Referenzpunkt:Immer gut orientiert

Referenzpunkt: Tobias Eschenbacher, Josef Hauner, Anton Greiner, Rainer Bauer und Klement Aringer (von links) wissen jetzt genau, wo sie sind.

Tobias Eschenbacher, Josef Hauner, Anton Greiner, Rainer Bauer und Klement Aringer (von links) wissen jetzt genau, wo sie sind.

(Foto: Marco Einfeldt)

Auch im Landkreis Freising gibt es jetzt zur genauen Positionsbestimmung einen geodätischen Referenzpunkt.

Von Kerstin Vogel, Freising

Der Freisinger Oberbürgermeister, so erfährt man an diesem kalten Mittwochvormittag, ist "halbdigital" unterwegs. Das bedeutet, dass er zwar ein GPS-gesteuertes Navigationssystem auf seinem Smart-Phone hat und das auch zu bedienen weiß. Tobias Eschenbacher kann aber offenbar auch noch auf Papier gedruckte Wanderkarten lesen. Und er kann in Zukunft direkt in Freising an einem "geodätischen Referenzpunkt" auf der Korbiniansbrücke überprüfen, ob denn die Angaben seines Smartphones aus der digitalen Welt auch zu den analogen Gegebenheiten passen, sprich: Ob das eigene GPS-Gerät auch die exakten Koordinaten erfasst.

Die Welt ist, das weiß man aus der Schule, mit einem unsichtbaren Netz aus Längen- und Breitenkreisen überzogen, deren Schnittstellen die Lage eines Punktes auf der Erde beschreiben. Jede moderne, digitale Navigation benötigt diese Koordinaten, die von mehr als 50 Navigationssatelliten im All übermittelt werden. Um die Empfänger genau einzustellen, braucht es die geodätischen Referenzpunkte - und die Bayerische Vermessungsverwaltung hat es sich zum Ziel gesetzt, jeden Landkreis im Freistaat mit so einem Punkt auszustatten. Freising war die Nummer 20 auf der Liste und als Standort wurde eine kleine, aber prominente Fläche auf der Lerchenfelder Seite der Korbiniansbrücke ausgewählt.

Auf einer gravierten Platte, die auf einem eigens dafür entworfenen Edelmetallgestell ruht, stehen die Koordinaten 48°23,7939' nördliche Breite und 11°45,1261' östliche Länge sowie die Höhenangabe 448,8 Meter über Normalnull - und genau das muss ein Smartphone oder Navi auch anzeigen, wenn man es auf den geodätischen Punkt legt. Diese Messpunkte seien bislang stets in der Erde vergraben oder auf einem Kirchturm ausgewiesen worden, sagte Rainer Bauer, zuständiger Abteilungsleiter im bayerischen Finanzministerium, am Mittwoch. Wegen des großen Nutzens für die Anwender von GPS-Geräten soll künftig jedoch jeder die geodätischen Punkte leicht finden können. Die Korbiniansbrücke in Freising sei dabei ein "wunderbar passender Platz", lobte Bauer. Hier würden zahlreiche Rad- und Wanderwege zusammentreffen - und vielleicht locke der geodätische Punkt ja auch manch einen zu anderen Sehenswürdigkeiten in der Stadt.

Für Schulklassen biete sich hier zudem ein neues Ausflugsziel im Geografie-Unterricht an - und: Nützlich sei die exakte Positionsbestimmung beispielsweise auch für alle Geocacher. Das sind Menschen, die in ihrer Freizeit eine Art GPS-gestützter Schatzsuche betreiben. Immerhin 100 000 Fans hat dieses Hobby Bauer zufolge in ganz Deutschland schon. Zumindest in Freising sei nun die Gefahr gebannt, "dass die an der völlig falschen Stelle graben", sagte der Oberbürgermeister augenzwinkernd.

Der Präsident des Landesamtes für Digitalisierung, Breitband und Vermessung, Klement Aringer, den es am Mittwoch auch nach Freising verschlagen hatte, freute sich ebenfalls über den ideal gewählten Ort für den geodätischen Punkt in Freising - wegen des Knotenpunkts der Geh-, Rad- und Wanderwege hier, aber auch "wegen des wunderbaren Blicks auf den Dom". Aringer gefiel zudem die Bezugnahme auf den Heiligen Korbinian. Auch der sei schließlich "ein großer Wanderer gewesen", sagte Aringer bewundernd: "Von hier nach Rom und zurück und das alles ohne Karte und GPS."

Auch das also lernt man an diesem kalten Mittwochvormittag: Im Gegensatz zum "halbdigitalen" Oberbürgermeister war der Bischof damals sozusagen "vollanalog" unterwegs.

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