Erziehung:Wie man einen Wintertag mit Kindern herumbekommt

Nap Time

Der Zustand völliger Erschöpfung ist genau das, was Eltern oftmals an langen Tagen herbeisehnen. Dieses Mädchen hat ihn bereits erreicht.

(Foto: Getty Images)

Es gibt sie, diese Tage, die einfach kein Ende finden wollen. Das wäre im Prinzip auch schön, wenn alle Zeit für- und miteinander haben, um etwas zu unternehmen. Wäre es nicht Winter und wären da nicht die kleinen Familienmitglieder, die in des Großstädters Wohnung zu wenig Auslauf finden. Also packt der engagierte Erziehungsberechtigte den Nachwuchs dick ein, zieht in den Park und hofft: Sind die Nasen so richtig rot, ist das Kind so richtig platt. Nach der kurzen Aufwärmphase daheim herrscht allerdings die Gewissheit: Da geht noch was.

Mutter oder Vater kochen eine schwere Suppe, erlauben, dass alle Spielsachen gleichzeitig bespielt werden dürfen und drücken ein Auge zu bei der üblich vereinbarten Zeit vor dem Fernseher und an Handy und Co. Jedes Gesellschaftsspiel wird hervorgezerrt, jede befreundete Familie durchtelefoniert, um stundenweise einen Kindertausch auszuhandeln. Dann ist es Mittag. Obwohl die Eltern ihr Kind sehr lieben, wünschen sie, es wäre in diesem Moment alt genug für eine Weltreise. Denn während der Energiepegel der Erwachsenen Minute für Minute sinkt, laden die Kleinen ihren Speicher mühelos und kontinuierlich wieder auf. Weil dieses Problem in wohl jeder Familie auftaucht, verraten Autoren dieser Zeitung hier, was bei ihnen zu Hause gut und ohne großen Aufwand funktioniert, wenn man selbst kaum mehr Kraft hat und die Kinder einfach nicht müde werden.

Von Verena Mayer, Christian Mayer, Julia Rothhaas und Christina Waechter

Wohnungsexpedition

Die Eltern machen es sich auf dem Sofa gemütlich, das Kind muss durch die Wohnung ziehen, um je drei Gegenstände in der gleichen Farbe zu suchen. Also zum Beispiel dreimal etwas Gelbes: eine Banane, ein Paar Gummistiefel, die Ente aus der Badewanne. Weil die Wohnung nach dem Spiel auch wieder aufgeräumt werden muss, bietet sich im Anschluss folgendes Spiel an: Die Eltern lassen sich eine Geschichte einfallen, in der hintereinander die Dinge auftauchen, die nun neben dem Sofa liegen. Dann muss das Kind den Gegenstand wegräumen, bevor die Geschichte weitergeht.

Dauer: bis es richtig unordentlich ist

Zubehör: der übliche Hausrat

Altersgruppe: Vorschulalter

Familiendisco

Bei dieser Methode gibt es erst mal keinen Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern: Wir tanzen, bis wir vor Erschöpfung umfallen. Das Wohnzimmer wird zum abgedunkelten Club, am besten mit Discokugel. Zwei oder drei Songs reichen als Einstimmung, geeignet sind Partyknaller wie "Y.M.C.A." von den Village People, "A Little Less Conversation" von Elvis (Remix-Version) oder die schnelleren Sachen von Cro, dem sensiblen Mädchenversteher. Dann läuft die Sache mit der entsprechenden Play-List von alleine, die Großen können sich verdrücken. Kopfhörer für Eltern nicht vergessen!

Dauer: bis die Nachbarn klingeln

Zubehör: die alte Stereoanlage

Altersgruppe: zwei bis 18 Jahre

Hochwassergebiet

Bad heizen, lauwarmes Wasser in die Wanne, das Baby darin baden, größere Kinder hineinsetzen. Je mehr Kinder, desto besser. Der Effekt kommt zum einen physikalisch zustande, durch Wasser, Dampf und Raumtemperatur werden die Kinder gewissermaßen bis zur Müdigkeit erwärmt. Das andere sind die Spiele, die sich in der Wanne wie von selbst ergeben: Tauchübungen, Rutschen am Badewannenrand, Wasserspucken. Auch gut: Bademalfarbe und Badekonfetti. Faustregel: Je stoischer man die Überflutung der Nasszelle erträgt, desto entspannter sind am Ende die Kinder.

Dauer: bis die Hände schrumpelig sind

Zubehör: alles, was wasserfest ist

Altersgruppe: ab dem Säuglingsalter

Nutzen Sie den Überraschungsmoment

Malerarbeiten

Wer kann schon aus dem Stand eine Kuh oder einen Pudel malen, die man auch als solche erkennt? Eben. Hilfreich sind Bücher wie "Wir zeichnen Tiere" (Bastei Lübbe, 10 Euro) oder "Let's draw cute animals" (Quarry Books, 12 Euro). Grundsätzlich lohnt es sich, genug meterlange Papierrollen daheim zu haben (im Zeichenbedarf erhältlich). Auf dem großen Papier kann man zum Beispiel eine Rennstrecke aufzeichnen, die man mit dem Spielzeugauto in der Hand abfahren muss. Oder man zeichnet den Umriss des Kindes, der ausgemalt werden muss. Je größer das Kind, desto länger das Malen.

Dauer: bis die ganze Fauna durch ist

Zubehör: Papier, Stifte, Malanleitung

Altersgruppe: für die ganze Familie

Überraschungsmoment

Der Nachmittag geht schneller rum, wenn etwas Überraschendes passiert. Etwa Geburtstag feiern ohne Anlass und ohne einer Horde schreiender Kinder in der Bude. Beste Gelegenheit für Spiele wie Gummistiefel-Weitwurf, Topfschlagen und Schokoladenessen. Oder aber die ganze Familie baut eine eigene Matroschka: von der Erbse bis zum Kochtopf. Wer die meisten Schichten zusammenbekommt, gewinnt. Auch gut und mit Sicherheit müde machend: Aus alten Zeitungen "Schneebälle" knüllen und eine Schlacht im Wohnzimmer veranstalten.

Dauer: bis einem nichts Neues einfällt

Zubehör: alles, was zu Hause ohnehin zu finden ist

Altersgruppe: Klein- bis Schulkind

Bootcamp

Die Eltern legen eine Matratze auf den Boden, scannen die unmittelbare Umgebung auf mögliche Gefahrenquellen ab (Tischkanten, herausstehende Nägel, Porzellanteller) und geben dann das simple Kommando: "Hüpfen". Der Rest sollte sich von selbst ergeben. Sind die Kinder zu faul, kann man bei der ersten Runde selbst mithüpfen, danach sollte man sich diskret zurückziehen, sonst ist das ja alles sinnlos. Wenn die Kinder zu müde zum Hüpfen sind, werden mit Matratze und Decken Höhlen gebaut. Im besten Fall schlafen sie dort irgendwann ein.

Dauer: bis einer weint

Zubehör: eine Matratze (alternativ: viele Decken aufeinander legen)

Altersgruppe: Kleinkinder

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: