Geschichten aus Griechenland:Sind wir von der Landkarte gefallen?

Am Sonntag stimmen die Griechen über ein neues Parlament ab. Vor der Wahl erzählen einige, wie sie ihr Land sehen. Despina Simeonidou, 52, ist Reiseveranstalterin aus Gerakini auf der Halbinsel Chalkidiki.

Protokoll von Hans von der Hagen

In den vergangenen Jahren hatte ich das Gefühl, dass Griechenland von der touristischen Karte regelrecht ausradiert worden sei. Die Berichte im Ausland über Ausschreitungen führten zu einem völlig falschen Bild über die reale Situation hier in diesem wunderschönen Land. Das Ergebnis war für uns katastrophal: Es kamen einfach keine Besucher mehr.

Und wir konnten nichts tun - hatten keine Chance, den Leuten zu erzählen, wie es wirklich ist. Immerhin: Seit einem Jahr hat sich das geändert. Im Tourismus, der ja einen Teil der "Industrie" unseres Landes ausmacht, gibt es einen Aufschwung. Das hilft vielen. Und doch sind viele hoffnungslos. Denn selbst wer noch arbeiten darf, zahlt ohne Ende Steuern.

"Ich wünsche mir Verbundenheit"

Die reichen trotzdem nicht, um die Probleme im Land zu lösen. Hinzu kommt, dass die Lebenshaltungskosten leider nicht so deutlich gesunken sind wie die Löhne. Und wer keine Arbeit mehr hat, lebt eh unterhalb der Armutsgrenze. Oft nur mit Hilfe der Unterstützung anderer Familienmitglieder. Immerhin ist der Zusammenhalt in der Krise besser geworden. Ich hoffe, dass wir nach den Wahlen einen funktionierenden, besser organisierten Staat bekommen, der seinen Bürgern nicht feindlich gegenübersteht. Die Menschenwürde muss auf allen Ebenen und in allen Schichten wieder hergestellt werden. Und ich wünsche mir die Anerkennung und Verbundenheit durch die europäischen Partner.

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