Deutscher Filmball in München:Bambi? Mausi? Schatzi? Spatzi!

Der Einzige, der die Speisekarte ganz durchliest: Hollywood-Regisseur Oliver Stone ist einer der gefragtesten Gäste beim Deutschen Filmball in München, will aber vor allem seine Ruhe. Zum Glück gibt es auch die irren Momente - wenn zum Beispiel Richard Lugner mit seiner aktuellen Frau auftaucht.

Von Philipp Crone (Text) und Lukas Barth (Fotos)

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42. Deutscher Filmball

Quelle: lukasbarth.com

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Elyas M'Barek steht Oliver Stone in nichts nach. Der 32-jährige Schauspieler steht am Samstagabend auf dem roten Teppich vor dem Eingang zum Bayerischen Hof und seine Hand zuckt im Sekundentakt über Schreibblöcke, die ihm von den Fans hinter der Absperrung hingehalten werden. Er tippelt hin und her, schaut mehr ernst als entspannt, kurz noch, dann geht es rein und er hat es geschafft.

Oliver Stone (im Bild), der 68-jährige amerikanische Regisseur und dreifache Oscar-Preisträger, steht zwei Meter neben M'Barek. Seine Bewegungen sind zwar nicht ganz so schnell, dafür hat er sich im Laufe der Jahrzehnte eine geradezu majestätische Lässigkeit angeeignet, die jederzeit den Eindruck erweckt, es sei ihm in Wahrheit gar kein Graus, sich hier befragen und ablichten zu lassen. Stone sagt in dem ganzen Trubel: "Das ist eben diese aberwitzige Kultur, die es seit 20 Jahren gibt."

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Die beiden Herren sind die gefragtesten Gäste des Abends und sie vereint kurz vor Beginn des 42. Deutschen Filmball eines: Sie sind einigermaßen genervt von dem ganzen Trubel. M'Barek freut sich auf die Party (die er später mit Jan Josef Liefers, links, und Moritz Bleibtreu, Mitte, verbringen wird) und will die unvermeidbare Film-, Foto- und Fragestunde schnell hinter sich bringen.

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Stone hingegen hat gar keine Hoffnung, dass dieser Abend ihm vielleicht doch Freude bereiten wird. Er irrt sich.

Der Filmball ist in seiner Mischung aus Eleganz und Banalität, aus höfischer Anmut und purer Blödelei so einzigartig, dass sogar Oliver Stone, der dafür bekannt ist, derlei grelle Veranstaltungen zu meiden, der Faszination des Abends erliegt und am Ende als glücklicher Beobachter entspannt mit einem Glas Rotwein fast bis Mitternacht da bleibt.

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Es sind die kleinen Momente, die den Abend so irre machen. Und die Fähigkeit der Filmbranche, aus einem eher spröden Anlass eine ordentliche Show zu machen. Am Anfang steht ein Grüppchen Gesellschaftsreporter zusammen und überlegt, wie die aktuelle Frau des österreichischen Bauunternehmers Richard "Mörtel" Lugner heißt. Bambi? Mausi? Schatzi? Spatzi!

Lugner, 82, wechselt seine Begleitungen fast so schnell, wie M'Barek Autogramme schreibt, doch Spatzi, bürgerlich Cathy, 24, erfüllt alle Erwartungen ihres Mannes an diesem Abend. Sie steht artig an seiner Seite, hat das tiefste Dekolleté und erzählt eifrig, dass sie nichts unter dem quietschgelben Abendkleid trägt.

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An den weißen Gala-Tischen nehmen die Herren in Smoking und Damen in bunt glitzernden Roben Platz und stoßen mit einem ersten Glas Ruinart an. Und sogar beim Eröffnungswalzer geht es noch einigermaßen gesittet zu, die hereineilenden Fotografen halten sich mit Schubsen und Drängeln zurück. Doch langsam nimmt dann die Show Fahrt auf. Die Kellner mühen sich, den Saiblingskaviar und die Austern als Vorspeise an die Tische zu bringen, aber sobald Kameras im Raum sind, ist die Branche darauf gedrillt, sich gut ins Bild zu setzen.

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M'Barek schmiegt sich an Dörrie, was eine Kohorte Fotografen an den Tisch der Constantin sprinten lässt, wo sie dann mit Bildern belohnt werden, auf denen sich M'Barek, Dörrie und Alicia von Rittberg, die gerade neben Brad Pitt in "Herz aus Stahl" zu sehen ist, die Servietten wie Hasenohren hinter den Kopf halten.

Dann muss die Gruppe aber auch schon rüber zur Tanzfläche, auf der sich Katja Riemann mit ihrer ebenfalls schauspielernden Tochter Paula (rechts) und Aylin Tezel (MItte) vergnügt.

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Und Stone? Liest als einziger die Speisekarte ganz durch, um vor Fotografen verschont zu bleiben. Er widmet sich dem Steinbuttfilet, während Moritz Bleibtreu mit Christiane Paul ein Selfie schießt.

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Die Energie des Abends kommt auch daher, dass hier die absolute Anspannung gegen ebenso große Entspannung steht. Die Kameraleute mit hektisch suchenden Blicken auf der einen Seite und die gemütlich anstoßenden Gäste auf der anderen.

Ein wenig Kennenlernen und Wiedersehen gehören auch dazu. Aylin Tezel wird Oliver Stone vorgestellt, doch dem Regisseur ist auch um kurz vor Mitternacht noch nicht nach Smalltalk. Er macht sich bald danach auf den Heimweg.

Während die Band "Highway to Hell" von AC/DC spielt, beobachtet Dörrie Medienministerin Ilse Aigner, die kreischend die Hände in die Luft reißt (im Bild bei ihrem Eintreffen auf dem Ball).

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Tom Schilling, der reservierte Berliner, der so eine Einlage wie Aigner sicher nie geben würde, sieht am Rand zu und sagt: "Natürlich ist das alles sehr oberflächlich hier." Und doch genießt er den Abend. Denn oberflächlich bedeutet eben auch, dass man sich wenig Gedanken machen muss. Die Gäste dürfen sich einfach schön anziehen, gut essen, sich von den herrlichen Albernheiten der anderen anstecken lassen und dann im Rausch des Abends aufgehen.

© Süddeutsche.de/sekr
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