Aus von Nadal:"Es war sehr schlecht, Sie dürfen das ruhig so sagen"

Tennis Australian Open 2015

Ausgeschieden: Rafael Nadal bei den Australian Open

(Foto: dpa)
  • Rafael Nadal zeigt im Viertelfinale der Australian Open ungewohnt mieses Tennis und hat gegen den Tschechen Tomas Berdych keine Chance.
  • Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld erreichen das Doppel-Halbfinale.
  • Zu den Ergebnissen der Australian Open geht es hier.

Von Gerald Kleffmann, Melbourne

Ein letztes Mal drehte er sich um, er winkte, er lächelte bemüht, es fiel ihm nicht leicht. "Bitte noch einmal einen netten Applaus für Rafa Nadal", brummte der charismatische Stadionsprecher Craig Willis, der bei den Australian Open die Ansagen vor und nach den Matches in der Rod Laver Arena auf dem Hartplatz macht. Wenn der Spanier gewinnt, macht Willis, sonst bei der Australischen Football Liga neun Monate lang im Einsatz, daraus eine herrliche Akustik-Show. Er rollt das R und dehnt das F. "Rrrrrrrrraaffffffffa" ruft er dann. Nun flüsterte er den Namen hastig.

Nadal hatte ja verloren, 2:6, 0:6, 6:7 (5:7). Der Tscheche Tomas Berdych, der in der Weltrangliste auf Platz sieben geführt wird und 2010 im Wimbledon-Finale stand, siegte verdient nach 2:13 Stunden vor 15 000 Zuschauern. Nadal, der 14-malige Grand-Slam-Gewinner aus Mallorca, hatte wahrlich einen "schlechten Tag", wie er danach meinte.

Nadal klang in der Nachbetrachtung wie Roger Federer, den zweiten Ausgeschiedenen der Topakteure, den es in Runde drei erwischt hatte gegen den Italiener Andreas Seppi. Doch der Weltranglisten-Dritte konnte es sich in der Erklärung seines Scheiterns leichter machen. Verletzungen und eine Blinddarm-Operation hatten den Spanier eine verkorkste zweite Jahreshälfte 2014 beschert, erst im Dezember stieg er ins Training ein. Weil Nadal ständig tiefstapelt, dachten viele, seine vorsichtigen Ziele für den bedeutsamen Auftakt auf dem Hartplatz von Melbourne seien mal wieder ein Ablenkungsmanöver.

"Ich kann nur dem Gegner gratulieren"

Doch schon gegen den unbekannten Amerikaner Tim Smyczek hatte sich Nadal in der zweiten Runde erst in fünf Sätzen durchgequält, körperlich war er nicht auf der Höhe gewesen. Und jetzt, wie war seine Fitness? "Wir haben darüber oft genug geredet und fast jeden Tag", sagte er auf der Pressekonferenz zu den Reportern aus aller Welt, "ich kann nur dem Gegner gratulieren."

Wenn er schon schlecht gespielt hat - als schlechter Verlierer wollte er nicht dastehen.

Es gab nur wenige Statistiken, in denen Nadal vorne lag in diesem Viertelfinalmatch. "Das war nicht so lala. Es war sehr schlecht. Sie dürfen das ruhig so sagen", korrigierte Nadal einen Fragesteller. So brachte er zum Beispiel mehr erste Aufschläge ins Feld, doch gleich beim nächsten Wert - gewonnene Punkte nach dem ersten Aufschlag - war Berdych wieder besser (82 zu 62 Prozent). Gerade einmal exakt 60 Minuten dauerten die ersten beiden Sätze, im zweiten Satz machte Nadal nur zehn Punkte insgesamt. Eine kleine Behandlungspause nahm er schließlich. Das macht er öfter, wenn es nicht läuft, und wieder dachten viele in diesem Augenblick: Der kommt zurück. Aber Nadal kam nicht zurück.

"Mir fehlte einfach die richtige Intensität", analysierte er weiter. Ihm hätten schlicht Matches auf hohem Niveau zuvor gefehlt. Nadal wirkte nicht übermäßig niedergeschlagen, er lächelte zwischendurch sogar. "So ist das eben, wenn du nach einer Verletzung zurückkehrst und keinen Rhythmus mehr hast." Diesmal hatte seine Tiefstapelei wirklich gute Gründe.

Nadals rasche Niederlage, die er lediglich im dritten Satz mit dem Erreichen des Tie-Breaks hinauszögerte, passte zu diesem merkwürdigen Dienstag in Melbourne. Es gab überraschend deutliche Siege in den wichtigen Matches, in denen eigentlich zumindest spannende Momente erwartet worden waren. Die Russin Jekaterina Makarowa (Weltranglisten-10.) dominierte mit ihrem aggressiven Spiel die Rumänin Simona Halep (3.) mit 6:4, 6:0. Und ihre Landsfrau Maria Scharapowa (2.), die schon lange in den USA lebt, ließ ihrer Herausforderin Eugenie Bouchard (7.) aus Kanada beim 6:3, 6:2- Erfolg keine Chance. Damit wird definitiv eine Russin im Frauen-Endspiel stehen, denn Makarowa und Scharapowa treffen im Halbfinale aufeinander.

Dort sind auch Julia Görges und Anna-Lena Grönefeld angelangt, im Doppel zogen sie nach einem 6:3, 7:5 gegen Kiki Bertens (Niederlande) und Johanna Larsson (Schweden) in die Runde der letzten Vier ein. Zuvor hatte das Fed-Cup-Doppel die Weltranglisten-Ersten Sara Errani und Roberta Vinci aus Italien besiegt.

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