Der Muezzin wird nicht rufen an der Dachauer Straße, so viel steht fest. Das Minarett wird nicht begehbar sein, aber von innen illuminiert. "Leuchtturm" nennt Imam Benjamin Idriz den schlanken Turm, frei stehend wie ein Kampanile. Ein Leuchtturm soll das gesamte Projekt werden, das Münchner Forum für Islam (MFI) im Kreativquartier. Und in der Tat, der Entwurf des Architekten Alen Jasarevic verspricht Großes. Wird er realisiert, das MFI könnte in einer Reihe stehen mit zwei anderen, herausragenden Sakralbauten der jüngsten Zeit, der katholischen Herz-Jesu-Kirche in Neuhausen und dem Jüdischen Zentrum am Jakobsplatz.
Er kommt zur rechten Zeit, der MFI-Entwurf. Dem ausgrenzenden Islamismus gibt er Kontra, dem menschenverachtenden Terror, angeblich im Namen Allahs verübt, sowieso. Zugleich straft er mit seiner einladenden Geste die Islamhasser von Pegida und Bagida Lügen. Noch aber ist das MFI nur ein Modell-Bau im doppelten Sinne, noch besteht er aus dünnem Holz.
So könnte das neue Islam-Forum aussehen: Die Fassade aus raffiniert geformten Stelen suggeriert Transparenz.
Sie soll den Blick von innen nach außen erlauben - und umgekehrt. Die Pläne für das Projekt stammen vom Meringer Architekten Alen Jasarevic.
Der Wunsch nach Offenheit drückt sich auch in der Anordnung der drei polygonalen, ein wenig an große Findlinge erinnernde Baukörper aus.
Zwischen ihnen ergibt sich ein spitz zulaufender Platz - und eine Sogwirkung, die den Passanten über die Freitreppen auf eine Art Piazza zieht.
Eine geschickte Einladung an alle, sich hier, geschützt von Lärm und Straßenverkehr aufzuhalten.
Das "Forum für Islam" soll nicht nur eine Moschee beinhalten, sondern auch eine Akademie, ein Museum, Läden, Studentenwohnungen und ein Gemeindehaus.
Die Idee ist überzeugend, um sie zu bauen, fehlt Geld, viel Geld. Gut möglich, dass ein staatlicher arabischer Großspender das Islam-Zentrum mit seinen Millionen ermöglicht. Das aber birgt die Gefahr, dass das Projekt dann durch eine politische Debatte gebremst und beschädigt wird. Auch sehr Wohlmeinende wären nicht glücklich, wenn München sich "seine" Moschee beispielsweise vom Emirat Katar schenken lassen müsste.
Weit besser, weil trag- und konsensfähiger, wäre eine Finanzierung, die auf den Gaben vieler kleiner Spender und einiger größerer Gönner basiert. Münchner Bürger, Muslime wie Nicht-Muslime, sollten sich von der MFI-Idee ebenso angesprochen fühlen wie hiesige Unternehmen, die Dank der Leistung ihrer muslimischen Mitarbeiter viel Geld verdienen. Sie alle könnten ein Zeichen setzen, das die positive Stimmung der vergangenen Wochen weit in die Zukunft trägt. Jetzt hat München die Chance, einen Leuchtturm zu bauen, der weit ins Land strahlen kann.