Klinikum in Offenbach:Klinikmitarbeiter lasen unerlaubt Tuğçes Krankenakte

  • Etwa 90 Mitarbeiter des Klinikums Offenbach haben Medienberichten zufolge illegal die Akte von Tuğçe A. gelesen.
  • Das Schicksal der Studentin habe alle Menschen, auch die Klinikmitarbeiter, "emotional sehr angegriffen", sagte Geschäftsführer Sascha John.
  • Derzeit werde mit allen Beschuldigten gesprochen. Ihnen drohen Ab- oder Ermahnungen.

Menschlich nachvollziehbar

Während die junge Studentin Tuğçe A. im Klinikum Offenbach im Koma lag, haben etwa 90 Krankenhaus-Mitarbeiter illegal ihre Akte gelesen. Das Sana-Klinikum Offenbach bestätigte am Freitag entsprechende Medienberichte.

Eigentlich dürfen nur Ärzte und Pfleger Krankenakten einsehen, die mit dem Patienten direkt zu tun haben. Das Schicksal der Studentin habe alle Menschen, auch die Klinikmitarbeiter, "emotional sehr angegriffen", sagte Geschäftsführer Sascha John. "Das war die Hauptmotivation." Menschlich sei das nachvollziehbar - zu entschuldigen sei es aber nicht.

Mitarbeitern drohen Ab-und Ermahnungen

Derzeit werde mit allen Beschuldigten gesprochen. Ihnen drohen Ab- oder Ermahnungen, Kündigungen wurden bisher nicht ausgesprochen. Man habe keine Hinweise darauf, dass jemand Unterlagen kopiert und weitergegeben habe, sagte John.

Ans Licht gekommen war der Fall, weil das Datensystem der Klinik für November 2014 überdurchschnittlich viele Zugriffe auf Krankenakten auswies. Als die Klinikleitung nach dem Grund suchte, fiel die Häufung bei Tuğçe auf.

Die Studentin war Mitte November vor einem Fast-Food-Lokal in Offenbach niedergeschlagen worden. Knapp zwei Wochen lang lag sie im Koma, bevor die lebenserhaltenden Maschinen an ihrem 23. Geburtstag abgeschaltet wurden. Vor dem Offenbacher Klinikum versammelten sich etwa 1500 Menschen.

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