Stratfor-Hack:Journalist zu fünf Jahren Haft verurteilt

  • Der US-Journalist Barrett Brown ist in Dallas zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Ursprünglich war er wegen der Verlinkung auf gehackte Daten angeklagt. Später wurde dieser Punkt fallengelassen und Brown unter anderem wegen Bedrohung eines FBI-Agenten belangt.
  • Brown sitzt seit zwei Jahren in Untersuchungshaft. Aktivisten glauben, dass der Journalist wegen seiner Zusammenarbeit mit Hackern verurteilt wurde.
  • Die verlinkten Daten stammen aus einem Hack der Gruppe Anonymous auf die US-Sicherheitsfirma Stratfor.
  • Das Urteil löste unter den Unterstützern Browns Bestürzung aus. Es sei ein Präzedenzfall für Journalisten geschaffen worden.

US-Journalist zu fünf Jahren Haft verurteilt

Der Journalist Barrett Brown ist von einem Gericht in Dallas zu fünf Jahren Haft verurteilt worden - unter anderem wegen der Bedrohung von FBI-Agenten und der Behinderung einer Hausdurchsuchung. Dies meldete die britische BBC. Ihm drohten ursprünglich mehr als 100 Jahre Haft. Die Strafe wurde aber reduziert, nachdem Brown in einigen Anklagepunkten auf schuldig plädierte. Brown sitzt seit zwei Jahren in Untersuchungshaft, damit müsste er noch drei weitere Jahre im Gefängnis bleiben.

Ursprünglich war ihm vorgeworfen worden, auf Daten verlinkt zu haben, die das Hackerkollektiv Anonymous von der US-Sicherheitsfirma Stratfor gestohlen hatte. Brown sagt, dass er mit der Veröffentlichung der Daten auf illegale Aktivitäten der US-Regierung hinweisen habe wollen. Der 33-Jährige fungierte vor seiner Verhaftung als inoffizieller Sprecher von Anonymous. Die Anklage ließ diesen Punkt später aber fallen. Reporter ohne Grenzen und andere Organisationen, die sich für Pressefreiheit einsetzen, hatten in einem Schreiben an das Gericht in Dallas darauf hingewiesen, dass die journalistische Praxis der Verlinkung durch die Meinungsfreiheit geschützt sei. Aktivisten und Unterstützer sind dennoch der Ansicht, dass Brown mit dem jetzigen Urteil für die Verlinkungen büßen soll.

Die Vorwürfe gegen Brown

Brown wird nun die Behinderung von polizeilichen Ermittlungen, Kollaboration mit Hackern und die Bedrohung eines FBI-Agenten angelastet. Einem Bericht der britischen Zeitung Independent zufolge habe Brown in seinem Schuldeingeständnis zugegeben, in Online-Nachrichten damit gedroht zu haben, FBI-Agenten zu erschießen. In Youtube-Videos sagte er laut wired.com, er werde sich an einem Agenten rächen, den er namentlich nennt. Außerdem soll er den Ermittlern Laptops vorenthalten haben.

In seinem Plädoyer, das der Guardian veröffentlichte, entschuldigte sich Brown für die Vorfälle. Er erklärte sein Verhalten damit, dass er nach dem Absetzen seiner Medikamente in einem manischen Zustand und verzweifelt wegen der drohenden strafrechtlichen Verfolgung seiner Mutter gewesen sei.

Was die Verlinkung der Daten angeht, machte Brown in seinem Statement aber auch klar, dass er sich für unschuldig und unter massiven Druck gesetzt fühlte. "Die Regierung stellte mir Jahrzehnte im Gefängnis in Aussicht, dafür, dass ich zu einer öffentlich zugänglichen Akte verlinkt habe, so wie es auch andere Journalisten getan haben, ohne dafür strafrechtlich verfolgt zu werden."

Unterstützung für Brown

Brown Brown wird von Glenn Greenwald unterstützt, dem Journalisten, der die Leaks des Whistleblowers Edward Snowden über den US-Geheimdienst NSA veröffentlichte. Gruppierungen und Organisationen, die sich für Pressefreiheit einsetzen, stehen Brown ebenfalls zur Seite.

Aktivisten formierten sich unter der Unterstützer-Gruppe "Free Barrett Brown". Darunter sind auch Prominente wie der Philosoph Noam Chomsky, Wikileaks-Gründer Julian Assange oder die Aktivistinnen der russischen Gruppe Pussy Riot. Kevin Gallagher, Direktor der Kampagne warnte im Guardian davor, dass mit dem Urteil gegen Brown ein Präzedenzfall für Journalisten geschaffen worden sei.

Die Stratfor-Hacks

Nach der Hacker-Attacke von Anonymous im Dezember 2011 auf Stratfor hatte die Enthüllungsplattform Wikileaks Millionen E-Mails der US-Sicherheitsfirma ins Netz gestellt. Bei den Daten handelte sich um interne und externe Korrespondenz der Firma aus der Zeit zwischen Juli 2004 und Ende Dezember 2011. Aus den Mails geht hervor, dass Stratfor ein globales Netz von Informanten unterhält. Stratfor liefert nach eigenen Angaben Analysen zur internationalen Lage. Wikileaks zufolge ist Stratfor unter anderem für amerikanische Rüstungsfirmen und US-Regierungsstellen tätig. Die Dokumente geben Einblick in die enge Kooperation, die private Nachrichtendienste mit der Finanzwelt eingehen.

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