Weihnachtsgeschäft:Microsoft zahlt drauf

  • 5,86 Milliarden Dollar Gewinn, aber ein Problem: Microsoft kann nicht mehr auf sein Kerngeschäft setzen.
  • Das Geschäft mit der Cloud wächst, trägt allerdings nur einen geringen Teil zum Gesamtumsatz bei.
  • Bei den Konsolen holt Microsoft mit Preissenkungen auf, die Windows-Smartphones bleiben irrelevant.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Womöglich sähen Microsofts Quartalszahlen etwas spektakulärer aus, wenn wir sie durch die jüngst vorgestellte Datenbrille HoloLens betrachten würden. Die aber ist noch nicht erhältlich, was bestens ins Bild passt: Microsoft ist einer jener Tech-Konzerne, die gut von der Vergangenheit leben, sich ihr Zukunft aber gerade hart erarbeiten müssen. Fünf Lehren aus den nun vorgestellten Quartalszahlen des Konzerns.

Das Ende der Windows-Ära schmerzt

5,86 Milliarden Dollar Gewinn bei 26,5 Milliarden Umsatz: Microsoft betreibt weiterhin eine äußerst produktive Gelddruckmaschine. Allerdings machte die Firma ein Jahr zuvor mit 6,56 Milliarden Dollar deutlich mehr Gewinn - unter anderem, weil Geschäftskunden ihre Computer nach dem Ende des Supports für Windows XP aufrüsten mussten. Der Trick klappt nur alle paar Jahre, die Lizenzgebühren von Hardware-Herstellern für neu verkaufte Windows-PCs ging nun um 13 Prozent zurück. Die Windows-Ära geht zu Ende, und damit auch die Zeiten, in denen die Betriebssystem-Milliarden eine Selbstverständlichkeit waren.

Die Cloud wächst - aber langsam

Cloud-Komplettlösungen stehen im Fokus von Microsoft-Chef Satya Nadella. Hier wächst das Unternehmen auch - alles andere wäre fatal: 9,2 Millionen Privatnutzer abonnieren inzwischen Office 365, der Cloud-Umsatz mit Geschäftskunden (Office, Azure) stieg um 114 Prozent mit 5,5 Milliarden Dollar Gesamtvolumen. Das sind allerdings gerade mal fünf Prozent des Firmenumsatzes, wie Quartz ein bisschen schnippisch anmerkt. Und die Veränderung im Office-Geschäft hat einen Haken: Ein Exemplar von Office 365 bringt dem Unternehmen zunächst einmal weit weniger Geld ein als ein klassisches Office-Paket.

Das Xbox-Comeback hat einen Preis

Das Weihnachtsgeschäft ist traditionell wichtig für Hardware-Hersteller, zu denen Microsoft mit seinen Nokia-Smartphones, dem Surface-Tablet und der Xbox gehört. Das Surface ist einem Umsatz von 1,1 Milliarden Dollar inzwischen profitabel, allerdings nur, wenn man die hohen Marketingkosten ausblendet.

Von der Xbox One verkaufte die Firma 6,6 Millionen Exemplare; nach Preissenkungen im Laufe des Jahres hatte Microsoft im Weihnachtsgeschäft Sonys Playstation, die dominante Konsole auf dem Markt, noch einmal unterboten. Diese Lockangebote bringen mehr Microsoft-Geräte ins Wohnzimmer, lassen aber die Gewinnmargen schrumpfen, der Umsatz ging um 20 Prozent zurück.

Die Windows-Smartphones verkaufen sich zwar inzwischen besser, der Marktanteil ist mit zwei Prozent allerdings marginal. Umkehrschluss: Microsoft muss mehr investieren, um Entwickler zu überreden, spannende Apps auch für Windows-Handys umzusetzen.

Die Wall Street hat noch Vertrauen

Der Microsoft-Kurs ging nach Börsenschluss zwei Prozent nach unten, doch der Eindruck täuscht: In den vergangenen zwölf Monaten stieg die Aktie um 28 Prozent, was auch mit dem Vertrauen der Investoren in die Strategie von CEO Satya Nadella zusammenhängt. Der Realitätsabgleich dürfte folgen, wenn Windows 10 im Herbst auf den Markt und dann auch die Kosten für die fälligen Abfindungen verrechnet sind, die Microsoft für den Abbau von 18.000 Stellen weltweit zahlen muss.

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