BVB vor der Rückrunde:Nicht auch noch Gündogan

Fortuna Düsseldorf v Borussia Dortmund

Einsatz am Samstag in Leverkusen fraglich: Ilkay Gündogan.

(Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Mittelfeldspieler Ilkay Gündogan muss den Test bei Zweitligist Fortuna Düsseldorf vorzeitig abbrechen.
  • Der gesamten Mannschaft von Borussia Dortmund fehlt die Frische.
  • Trainer Jürgen Klopp sieht darin ein gutes Zeichen.

Von Ulrich Hartmann, Düsseldorf

Um 15.55 Uhr am Samstag griff sich Ilkay Gündogan an den linken Oberschenkel. Bei solch symbolträchtigen Gesten der Gefahr springt längst jedes Mal die halbe Belegschaft Borussia Dortmunds von der Ersatzbank auf und blickt äußerst besorgt aufs Spielfeld. Man hat viele schlechte Erfahrungen gesammelt in den vergangenen Monaten. Und: Auf dem einstigen Dauerverletzten Gündogan lastet gerade, wenige Tage vor dem Rückrundenstart, die kollektive Hoffnung, er könne der BVB-Krise bald ein Ende bereiten.

Doch als der 24-jährige Deutsch-Türke das finale Testspiel bei Fortuna Düsseldorf nach nur 27 Minuten verlassen musste, wuchs die Sorge, dass nach Sven Bender und Sebastian Kehl bereits der dritte bedeutsame Spieler für diese wichtige Position im defensiven Mittelfeld ausfallen könnte. Gündogan selbst rechnet nicht mit dem Schlimmsten. Eine Kernspintomografie ergab Chancen, am kommenden Samstag in Leverkusen mitwirken zu können.

1:1 ist das Dortmunder Spiel beim Zweitligisten in Düsseldorf ausgegangen, aber bevor irgendjemand daraus den Schluss zu ziehen wagte, der Bundesliga-Vorletzte gehe mit altbekannten Problemen in die Rückrunde und werde dort unverändert wackelig am Abgrund zur zweiten Liga verbleiben, nannte Trainer Jürgen Klopp das Spiel beruhigend einen "super Test" und ergänzte: "Wenn jetzt im Laufe der Woche auch noch die Frische dazukommt, dann sind wir einen großen Schritt weiter."

Ein solcher großer Schritt nach 17 Spielen mit nur 15 Punkten wäre freilich auch unbedingt erforderlich für einer rehabilitierende Saison-Hälfte. Bereits in den ersten drei Spielen binnen acht Tagen wird sich zeigen, welche Richtung Borussia Dortmund einschlägt. Den Duellen mit den beiden Spitzenklubs Leverkusen und Augsburg folgt auswärts der Vergleich mit dem derzeit punktgleichen Tabellenletzten SC Freiburg.

"Wir sind heute bereits auf einem ganz anderen Stand als noch vor ein paar Wochen", sagte Klopp am Samstagabend - und befeuerte so jene ohnehin schon weitverbreitete These, die Qualität im Kader des BVB werde sich irgendwann bestimmt durchsetzen.

Aber Klopp suggeriert mitnichten eine plötzliche Verwandlung: "Wir sind nicht Aladin mit der Wunderlampe, reiben zwei Mal daran und schießen dann alle Gegner aus dem Stadion." Die erhoffte Verbesserung soll aus intensiver Trainingsarbeit resultieren. "In unserer Situation war wichtig, die Vorbereitung dazu zu nutzen, große Umfänge zu trainieren", sagt Klopp, "aber dadurch fehlte uns in den Testspielen die Frische, weshalb wir da nicht mit lockeren Beinen durchrennen und uns wahnsinnig viel Selbstvertrauen holen konnten."

In diversen Interviews im Trainings- lager in La Manga in Spanien hatte Klopp auf die wiederholten Frage nach der schwachen Hinrunde erklärt, die Mannschaft habe zu Saisonbeginn keinen gemeinsamen Startpunkt gefunden und durch immer neue Verletzungen auch danach nicht in der nötigen Konstanz zusammengefunden. Offenbar fühlten sich die Dortmunder wie bei einem Tauziehen, zu dem immer mal wieder jemand hinzustieß, während immer mal wieder jemand ausfiel: So entstand kein gemeinsamer Zug, keine kollektive Kraft, kein Vertrauen.

Das soll fortan anders werden. Zugang Kevin Kampl aus Salzburg wirbelte beim Gastspiel in Düsseldorf auf der rechten Außenbahn und erweckte durchaus den Eindruck, dem Dortmunder Auftritt im Zusammenspiel mit dem zentral positionierten Reus dienlich zu sein. Reus scheint sein von allerhand weitreichenden Verletzungen geprägtes Jahr 2014 mental hinter sich gelassen zu haben; er bemühte sich merklich um eine gestenreiche Führungsrolle. Innenverteidiger Mats Hummels schließlich sagt, er fühle sich bereits jetzt "um Welten besser als in jedem Spiel der Hinrunde" - konnte in Düsseldorf den 0:1-Rückstand durch Fortuna-Stürmer Joel Pohjanpalo aber trotzdem nicht verhindern.

Weil Jakub Blaszczykowski neun Minuten vor Schluss per Foulelfmeter wenigstens noch zum 1:1 ausglich, trug Dortmund ein Remis davon und war erkennbar gewillt, dies als Signal des Aufbruchs zu sehen.

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