Bosch-Aufsichtsratschef:Fehrenbach warnt vor Folgen des Ölpreis-Verfalls

Franz Fehrenbach

Franz Fehrenbach leitet seit Juli 2012 den Aufsichtsrat des Autozulieferers Bosch, zuvor führte der streitbare Manager neun Jahre lang die Geschäfte des schwäbischen Konzerns.

(Foto: dpa)
  • Das billige Öl könnte sich nach Ansicht von Bosch-Aufsichtsratschef Franz Fehrenbach als vergiftetes Geschenk fürs Weltklima erweisen: Zwar kurble es kurzfristig die Konjunktur an, zugleich bestehe aber die Gefahr, dass weniger an alternativen Antrieben geforscht wird.
  • Zugleich beklagte Fehrenbach im Interview mit der Süddeutschen Zeitung "den wirtschaftlichen Stillstand in Europa" und plädierte für Investitionen in die Infrastruktur sowie den Abschluss des Handelsabkommens TTIP.

Fallender Ölpreis schlecht für die Umwelt

Der Aufsichtsratschef des Autozulieferers Bosch, Franz Fehrenbach, sieht in den fallenden Ölpreisen einen Nachteil für die Umwelt. Günstiger Sprit und Energie wirkten zwar kurzfristig wie ein Konjunkturprogramm, langfristig sei die Entwicklung aber "sicher schlecht". Der Ölpreisverfall werde "den Dampf aus der Entwicklung regenerativer Energien nehmen", sagte der 65-jährige Manager der Süddeutschen Zeitung. "Für die Umwelt ist das mit Sicherheit nicht gut."

Montagsinterview mit Franz Fehrenbach

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Auch die Entwicklung des Elektroautos werde sich seiner Meinung nach verzögern. Die Industrie dürfe nun aber nicht nachlassen und müsse gerade bei Batterietechnologien für das E-Auto weiterforschen. Es sei aber kein Nachteil, wenn die Entwicklung des Stromautos etwas Zeit gewinne. Die Technologie brauche noch etwas Zeit. "Wir rechnen nach 2020 mit deutlich sinkenden Preisen für Batteriespeicher. Aber nur, sofern die Industrie jetzt nicht wegen des niedrigen Ölpreises nachlässt bei der Batterie-Forschung", so Fehrenbach

Kritik am "wirtschaftlichen Stillstand"

Der Manager beklagte zudem "den wirtschaftlichen Stillstand in Europa". Er fordert Investitionen in Schulen und Hochschulen, in Infrastruktur und in den Breitbandausbau digitaler Netze. Würden Firmen und Privatleute vernetzt und gäbe es europaweit gleiche Richtlinien zur Datensicherheit, könnte daraus ein Motor zu neuem Aufschwung entstehen. "Europa funktioniert an manchen Stellen nicht", klagte Fehrenbach. "Wir müssen Europa insgesamt voranbringen, nicht nur Deutschland."

Der niedrig bewertete Euro und das billige Öl würden nur dann als Konjunkturhilfe dienen, wenn alle EU-Staaten Produkte und Angebote für den Export hätten. Das sei aber nicht der Fall. "Griechenland ist ein Sonderfall und braucht eine Art Marshallplan, um sich ganz neu aufzustellen."

TTIP für die Konkurrenzfähigkeit

Zugleich sprach sich Fehrenbach für die Unterzeichnung des Freihandelsabkommens zwischen der EU und den USA- kurz TTIP - aus, aller Kritik in Deutschland zum Trotz: Sollte es nicht abgeschlossen werden können, "werden uns die chinesischen Unternehmen in einigen Jahren aufgrund ihrer schieren Größe an die Wand drücken".

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