Sadschida al-Rischawi:Die Frau, die der IS freipressen wollte

File photo of Iraqi Sajida al-Rishawi inside a military court at Juwaida prison in Amman

Sadschida al-Rischawi im Gefängnis in Amman.

(Foto: REUTERS)
  • Jordanien hat die Irakerin Sadschida al-Rischawi exekutiert, nachdem ein Gefangenenaustausch mit dem "Islamischen Staat" gescheitert war.
  • Al-Rischawi gilt als Mittäterin der Anschläge auf Hotels in der jordanischen Hauptstadt Amman im November 2005. Ein defekter Zünder soll ihr Selbstmordattentat verhindert haben.
  • Die Frau soll verwandtschaftliche Verbindungen zu ranghohen Terroristen gehabt haben.

Von Michael König

Der Hochzeitstag von Nadia al-Alami und Ashraf Akhras ist ein Mittwoch, der 9. November 2005. Am Abend betreten die Braut (ganz in Weiß) und der Bräutigam (im schwarzen Anzug mit roter Krawatte) den Saal im Radisson SAS Hotel in der jordanischen Hauptstadt Amman. Ihre Gäste applaudieren. Auf Fotos von damals sind glückliche Menschen zu sehen.

Wedding Party Rocked By Suicide Blasts

Das Brautpaar vor dem Terroranschlag im November 2005.

(Foto: Getty Images)

Augenblicke später sind mehr als 30 Hochzeitsgäste tot, darunter die Väter der Brautleute. Beinahe zeitgleich explodieren auch im Grand-Hyatt- und im Days-Inn-Hotel in Amman Bomben. Ein koordinierter Anschlag auf Orte, an denen auch viele westliche Touristen verkehren. Etwa 60 Menschen kommen ums Leben, 115 werden verletzt.

Geständnis vor laufenden Kameras

Tage später führt die jordanische Justiz Sadschida al-Rischawi als Täterin vor - die Frau, die im Februar 2015 wieder die Schlagzeilen beherrscht, weil die Terrororganisation "Islamischer Staat" ihre Freilassung erpressen will. Ein Gefangenenaustausch scheitert, der IS tötet zwei Geiseln. Jordanien richtet im Gegenzug Sadschida al-Rischawi hin.

Sajida al-Rishawi

Al-Rischawi bei ihrem Geständnis im jordanischen Staatsfernsehen. Sie trägt zu Demonstrationszwecken einen leeren Sprengstoffgürtel.

(Foto: AP)

Damals, 2005, legt die Frau vor laufenden Kameras ein Geständnis ab, von dem sie später sagen wird, es sei unter Zwang zustande gekommen. Darin erklärt sie, ihr Ehemann Ali al-Schammari und sie, beide aus dem Irak, beide sollen damals 35 Jahre alt sein, hätten sich als Selbstmordattentäter unter die Hochzeitsgesellschaft gemischt:

"Mein Mann und ich gingen in das Hotel. Er ging in eine Ecke und ich in die andere. Es gab eine Hochzeit in dem Hotel mit Kindern, Frauen und Männern. Mein Mann zündete seine Bombe. Ich versuchte, meinen Gürtel zur Explosion zu bringen, aber es ging nicht. Da verließ ich das Hotel. Die Leute rannten und flohen, und ich rannte mit ihnen."

Warum al-Rischawi dem Tod zunächst entging

Der jordanischen Regierung zufolge streikt der Zünder, als sich al-Rischawi in die Luft sprengen will. Die Frau wird im April 2006 zum Tode verurteilt, doch kurz darauf setzt Jordanien die Vollstreckung der Todesstrafe aus. Das gilt bis Ende 2014, dann greift das Königreich wieder zum Strick. Vielleicht ist das der Grund, warum der "Islamische Staat" al-Rischawi, von Dschihadisten als Heldin verehrt, im Februar 2015 freipressen will. Vielleicht fühlen sich mächtige Personen im IS ihr verbunden.

Familiäre Verbindungen zu al-Qaida

Sadschida al-Rischawi soll mit ranghohen Terroristen familiär eng verbunden gewesen sein. Ihr Bruder war nach Angaben der jordanischen Regierung ein Vertrauter von Abu Musab al-Sarkawi, dem 2006 durch einen US-Luftschlag getöteten Anführer der Terrororganisation al-Qaida im Irak, aus der später der "Islamische Staat im Irak und in (Groß-)Syrien" hervorging.

Auch der Bruder selbst soll von amerikanischen Soldaten getötet worden sein. Das sei der Auslöser für ihre Radikalisierung gewesen, heißt es. Arabische Medien zeichneten 2005 das Bild einer Überzeugstäterin, die ihren Mann erst kurz vor dem Anschlag geheiratet habe, um sich daran beteiligen zu können.

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