Autonomes Fahren:Freie Fahrt voraus

Verkehrsminister Alexander Dobrindt im Bundestag

Verkehrsminister Alexander Dobrindt will den deutschen Autmobilherstellern ermöglichen, auch bei selbstfahrenden Autos zur "Weltspitze" zu gehören.

(Foto: dpa)
  • Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt will auf dem bayerischen Abschnitt der A9 eine Teststrecke für autonome Fahrzeuge einrichten.
  • Zur Verwirklichung wird es einen runden Tisch "Automatisiertes Fahren" geben, bei dem Vertreter aus Wissenschaft, Industrie und Politik vertreten sind.
  • Mit dem Projekt sollen die deutschen Automobilhersteller den Rückstand zu Google aufholen, das bereits in diesem Jahr 150 selbststeuernde Fahrzeuge im Verkehr testet.

Von Felix Reek

Autonomes Fahren ist zur Zeit der Lieblingsbegriff der deutschen Automobilindustrie. Der Computer soll den Menschen am Steuer ersetzen, denn laut Unfallstatistiken ist er am häufigstens verantwortlich für Zwischenfälle im Straßenverkehr. Nebenbei lenkt das Thema natürlich wunderbar davon ab, dass die deutschen Hersteller wieder nicht die CO2-Vorgaben für ihre Fahrzeugflotten erfüllen werden und es mit der Elektromobilität auch nicht vorangeht.

In diesen Themenkomplex hat sich jetzt Verkehrsminister Alexander Dobrindt eingeschaltet, der positive PR ebenfalls dringend gebrauchen kann. Seit Monaten versucht der CSU-Politiker sein Konzept für eine Maut auf deutschen Straßen zu verwirklichen, seit Monaten erntet er dafür Kritik, zum Teil sogar aus den eigenen Reihen. Der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte er jetzt, dass er auf der A9 in Bayern ein Pilotprojekt unter dem Namen "Digitales Testfeld Autobahn" plane. "Die Teststrecke soll so digitalisiert und technisch ausgerüstet werden, dass es dort zusätzliche Angebote der Kommunikation zwischen Straße und Fahrzeug wie auch von Fahrzeug zu Fahrzeug geben wird". Das heißt: Er will die technischen Voraussetzungen schaffen, dass Autos mit Assistenzsystemen und auch solche, bei denen der Computer die Steuerung übernimmt, hier Fahrten absolvieren können.

Runder Tisch "Automatisiertes Fahren"

Wie das konkret funktionieren soll, darüber schweigt sich Dobrindt im Interview mit der FAZ allerdings aus. Der bayerische Teil der A9 ist zwischen München und Nürnberg gerade zu Stoßzeiten für Dauerstaus bekannt.

Um die Details zu klären, hat Dobrindt einen runden Tisch "Automatisiertes Fahren" eingerichtet, an dem Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Industrie sitzen. Dieser soll sich auch mit den "komplizierten Haftungsfragen" beschäftigen, also wer eigentlich bei einem Unfall verantwortlich ist, wenn ihn das Auto und nicht der Fahrer verursacht hat.

"Weltspitze" im autonomen Fahren

Mit der Teststrecke auf der A9 will es Dobrindt aber den deutschen Automobilherstellern ermöglichen, auch im Bereich autonomes Fahren "Weltspitze" sein zu können. "Sie sind dabei, zusammen mit der Wissenschaft - etwa der Fraunhofer-Gesellschaft - eigene Plattformen zur Vernetzung und Kommunikation von Daten zu entwickeln", so Dobrindt in der FAZ. Das dient natürlich vor allem der Unabhängigkeit von Google und den Daten des Unternehmens. Der US-Konzern hatte im Sommer 2014 die gesamte Industrie mit einem eigenen Auto düpiert. Bereits in diesem Jahr will Google die ersten 150 Exemplare dieser autonomen Fahrzeuge in Kalifornien auf öffentlichen Straßen testen.

Weit entfernt von der Serienproduktion

So weit sind die deutschen Hersteller noch nicht. Zwar testen Mercedes, Audi, BMW und Co. bereits seit Jahren autonome Autos in den USA, von der Serienproduktion eines solchen Fahrzeugs sind sie aber noch weit entfernt. Dass sie sich nicht abhängen lassen wollen, zeigten sie auf der CES in Las Vegas. Hier stellte unter anderem Mercedes die spektakuläre Studie F 015 vor, die mehr "mobiler Lebensraum" sein soll als ein schnödes Auto, gesteuert natürlich vom Computer.

Dobrindts Plan schafft dafür jetzt, zumindest theoretisch, die Voraussetzungen. Dass die deutschen Hersteller wieder "Weltspitze" werden, heißt also vor allem, dass sie die Lücke zu Google schließen. Wie das konkret gelingen soll, ist aber noch nicht klar. Denn beim autonomen Fahren kommt es vor allem auf Daten an. Sie werden benötigt, damit Fahrzeuge miteinander und der Umwelt kommunizieren können. Die ermitteln die deutschen Hersteller zwar auch fleißig, allerdings bisher jeder für sich. Sie alle zusammen zu führen, ist eine der größten Herausforderungen. Und die Autofahrer davon zu überzeugen, sie zur Verfügung zu stellen.

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