Dschungelcamp-Nachlese: Tag 10:"Richtig peinlich ist das"

Dschungelcamp, RTL, Rebecca Siemoneit-Barum

"Ich bin härter als alle. Ich komme vom Zirkus", sagt Rebecca, bevor sie in der Dschungelprüfung einen Stern ergattert.

(Foto: RTL/SZ.de/Katharina Bitzl)

Benjamin Boyce tut etwas seltsames, Rebecca "Iffi" Siemoneit-Barum weint und Fast-Bundespräsident Walter Freiwald ist sauer auf RTL. Dann greift die Natur ein.

Von Jana Stegemann

Wer fällt auf im TV-Dschungel?

16 Tage, elf Möchtegern-Promis, eine Dschungel-Kulisse - und zwei Strippenzieher im Baumhaus. Ich bin ein Star - Holt mich hier raus! (RTL) geht in die neunte Runde. Wer ist dieses Jahr als Zicke besetzt? Wer spielt Psychospielchen? Und was steht bei der Ekelprüfung auf dem Menü? Süddeutsche.de sagt jeden Morgen, wer aufgefallen ist: in der täglichen Einzelkritik zum Dschungelcamp.

Die Griechen wählen links, die Deutschen Sara Kulka. Das blonde Model muss das Dschungelcamp an Tag 10 verlassen. "Der Mann Aurelio" ist angezählt. Walter Freiwald und Maren Gilzer kämpfen mit der Mathematik, Rebecca Siemoneit-Barum versagt in der Dschungelprüfung und Benjamin Boyce hat einen denkwürdigen Auftritt. Bisher holen die Teilnehmer nur 42 der 105 möglichen Sterne im Camp - ein neuer Negativrekord. Während der Schnee Deutschland und die USA fest im Griff hat, kämpfen die Camper im australischen Dschungel mit einem heftigen Unwetter. Und doch sind die eigentlichen Stars im Dschungel ganz andere.

Product Placement vs. Benjamin Boyce

Die Geschichte des kleinen Koalas Mundu war im Februar 2014 Nachrichtenportalen auf der ganzen Welt eine Meldung wert. Der zweijährige Bär entwischte aus seinem Gehege im Zoo von San Diego - kam aber leider nur bis zum nächsten Baum, wo er den ganzen Tag auf einem Ast verschlief. "Koala escapes at zoo, falls asleep before he can do anything interesting" titelte CNN.

So lässt sich auch Benjamin Boyces Teilnahme am Dschungelcamp beschreiben. Der 46-jährige Ex-Boygroup-Sänger muss das Camp verlassen. "Ich habe mein Bestes gegeben." Vielen Zuschauern wird zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal bewusst, dass Boyce überhaupt zu den Kandidaten der aktuellen Staffel gehört.

Womit der Sänger die Tage verbrachte? "Ich habe mich beschäftigt wie ein Irrer. Die anderen haben über mich gelacht, weil ich Besen aus Palmen gebaut habe. Ich habe eine Wäscheleine gebaut, eine Ablage für die Pfannen", sagt Boyce kurz nach seinem Auszug im Bild-Interview. Am meisten, verrät er im Bulli auf dem Weg ins Luxus-Hotel, freue er sich auf "ein richtiges Steak und Rotwein".

Doch kurz bevor es ins "V-E-R-S-A-C-E-Hotel"- geht (Boyce spricht den Namen des Luxus-Hotels betont langsam aus), reißt sich der Niederländer zum ersten Mal in der Staffel aus seiner Lethargie. "Stop", weist er den Fahrer laut an, als das rot-gelbe Schild einer großen Fastfood-Kette auftaucht. Mit einem Tablett voller Fritten und Pappschachteln setzt sich Boyce noch in Dschungel-Kluft an einen Tisch und beißt herzhaft in einen Burger. Offenbar genau das Richtige nach neun Tagen Bohnen und Reis.

"Mmm, das schmeckt super", strahlt er in die Kamera. Produktplatzierung, serviert mit Mayo und Vorschlaghammer. Jetzt fehlt zum Nachtisch nur noch einer von diesen wahnsinnig leckeren Schokoladenkeksen, oder? Ach, nein, damit wurden Boyce und die anderen Kandidaten ja bereits am achten Camp-Tag belohnt und wussten den Snack - wie schon die Kandidaten in Staffel sechs und sieben - in den höchsten Tönen zu loben.

Die Kekse von Bahlsen gehören quasi zum Dschungelinventar und brachten RTL im vergangenen Jahr eine Rüge der Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK) ein. McDonald's tritt in dieser Staffel zum ersten Mal als Werbepartner in Erscheinung. Mal schauen, wie die Medienwächter den Auftritt von Fritten, Burger und dem Dings, ähm, wie hieß er noch gleich, finden?

Die Insekten vs. Sara Kulka

Sie waren, ebenso wie Dr. Bob und Sonja Zietlow, von Tag 1 an dabei und sind die wirklichen Stars des Dschungelcamps: die Insekten und Reptilien. In dieser Staffel fällt auf, was die possierlichen Tierchen von den diesjährigen Kandidaten unterscheidet: Sie machen - im Gegensatz zu Aurelio, Rolfe, Jörn, Maren, Tanja und Rebecca - wenigstens ihren Job.

An Tag 10 in der Dschungelprüfung im Einsatz: 8000 Kakerlaken, 25 Spinnen, 11 Ratten, Dutzende Skorpione und Krebse, unzählige Ameisen und Fliegen. Sie kriechen und krabbeln, beißen und zwicken, zischen und rascheln und sind allzeit wunderbar ekelig anzuschauen. Nach Angaben eines RTL-Sprechers werden alle Tiere nach den Prüfungen "wieder behutsam eingesammelt, kommen in ihre Brutkästen oder werden in ihren natürlichen Umgebungen ausgesetzt". Das gilt natürlich nicht für die pürierten Kakerlaken aus dem Kotzfrucht-Shake, die frittierten Mehlwürmer oder die Fischaugen vom Dschungelmenü.

Ob das Krokodil, das auf Walter und Angelina ausharren musste, während diese ein Schneewittchen-Kleid trugen, die sicher notwendige psychologische Betreuung bekam, ist leider auch nicht überliefert. Fest steht aber: RTL legt der australischen Tierschutzorganisation RSPCA jede Dschungelprüfung mit lebenden Tieren zur Abnahme und Freigabe vor. Die Tierschützer garantierten nach Aussage des RTL-Sprechers die Unversehrtheit der Tiere, die sach- und artgerechte Haltung, die Herkunft und den Transport. Wer soll das auch sonst machen? Dr. Bob ist im wahren Leben schließlich Maskenbildner.

Während die Krabbeltiere also den zehnten Tag vorbildlich ihren Job machen, wird Sara immer schläfriger. In einer Mitteilung an die Zuschauer sagt sie: "Was ich zu bieten haben? Nix mehr, da meine Brüste schon veröffentlicht wurden." Diese Selbstreflexion bleibt nicht ungestraft: Sara muss gehen, Aurelio wird angezählt. 1:0 für die Insekten, die noch bis zum Finale dabei sind. Und in den kommenden Staffeln - wenn RTL noch irgendwo spannende Kandidaten auftreiben kann. Wie wär's zum Beispiel mit einem Camp aller bisherigen Dschungelköniginnen und -könige?

"Ich bin ein Zirkuskind"

Punkt- vor Strichrechnung vs. Maren & Walter

Walter Freiwald jammert, dass er zur Dschungelprüfung muss. "Der Mann Aurelio" und Light-Wolf gibt ihm Motivationstipps: "Wenn es zu anstrengend ist, mach' es nicht." Ein Satz, der die bisherige Performance und Gemütslage der Kandidaten vortrefflich zusammenfasst. Doch es hilft alles nichts: Buchstabenfee Maren und Fast-Bundespräsident Walter müssen gemeinsam auf Schatzsuche. Eine verzweifelte Idee von RTL, doch noch ein wenig Disharmonie ins Camp zu bringen.

Immerhin drohte Maren vor einigen Tagen noch damit, Walter "so in die Eier zu treten, die die Welt schon gesehen hat". Aber: Längst haben sich die beiden versöhnt. Und so trotten die beiden einträchtig in Richtung Dschungel. Alter (Rolfe, Aurelio) und Gewicht (Sara, Tanja, Jörn) der Mitkandidaten sind auf Steinen notiert, die aus einem Fluss geholt und dann Bildern zugeordnet werden müssen. Nun muss die Gleichung mithilfe von Addition, Subtraktion und Multiplikation gelöst werden. Ein Problem für Maren, die bereits am Vortag ihre Angst vor dem Buchstabieren öffentlich machte.

Walter verrechnet sich zweimal. Bis er einen Tipp bekommt. "Du wirst nur reingelegt. Ich habe eine Kettenrechnung gemacht und dann das. Punkt vor Strich ist ganz schön böse. Eine Schikane von RTL", sagt Walter, kann die Gleichung aber doch lösen - und die Camper dürfen sich über eine Gewürzgrundausstattung bestehend aus Salz und Pfeffer freuen.

Das Unwetter vs. Rebeccas Zunge

"Ich bin härter als alle. Ich komme vom Zirkus. Ich habe vor gar nichts Angst." - Mit dieser Kampfansage geht Rebecca Siemoneit-Barum in ihre erste Dschungelprüfung, zu der sie sich übrigens selbst gewählt hatte, "null Sterne geht nicht, ich habe einen Ruf zu verlieren." Glücklich, endlich was tun zu können, rennt die rothaarige "Lindenstraßen"-Iffi der Prüfung "Dschungelmuseum" entgegen. Dort trifft sie auf die Abbilder der Sieger vergangener Staffeln, die als Gemälde an einer langen Wand hängen.

Rebeccas Aufgabe: Die Stoffmembran der Gemälde mit dem Kopf einzureißen und mit der Zunge Sterne von einem Gewinde abschrauben, das sich hinter diesen verbirgt. Eine Minute pro Stern bleibt Zeit, natürlich sind die Sterne nicht frei zugänglich, sondern von allerlei Getier (siehe oben) bewacht. Spinnen, Krebse und Ratten scheinen kein Problem für das ehemalige Zirkuskind zu sein, Schnelligkeit und Zungenfertigkeit aber sehr wohl. Bei Fliegen und Ameisen hört für Rebecca der Spaß auf. Traurige Bilanz: ein Stern.

Danach schleicht eine sehr geknickt wirkende und weinende Teilnehmerin wieder ins Camp. "Richtig peinlich ist das. Ich bin total enttäuscht von mir. Das ist typisch für mich, im entscheidenden Moment zu versagen. Das hat einfach mit Willenskraft zu tun. Schwäche kann ich bei mir selbst nicht akzeptieren." Rebecca kommt dann auf ihr Gewicht zu sprechen, "das offensichtlichste Scheitern meines Lebens". Die anderen Camper nehmen kaum Notiz von ihr und ihrer Pein. Nur ein Stern? Egal. Lasst uns weiterschlafen, so die einhellige Meinung. "Ich verschwinde körperlich. Meine Muskeln sind nicht mehr existent", sagt Aurelio noch.

Rebecca wendet sich in staatstragender Walter-Manier an die Zuschauer: "Liebe Nation, ich bin nicht in der Lage, einen Stern mit der Zunge abzuschrauben." Es ist jetzt so langweilig, dass die Natur eingreift. Ein heftiges Gewitter zieht auf. Zum ersten Mal kommt Bewegung ins Camp, mit ein bisschen Liebe kann man fast von Hektik sprechen.

Tanja: "Das Licht ist oben angegangen."

Rebecca: "Ich fürchte Sturm und Wind, denn ich bin ein Zirkuskind."

Tanja: "Das sind krass fette Regentropfen - kein Wunder, dass ich so blaue Flecken habe."

Jörn: "Müssen wir in Sicherheit gebracht werden oder überleben wir das hier?"

Ihr schon - die Zuschauer vielleicht aber nicht.

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