Reaktionen zum Tod von Richard von Weizsäcker:Politiker aller Parteien trauern um "Welt- und Staatsbürger im besten Sinne"

  • Internationale Staatsmänner und Politiker aller Parteien äußern sich zum Tod von Richard von Weizsäcker.
  • In den Augen von Bundespräsident Joachim Gauck stand der CDU-Politiker Weizsäcker für eine Bundesrepublik, "die sich ihrer Vergangenheit stellt".

Reaktionen auf den Tod des Altbundespräsidenten

Als "herausragendes Staatsoberhaupt" hat Bundespräsident Joachim Gauck Richard von Weizsäcker gewürdigt. Er bezeichnet den Verstorbenen in einem Kondolenzschreiben an die Witwe Marianne von Weizsäcker als "Welt- und Staatsbürger im besten Sinne". "Die Nachricht erfüllt mich mit tiefer Trauer. Wir verlieren einen großartigen Menschen." Weizsäcker habe das Amt des Bundespräsidenten auf bleibende Weise geprägt und sei ein Zeuge des Jahrhunderts gewesen.

"Aus der Erfahrung von Krieg und Gewaltherrschaft folgte sein Engagement für ein friedliches und vereintes Europa", so Gauck weiter. "Er vertiefte die Freundschaft mit den Partnern im Westen und suchte die Verständigung mit den Völkern im Osten. Schon früh sah er in der Überwindung der Spaltung Europas die einzige Möglichkeit zur Überwindung der Spaltung Deutschlands." Weizsäcker habe weltweit für ein Deutschland gestanden, das seinen Weg in die Mitte der demokratischen Völkerfamilie gefunden hatte. "Er stand für eine Bundesrepublik, die sich ihrer Vergangenheit stellt." Für den 11. Februar hat Gauck einen Staatsakt zum Gedenken an Weizsäcker angeordnet.

Richard von Weizsäcker gestorben

Vertiefte die Freundschaft mit den westlichen Partnern: Richard von Weizsäcker und François Mitterrand 1987 im Park der Villa Hammerschmidt in Bonn.

(Foto: dpa)

Für Kanzlerin Angela Merkel ist der Tod Richard von Weizsäckers "ein großer Verlust für Deutschland". Er habe seinen großen Intellekt, seine Würde und die Fähigkeit zur klugen Rede jahrzehntelang in den Dienst der Demokratie gestellt. Deutschland verdanke ihm richtungsweisende Reden. Hinter den Worten hätten gelebte Werte gestanden. Sie denke dabei besonders an die Rede zum 40. Jahrestags des Endes des Zweiten Weltkrieges 1985. Außerdem sei ihm stets die Überwindung der Teilung Deutschlands und Europas ein Herzensanliegen gewesen. "Ich werde nie seine Ansprache am 3. Oktober 1990 vergessen, und meinen inneren Jubel, als er sagte: "So erleben wir den heutigen Tag als Beschenkte - die Geschichte hat es dieses Mal mit uns Deutschen gut gemeint."

SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel betonte: "Richard von Weizsäcker hatte die Gabe und den Intellekt, den Menschen Orientierung zu geben und Deutschland in der Welt würdig zu vertreten."

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) schrieb in einem Beitrag für die Bild am Sonntag: "Gerade jetzt, in einer Zeit, da längst überwunden geglaubte Konflikte wieder aufbrechen, sollten wir uns an die Worte Richard von Weizsäckers erinnern."

Volker Kauder, der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, teilt in einer ersten Erklärung mit: "Der Tod von Richard von Weizsäcker erfüllt uns mit tiefer Trauer. Wir verlieren einen Politiker und Staatsmann, der die parlamentarische Demokratie in Deutschland über Jahrzehnte maßgeblich geprägt und Deutschlands Ansehen in der Welt gemehrt hat." Auch lange nach seiner Amtszeit "blieb seine Stimme für uns alle wichtig", betont Kauder.

Die Grünen-Fraktionschefs Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter erklären: "Richard von Weizsäcker hat Deutschland verändert - und er hat das Bild von Deutschland verändert. Wie kaum ein anderer Politiker hat er in seiner Zeit als Bundespräsident Vertrauen in das demokratische Deutschland geschaffen. Sein stets offenes, sachliches und warmherziges Auftreten hat überall in der Welt Menschen ihre Vorbehalte und Ängste gegenüber unserem Lande genommen."

FDP-Chef Christian Lindner sagte: "Als Bundespräsident aller Bürger war er überparteilich und gleichzeitig kritisch gegenüber den Parteien. Seine Rede zum 40. Jahrestag des Kriegsendes bleibt unvergessen und als sein geistiges Erbe lebendig. Viele seiner Worte sind heute aktueller denn je."

Bundestagsvizepräsidentin und Linken-Politikerin Petra Pau schreibt auf Twitter: "Danke für alles, vor allem auch für sehr persönliche Begegnungen, Gespräche, Nachfragen, den Respekt Richard von Weizsäcker."

Linken-Fraktionschef Gregor Gysi würdigt Weizsäcker als "herausragende Persönlichkeit". "Er hat ein bewegtes Leben geführt. Zunächst Offizier im Zweiten Weltkrieg, kam er Schritt für Schritt zu der Erkenntnis, welches verbrecherische Regime die Nazidiktatur war", sagte Gysi am Samstag in Berlin.

CSU-Chef Horst Seehofer sagte: "Als Bundespräsident war es Richard von Weizsäcker ein großes Anliegen, "Präsident aller Bürger" zu sein und genau das war er. Er war eigenständig und überparteilich und prägte damit das Bild eines idealen Staatsoberhaupts." Deutschland verlieren "einen der ganz großen Deutschen der Nachkriegsgeschichte".

Piraten-Politikerin Julia Probst erinnert sich mit einer Episode aus ihrer Schulzeit an Weizsäcker:

Bundesjustizminister Heiko Maas twittert:

Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, erinnert sich an einen herausragenden Politiker und Staatsmann: Mit seiner Rede zum 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs hat er "den Weg frei gemacht für einen selbstkritischen, offenen und ehrlichen Umgang mit der deutschen Geschichte".

Der Präsident des Europäischen Parlamentes Martin Schulz äußert sich ebenfalls auf Twitter: "Verneige mich vor Richard von Weizsäcker, einem herausragenden Staatsmann, der Deutschland geprägt hat und dessen Wirken unvergessen bleibt."

Frankreichs Staatspräsident François Hollande hat Richard von Weizsäcker als Zeugen und Akteur seiner Zeit gewürdigt. Er habe durch seine persönliche Geschichte, sein politisches Engagement und seine moralische Haltung die Geschichte seines Landes geprägt, sagte Hollande. Er teile die Trauer des deutschen Volkes.

Auch österreichische Politiker würdigten von Weizsäcker. Dieser habe in seiner Rede vom 8. Mai 1985 zum Ende des Zweiten Weltkrieges "richtungsweisende Akzente gesetzt und zu den guten Beziehungen zwischen Deutschland und Österreich wichtige Beiträge geleistet", sagte Bundespräsident Heinz Fischer. Und Bundeskanzler Werner Faymann bemerkte,"sein Engagement für ein friedliches und vereintes Europa sollte uns heute mehr denn je ein Beispiel sein."

1962 trat Weizsäcker dem Präsidium des Deutschen Evangelischen Kirchentags bei, dessen Präsident er von 1964 bis 1970 sowie 1979 bis 1981 war. Dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehörte er von 1969 bis 1985 an. Kirchentagsgeneralsekretärin Ellen Ueberschär erklärte in einer ersten Reaktion auf den Tod: "Richard von Weizsäcker hat den Kirchentag zusammengehalten in wichtigen Zeiten und stand exemplarisch für die Verbindung eines aufgeklärten Protestantismus mit politischer Beherztheit."

Offizielle Kondolenzbücher liegen in Berlin und Köln aus

In Berlin liegt das Kondolenzbuch zum Tod von Richard von Weizsäcker in Schloss Bellevue aus. Bürger können sich zu folgenden Zeiten eintragen: Samstag, 31. Januar 2015, von 15.30 bis 18.00 Uhr / Sonntag, 1. Februar 2015, von 11.00 bis 18.00 Uhr / Montag, 2. Februar 2015, von 10.00 bis 18.00 Uhr.

In Bonn liegt das Kondolenzbuch in der Villa Hammerschmidt aus am: Montag, 2. Februar 2015, von 10.00 bis 18.00 Uhr.

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