeiten und dort die Impfungen durchführen, wo sie am meisten benötigt werden."

Impfkampagne der Bill & Melinda Gates Stiftung

Quelle: Christoph Niemann / Gates Foundation

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Mit dem Zeichner Christoph Niemann beteiligt sich ein zweiter Deutscher an dem Projekt der Gates-Stiftung. In einem Comic verdeutlicht er eine weitere Herausforderung der Impfkampagnen. Einige Impfstoffe müssen stets gekühlt sein; in Ländern mit schlechter Infrastruktur ist das ein enormes Problem.

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Quelle: Alexia Sinclair / Gates Foundation

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Infektionskrankheiten könne Arme wie Reiche treffen, wie das Bild der australischen Künstlerin Alexia Sinclair verdeutlichen soll. Auch Rückschläge im Kampf gegen Seuchen gehen nicht nur von armen oder krisengeschüttelten Staaten aus. In den wohlhabenden Ländern werden Impfungen zunehmend Opfer ihres eigenen Erfolges. Haben die Vakzine eine Krankheit erst einmal weit zurückgedrängt, wird nicht mehr das Leiden selbst, sondern die Möglichkeit von Nebenwirkungen als bedrohlich wahrgenommen. In Deutschland tritt das Phänomen besonders bei der Masernimpfung auf. Schon Ende vergangenen Jahres war für die Weltgesundheitsorganisation WHO klar, dass die für 2015 anvisierten Ziele zur drastischen Eindämmung der Krankheit nicht erreicht werden.

Für die Öffentlichkeit sind die Werke derzeit nur im Internet zu sehen: http://artofsavingalife.com/.

© Süddeutsche.de/beu/rus
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