Dschungelcamp-Nachlese: Tag 13:"Fertig, aus!"

Dschungelcamp, RTL, Walter Freiwald

An Tag 13 muss "die Wahrheit" das Camp verlassen: Walter Freiwald.

(Foto: SZ.de/Katharina Bitzl/RTL)

Tag 13 bringt viele Überraschungen: Der Leitwolf im Camp entpuppt sich als Memme, Tanja kümmert sich um ihre schrumpfenden Brüste. Und am Ende wird auch noch "die Wahrheit" des Camps verwiesen.

Von Ines Alwardt

Wer fällt auf im TV-Dschungel?

16 Tage, elf Möchtegern-Promis, eine Dschungel-Kulisse - und zwei Strippenzieher im Baumhaus. Ich bin ein Star - Holt mich hier raus! (RTL) geht in die neunte Runde. Wer ist dieses Jahr als Zicke besetzt? Wer spielt Psychospielchen? Und was steht bei der Ekelprüfung auf dem Menü? Süddeutsche.de sagt jeden Morgen, wer aufgefallen ist: in der täglichen Einzelkritik zum Dschungelcamp.

Am 13. Tag im Dschungelcamp ist es ein bisschen wie im echten Leben: Erwartungen werden aufgebaut und enttäuscht. Und endlich passieren mal Dinge, mit denen auch der Zuschauer nicht gerechnet hat.

Der Wolf im Schafspelz

Man hatte ja viele Hoffnungen in Aurelio Savina gesetzt. Sex im Camp? Warum nicht, wenn sie mir gefällt?, hatte er noch vor seinem Einzug angekündigt. Inzwischen, das muss selbst frau einräumen, ist von dem anfänglich zumindest noch halbstarken Machogehabe nichts mehr geblieben. Der selbsternannte Leitwolf ist zum eingefallenen selbstmitleidigen Männchen mutiert, das stöhnend am Feuer sitzt, als stünde ihm im nächsten Moment ein qualvoller Tod bevor. "Ich hab' Magenkrämpfe ohne Ende", jammert "Au-Au-Aurelio", wie Moderatorin Sonja Zietlow ihn nennt. Als sich dann sehr bald rausstellt, dass der einstige Muskelprotz am Abend vorher einfach nur zu viel fettigen Tofu in sich hineingeschlungen hat, ist das Image vom starken, unerschütterlichen Kerl, um das sich Aurelio anfänglich noch so redlich bemühte, vollends dahin.

"Die Wahrheit" und der Größenwahn

Walter Freiwald lästert gern. Meistens tarnt er dieses Lästern als altväterliche Weisheiten und schlüpft dann gerne in die Rolle des psychologischen Analytikers, besonders wenn es um seine Konkurrenten geht. Walter scheint sich selbst als allwissendes Orakel wahrzunehmen, das den Zuschauern die Zukunft voraussagt. Über Tanja sagt er zum Beispiel: "Der Dieter Bohlen hat vollkommen Recht gehabt, sie nicht weiter zu lassen - und das wird hier auch so kommen." Über Aurelio und seine Magenkrämpfe sagt er: "Der versucht hier ein Spiel zu spielen und Mitleid zu erhaschen." Eine miese Masche sei das. "Aber die Zuschauer lassen sich nicht manipulieren", sagt er, und dann mit festem Blick in die Kamera: "Die Wahrheit bin ich!" Und die leidet offenbar an Größenwahn.

Bacon eins und Bacon zwei

Tanja hat zwei ziemlich große Brüste, sie nennt sie Bacon eins und Bacon zwei. "Weil jeder liebt Bacon", sagt Tanja. Das Problem ist: Seit sie mit Bacon eins und Bacon zwei im Camp lebt und nur noch Reis und Bohnen zu essen bekommt, sind Bacon eins und Bacon zwei kleiner geworden. Sagt Tanja. Rolfe findet das nicht, er versucht Tanja zu beruhigen und fühlt selbst mal nach. "Nein, die sind doch prall", sagt er, aber Tanja sorgt sich weiter und redet und wiegt und guckt und rückt zurecht. "Hilfe, mein Bacon ist weg. Und jeder Mann liebt doch Bacon." Ziemlich schnell wird klar: Tanja ohne große Brüste wäre wohl nicht Tanja. "Sie ist ein bisschen besessen von ihren Brüsten", sagt Rolfe später. "Ich glaube aber, die sind doch gar nicht echt."

Dschungel-Style

Das Stilbewusstsein der Camp-Bewohner hat seit Beginn der Staffel nachgelassen. Aurelio tritt nur noch mit tief ins Gesicht gezogenem Hut vor die Kamera, und Walter rennt in schlabbrigem Feinripp-Unterhemd durch die Gegend. Für den Zuschauer nur schwer zu ertragen, aber noch halbwegs verständlich, wenn man so tief im Urwald wohnt und kaum Klamotten dabei hat. Weniger nachvollziehbar scheint die Kleiderauswahl, die vermutlich RTL für die beiden Moderatoren erledigt. An Tag 13 trägt Daniel Hartwich ein creme-blau-braun-kariertes Hemd, Sonja Zietlow eine mindestens vierfarbige Tunika, die aussieht als käme sie frisch aus der Batik-Werkstatt. Die Musterkombination der beiden Oberteile schmerzt optisch empfindlichen Menschen regelrecht in den Augen. Verlass ist einzig - zumindest was die Kosmetik angeht - auf Tanja, die trotz aller Umstände noch immer perfekt lackierte rote Fingernägel trägt.

Bye bye, Walter

Ein paar Tage zuvor hatte er noch erklärt, das Camp sei seine letzte große Chance. Walter Freiwald, Teleshopping-Verkäufer und Ex-Co-Moderator von "Der Preis ist heiß", wollte nochmal richtig loslegen. Erst Dschungelkönig werden, dann eine eigene Show, sowas wie "Wer wird Millionär?" zum Beispiel. Schließlich hatte er das Angebot von "Wetten dass...???" damals nach eigenen Angaben ja abgelehnt (das ZDF hat inzwischen dementiert, Freiwald die Moderation jemals angeboten zu haben).

Jedenfalls wollte Walter dieses "Ding" gewinnen. Die größte Überraschung an Tag 13 ist aber: Das klappt nicht. Die erste Reaktion, als Walter seinen Namen hört: Kamera-Lächeln, die zweite Reaktion: "Alles gut". Die Ex-Konkurrenten, die da auf ihren Baumstämmen hocken, schweigen. Keiner sagt etwas. Also muss Walter sich selbst helfen und setzt wieder seine Rolle auf: den Moderator aus einer längst vergangenen Fernsehzeit: "Die Zuschauer haben entschieden", sagt er. "Fertig, aus!"

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