Buschkowsky-Nachfolgerin Franziska Giffey:Die Neue für Neukölln

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Heiter statt bollerig, aber doch ganz auf Linie ihres Vorgängers: Die Stadträtin Franziska Giffey wird voraussichtlich Heinz Buschkowsky als Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln nachfolgen. (Foto: dpa)
  • Franziska Giffey, die voraussichtlich Heinz Buschkowsky als Bürgermeisterin von Berlin-Neukölln nachfolgen wird, gilt als ein großes Talent der Berliner SPD.
  • Die 36-Jährige wollte zunächst Lehrerin werden, legte ihr Diplom als Verwaltungswirtin ab und promovierte zum Thema EU-Kommission und Zivilgesellschaft.
  • Seit Jahren arbeitet sie für den Bezirk Neukölln und wurde dabei von Buschkowsky gefördert.

Von Jens Schneider

Als Erstes fällt ihr ganz anderer Ton auf. Sicherlich, so bollerig wie Heinz Buschkowsky aus Neukölln kann nur Heinz Buschkowsky aus Neukölln sein. Aber seine voraussichtliche, von ihm seit Jahren geförderte Nachfolgerin als Bürgermeisterin dort unterscheidet sich im Auftreten sehr.

Franziska Giffey, 36, spricht mit einer lieblichen, hellen Stimme. Sie nimmt ihr Gegenüber durch ein heiteres Lachen für sich ein. Aber in der Sache ist sie bestimmt und klar - wenn es um bessere Schulen geht oder handfeste Projekte für die Integration von Migranten in Neukölln, wo Menschen aus aller Herren Länder das Stadtbild bestimmen und es viele Brennpunktschulen gibt. Längst gilt sie als eines der großen Talente der Berliner SPD.

Voraussichtliche Nachfolgerin von Buschkowsky in Neukölln: Franziska Giffey. (Foto: Paul Zinken/dpa)

Sie war erst 24, als Buschkowsky 2002 jemanden suchte, der für Projekte in Neukölln Mittel aus den EU-Töpfen heranholt. Schon eine Stunde nach ihrem Bewerbungsgespräch rief er an: Er hatte sich für sie entschieden. In Frankfurt/Oder geboren und in einem Dorf in Brandenburg aufgewachsen, wollte sie zunächst Lehrerin werden und studierte dazu Englisch und Französisch. Dann aber legte sie ein Diplom als Verwaltungswirtin ab; "einfach aus Neugier" bewarb sie sich für Studienprogramme im Ausland, kam so nach Japan, Frankreich und England. In London lernte sie im Jahr 2000 im Büro des Bezirksbürgermeisters von Lewisham, wie viel weiter man dort bei der IT-Verwaltung, aber auch bei der Werbung um EU-Gelder war.

Acht Jahre lang tat sie genau das für Neukölln und lernte darüber die Probleme des Bezirks kennen. In dieser Zeit promovierte Giffey; ihr Thema lautete: "Europas Weg zum Bürger - Die Politik der Europäischen Kommission zur Beteiligung der Zivilgesellschaft", am Beispiel von: Berlin-Neukölln, was sonst.

"In der Sache bin ich ganz nahe bei Buschkowsky"

2010 wurde sie Schulrätin und folgte der Linie ihres Mentors. "In der Sache bin ich ganz nahe bei Buschkowsky", sagt Giffey. Das ginge ja gar nicht anders, weil sie doch die Wirklichkeit in Neukölln nicht ignorieren könne. "Wenn Kinder in die Schule kommen und noch nie eine Schere oder ein Stück Knete in der Hand gehalten haben, ja einfach nicht gefördert wurden, ist das ein Rückstand, den sie nicht mehr aufholen können." Deshalb fordert sie eine Kindergartenpflicht, so wie sie wegen der harten Realität an manchen Schulen im Bezirk einen Wachschutz eingeführt hat. Sie selbst ist Mutter eines fünfjährigen Jungen.

Franziska Giffey steht im Ruf, dass sie Angekündigtes auch erledigt. Man weiß, dass sie in Sachfragen Parteifreunden oder auch Senatoren offen widerspricht, wenn Erfahrungen aus ihrem Bezirk es gebieten: "Für mich ist handlungsleitend, was ich jeden Tag sehe." Buschkowsky ist oft vorgeworfen worden, zum schlechten Image von Neukölln beizutragen. Sie widerspricht: "Es hat mit Schlechtreden nichts zu tun, wenn man die Probleme anspricht." Das werde auch ihre Methode sein.

© SZ vom 30.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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