Impfkonferenz:Deutschland gibt 600 Millionen Euro für weltweite Impfungen

  • Deutschland stellt dem internationalen Impffonds für die kommenden fünf Jahre 600 Millionen Euro zur Verfügung. Kanzlerin Merkel sprach sich zudem für ein besseres Krisenmanagement im Gesundheitsbereich aus.
  • Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" fordert die Geberländer auf, Druck auf die Pharmafirmen auszuüben, damit diese Impfstoffe günstiger abgeben.

Deutschland will der globalen Impfallianz Gavi zwischen 2016 und 2020 600 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Auch angesichts der Herausforderungen durch Ebola sei entschieden worden, den Beitrag für die kommende Periode zu erhöhen, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der internationalen Geberkonferenz der Impfallianz in Berlin. Merkel und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hatten ursprünglich geplant, die Impfallianz mit rund 500 Millionen Euro zu unterstützen.

"Ärzte ohne Grenzen" beklagen explodierende Impfstoff-Kosten

Die Organisation "Ärzte ohne Grenzen" fordert, nicht nur Mittel bereitzustellen, sondern dafür zu sorgen, dass diese auch möglichst effizient eingesetzt werden. "Derzeit haben Firmen durch die Intransparenz auf dem Impfstoffmarkt die Möglichkeit, überteuerte Preise zu verlangen. Auch deshalb können nach wie vor nicht alle Kinder geimpft werden", erklärte die Medizinerorganisation. Sie forderte Angela Merkel auf, zusammen mit den anderen Geberländern Druck auf die Pharmaunternehmen auszuüben. "Anstatt die von den Unternehmen verlangten Preise hinzunehmen, müssen als erster Schritt unabhängige Untersuchungen über die tatsächlichen Produktionskosten durchgeführt werden." Der Organisation zufolge sind die Impfkosten durch neue Vakzine in den vergangenen Jahren förmlich explodiert. Ein Kind vollständig zu impfen sei heute 68-mal teurer als noch 2001.

Die Impfallianz Gavi will bis 2020 bis zu sechs Millionen Todesfälle verhindern und dafür 300 Millionen Kinder impfen. Dafür benötigt sie nach eigenen Angaben 7,5 Milliarden US-Dollar (6,7 Milliarden Euro).

Merkel plädiert für eine Art eine "Weißhelm"-Truppe

Merkel schlug weiterhin vor, als Lehre aus der Ebola-Epidemie eine internationale schnelle Eingreiftruppe aus Ärzten und medizinischem Personal aufzustellen. Zudem sollte ein neuer internationaler Finanzfonds garantieren, dass der Ausbruch tödlicher Krankheiten schneller bekämpft werden könne. Dazu müssten auch die organisatorischen Strukturen der UN verändert werden. Sie wolle sich im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft für ein solches verbessertes Krisenmanagement im Gesundheitsbereich einsetzen. Einen ähnlichen Vorschlag für eine solche "Weißhelm-Truppe" hatte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) im Oktober bei einem Treffen der EU-Außenminister gemacht.

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